- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Frauenärzte und die „...
DAZ.online-Wochenschau
Frauenärzte und die „Pille danach“
Die Frauenärzte können es nicht lassen. Auch über ein Jahr nach dem OTC-Switch der „Pille danach“ stellen sie die Beratungsleistung der Apotheker in Frage. Ihre aktuellen Aussagen untermauern sie allerdings mit fragwürdigen statistischen Zusammenhängen. Lesen sie hier die persönlichen Wochen-Highlights von DAZ.online-Redakteurin Julia Borsch.
Die „Pille danach“ ist jetzt etwas mehr als ein Jahr in der Apotheke ohne Rezept erhältlich. Man hört eigentlich sehr wenig darüber, was ist in der Regel ein gutes Zeichen ist. Die einzigen, die in regelmäßigen Abständen neue Probleme identifizieren, sind die Frauenärzte. Sie erweisen sich nach wie vor als schlechte Verlierer im Ringen um die Rezeptpflicht.
Rechnen oder nicht rechnen?
So hatte etwa Birgit Seelbach-Göbel, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Beratung der Apotheker zur „Pille danach“ bei „Spiegel online“ kritisiert. Die Apotheker würden häufig unnötigerweise die „Pille danach“ abgeben, da sie den Zyklusstand nicht abfragten.
Ihr Kollege Christian Albring hingegen, seines Zeichens Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, hat sich über angeblich in der Apotheke durchgeführte Zyklus-Rechenspielchen ausgelassen. Apotheker sollten dies tunlichst unterlassen. Ja, was denn jetzt? (Natürlich nicht rechnen, wie jeder Apotheker wissen sollte.)
„Ich würfle mir eine Statistik"
Jetzt hat sich Christian Albring erneut gegenüber der Deutschen Pressagentur geäußert. Zwar würden durch die Rezeptfreiheit mehr Präparate zur Notfallverhütung nach ungeschütztem Sex verkauft. Aber der Anteil, der wirkungslos bleibt, sei laut Statistik höher als vorher.
Er hat auch eine Erklärung dafür: Verantwortlich seien die Apotheker, die die Frauen über die Wirkung der „Pille danach“ nicht ausreichend aufklären. Das Problem: Es gibt überhaupt keine Statistik, die zeigen würde, dass die Wirksamkeit der „Pille danach“ abnimmt. Albring zieht gegenüber der dpa daher die Statistik für Schwangerschaftsabbrüche heran. Denn hier sind im letzten Quartal 2015 die Zahlen gestiegen.
Aber geben diese Zahlen überhaupt das her, was Albring behauptet? DAZ-Chefredakteur Benjamin Wessinger hat so seine eigene Meinung zu diesen Schlussfolgerungen, wie Sie in seinem Kommentar nachlesen können. Nach der Logik der Frauenärzte, könnte der Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche nämlich genauso gut am Rückgang der öffentlichen Schulden liegen, schreibt Wessinger. So ganz nach dem Motto, „ich würfle mir eine Statistik."
Was kommt als nächstes?
Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was Albring, Seelbach-Göbel und Co. noch so einfällt. Es wäre überraschend, wenn in dieser Sache das letzte Wort tatsächlich gesprochen wäre und die gute Arbeit der Apotheker einfach mal anerkannt wird (gerne auch stillschweigend).
Vergangene Woche auch noch lesenswert
EI UND CHOLESTERIN: Viel gesünder als gedacht
AKUTER HÖRSTURZ: Erst abwarten, dann Cortison
ENGPASSENDE BEI SECHSFACH-IMPFSTOFF: Hexyon ist wieder verfügbar
KEINE GRENZWERTE: Foodwatch findet Spuren von Mineralöl in Schokohasen
STIFTUNG WARENTEST: Aflatoxine in Nuss-Nougat-Cremes nachgewiesen
RETAXFALLE: Bei teuren Verordnungen für Asylbewerber den Kostenträger prüfen
2 Kommentare
FRAUENÄRZTE APOTHEKER/INNEN SIND WISSENSCHAFFTLER!
von Barbaros Orhon am 27.03.2016 um 11:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wahl der Plattform?
von Dominik Mierswa am 27.03.2016 um 8:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.