DAZ.online-Wochenschau

Frauenärzte und die „Pille danach“ 

Stuttgart - 26.03.2016, 14:05 Uhr


Die Frauenärzte können es nicht lassen. Auch über ein Jahr nach dem OTC-Switch der „Pille danach“ stellen sie die Beratungsleistung der Apotheker in Frage. Ihre aktuellen Aussagen untermauern sie allerdings mit fragwürdigen statistischen Zusammenhängen. Lesen sie hier die persönlichen Wochen-Highlights von DAZ.online-Redakteurin Julia Borsch. 

Die „Pille danach“ ist jetzt etwas mehr als ein Jahr in der Apotheke ohne Rezept erhältlich. Man hört eigentlich sehr wenig darüber, was ist in der Regel ein gutes Zeichen ist. Die einzigen, die in regelmäßigen Abständen neue Probleme identifizieren, sind die Frauenärzte. Sie erweisen sich nach wie vor als schlechte Verlierer im Ringen um die Rezeptpflicht.

Rechnen oder nicht rechnen?

So hatte etwa Birgit Seelbach-Göbel, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Beratung der Apotheker zur „Pille danach“ bei „Spiegel online“ kritisiert. Die Apotheker würden häufig unnötigerweise die „Pille danach“ abgeben, da sie den Zyklusstand nicht abfragten.

Ihr Kollege Christian Albring hingegen, seines Zeichens Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, hat sich über angeblich in der Apotheke durchgeführte Zyklus-Rechenspielchen ausgelassen. Apotheker sollten dies tunlichst unterlassen. Ja, was denn jetzt? (Natürlich nicht rechnen, wie jeder Apotheker wissen sollte.)

DAZ.online-Redakteurin Julia Borsch

„Ich würfle mir eine Statistik"

Jetzt hat sich Christian Albring erneut gegenüber der Deutschen Pressagentur geäußert. Zwar würden durch die Rezeptfreiheit mehr Präparate zur Notfallverhütung nach ungeschütztem Sex verkauft. Aber der Anteil, der wirkungslos bleibt, sei laut Statistik höher als vorher.

Er hat auch eine Erklärung dafür: Verantwortlich seien die Apotheker, die die Frauen über die Wirkung der „Pille danach“ nicht ausreichend aufklären. Das Problem: Es gibt überhaupt keine Statistik, die zeigen würde, dass die Wirksamkeit der „Pille danach“ abnimmt. Albring zieht gegenüber der dpa daher die Statistik für Schwangerschaftsabbrüche heran. Denn hier sind im letzten Quartal 2015 die Zahlen gestiegen.

Aber geben diese Zahlen überhaupt das her, was Albring behauptet? DAZ-Chefredakteur Benjamin Wessinger hat so seine eigene Meinung zu  diesen Schlussfolgerungen, wie Sie in seinem Kommentar nachlesen können. Nach der Logik der Frauenärzte, könnte der Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche nämlich genauso gut am Rückgang der öffentlichen Schulden liegen, schreibt Wessinger. So ganz nach dem Motto, „ich würfle mir eine Statistik." 

Was kommt als nächstes?

Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was Albring, Seelbach-Göbel und Co. noch so einfällt. Es wäre überraschend, wenn in dieser Sache das letzte Wort tatsächlich gesprochen wäre und die gute Arbeit der Apotheker einfach mal anerkannt wird (gerne auch stillschweigend).


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

FRAUENÄRZTE APOTHEKER/INNEN SIND WISSENSCHAFFTLER!

von Barbaros Orhon am 27.03.2016 um 11:25 Uhr

Ich habe immer bei der Abgabe eines Rx.mit der Antibabypille versucht die Probantinen, sich regelmäßig täglich mit einen Tellerrohkost wie Gemüse und Obst zu versorgen,um die dadurch verursachte B Vitaminmangel abzuschwächen.Daß die Pille dem Körper Vitamine klaut hatte ich anhand eines wissenschaftlichen Handzettels betreffenden Nahrungsmittellisten den Probantinen immer mitgegeben.Eines Tages kam der Gynäkolege aufgeregt zu meiner Apotheke mich mit der Beschuldigung, Vitaminpillen verkaufen zu wollen.Leider halten einige Mediziner uns immer noch als
nicht ausgebildete Geschäftsleute.Heute werden diese arogante (nicht wissende)Menschen mit großen Komplexen uns weiter so halten.Bleibt nichts anderes als Einzelkämpfe weiter zu führen.Natürlich unsere schwarze Schafe mußten sich auch umstellen,wenn unser Berufstand nicht veschwinden sollte.

Barbaros Orhon
Löningen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wahl der Plattform?

von Dominik Mierswa am 27.03.2016 um 8:45 Uhr

Jetzt haben's aber alle dem griesgrämigen Albring richtig gegeben. Die Kommentatoren der Standespresse sind sich mit uns Pharmazeuten einig, dass Albring und Konsorten getrieben vom Neid Halbwahrheiten, Unwahrheiten und verdrehte Statistiken von sich geben.
Allgemeines Schulterklopfen und zustimmendes Nicken im Berufsstand.

Aber: Die Spitze des Herrn Albring war eine dpa-Meldung, die ich auch im Wirtschaftsteil unserer Tageszeitung nachlesen konnte. Wo bleibt die Antwort via Presseagentur, nachlesbar in allen wichtigen Tageszeitungen? Die Aussage von Herrn Albring steht -egal, wie unzutreffend sie ist. Solange die Reaktionen darauf nicht an gleicher prominenter Stelle zu finden sind, werden sie außer von ein paar Pharmazeuten nicht wahrgenommen. Die Kassen machen es genauso. Darüber sollte man ggf. mal nachdenken, wenn man sich darüber beklagt, dass unsere Arbeit von der Allgemeinheit nicht ausreichend gewürdigt wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.