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Hormontherapie in den Wechseljahren
Bereits Kurzzeitanwendung erhöht Risiko für Eierstockkrebs
Bislang ging man davon aus, dass durch eine Hormonersatztherapie das Risiko für ein Ovarialkarzinom erst bei Langzeitanwendung geringfügig steigt. Neuen Daten zufolge ist das aber schon in den ersten fünf Jahren der Fall.
In den Fachinformationen von Arzneimitteln zum Hormonersatz heißt es, die Langzeitanwendung von Estrogen-Monoarzneimitteln zur Hormonsubstitutionstherapie über mindestens fünf bis zehn Jahre sei mit einem leicht erhöhten Risiko für Ovarialkarzinome-verbunden. Bei Langzeitanwendung einer kombinierten Hormontherapie sei es vergleichbar hoch oder geringfügig niedriger. Wie BfArM und Paul-Ehrlich-Institut in der aktuellen Ausgabe ihres vierteljährlich erscheinenden Bulletin zur Arzneimittelsicherheit berichten, hat der Pharmakovigilanzausschuss der EMA (PRAC) empfohlen, diese Angaben zu ändern
Neue Metananalyse
Hintergrund ist eine aktuelle Meta-Analyse von 52 epidemiologischen Studien, die 2015 veröffentlicht wurde. Laut dieser Untersuchung steigt durch Hormonersatztherapie das relative Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, bereits innerhalb der ersten fünf Jahre an (RR 1,43). Das scheint für rein estrogenhaltige und für Estrogen-Progestagen-Kombinationspräparate gleichermaßen zu gelten. Nach Absetzen der Therapie sinkt das Risiko im Laufe der Zeit wieder.
Absolutes Risiko bleibt gering
Da Ovarialkarzinome sehr selten sind – viel seltener als beispielweise Brustkrebs – bleibt das erhöhte absolute Risiko sehr gering. So werden bei Frauen im Alter zwischen 50 und 54 Jahren, die keine Hormontherapie erhalten, über einen 5-Jahres-Zeitraum etwa zwei Fälle von Ovarialkarzinom pro 2000 Frauen diagnostiziert. Unter Hormonersatztherapie tritt ein zusätzlicher Fall pro 2000 Anwenderinnen auf.
Zum Vergleich: Im Alter von 50 bis 65 Jahren erkranken neun bis zwölf von 1000 Frauen über einen Zeitraum von fünf Jahren an Brustkrebs. Unter einer kombinierten Östrogen-Progestagen-Kombinationstherapie erhöht sich das relative Risiko auf 1,7. Absolut bedeutet das, etwa sechs zusätzliche Fällen pro 1.000 Anwenderinnen über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Verodnungen seit 2001 zurückgegangen
Grundsätzlich sollte eine menopausale Hormontherapie nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt werden. Sie kann zwar Wechseljahresbeschwerden wirksam lindern, ist aber mit erheblichen Risiken verbunden. Neben Brustkrebs und Ovarialkarzinom sind das beispielweise koronare Herzerkrankung, ischämischer Schlaganfall oder venöse Thromboembolien.
Seit im Jahre 2001 die Ergebnisse aus der WHI-Studie (Women’s Health Initiative) mögliche Risiken der Hormontherapie zeigten, ist in Deutschland die Zahl der Verordnungen stark zurück gegangen. So wurde im Jahr 2001 geschätzt noch jeder zweiten bis dritten Frau im Alter zwischen 50 und 70 Jahren eine Hormontherapie verordnet, 2009 war es nur noch jede fünfte bis sechste.
Quelle: Bulletin
zur Arzneimittelsicherheit Ausgabe 1; März 2016
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