BundesernährungsMinisterium

Kommt jetzt die Softdrink-Steuer?

Berlin - 30.03.2016, 09:55 Uhr

Zu süß, zu ungesund: Das BMEL will  den Zuckeranteil auf Ebene des einzelnen Produkts innerhalb von fünf Jahren um mindestens zehn Prozent senken. (Foto: billionphotos / Fotolia)

Zu süß, zu ungesund: Das BMEL will den Zuckeranteil auf Ebene des einzelnen Produkts innerhalb von fünf Jahren um mindestens zehn Prozent senken. (Foto: billionphotos / Fotolia)


Zu viel süße Brause wie Cola und Limonade gilt nicht nur bei Kindern als eine Ursache für Übergewicht. Die britische Regierung will mit einem Preisaufschlag gegensteuern - ein Modell auch für Deutschland?

Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) lehnt eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke nach dem Vorbild von Plänen in Großbritannien ab. Die Einführung von Abgaben auf Lebensmittel, die in einer ausgewogenen Ernährung nur in Maßen verzehrt werden sollten, sei nicht zielführend, sagte ein Ministeriumssprecher. Erfahrungen in anderen EU-Ländern zeigten, dass dies in aller Regel nicht die gewünschte Lenkungswirkung habe. Zudem wäre damit ein hoher Verwaltungs- und Kontrollaufwand verbunden.

Die britische Regierung hatte im Kampf gegen Übergewicht Mitte März eine Steuer für Unternehmen angekündigt, die zuckerhaltige Softdrinks herstellen oder importieren. Die Abgabe soll rund 660 Millionen Euro einbringen, die in die Förderung des Grundschulsports fließen sollen. Auch in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren bereits über ähnliche Steuern diskutiert.

Die Getränkeindustrie sprach sich mit Blick auf den neuen britischen Vorstoß dagegen aus. „Eine Softdrink-Steuer macht nicht schlank oder gesund, sondern ist Symbolpolitik“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, Detlef Groß. „Übergewicht ist ein komplexes Phänomen, für das es keine Zauberlösung gibt.“ Dieser gesellschaftlichen Herausforderung sei nicht mit einer einseitig diskriminierenden Steuer auf eine einzelne Produktkategorie zu begegnen, zumal Softdrinks nur einen kleinen Teil der täglichen Kalorienaufnahme ausmachten. Die Branche biete den Verbrauchern eine breite Auswahl an Getränken - mit und ohne Zucker.

Konzept gegen Zucker

Das Ministerium betonte: „Ziel ist es, die Menschen von einem gesunden Lebensstil zu überzeugen und nicht durch ,Strafabgaben' oder gesetzliche Verbote zu einem anderen Verhalten zu zwingen.“ Der Schlüssel dazu liege in der Ernährungskompetenz, die mit Aufklärung und Informationen schon in der Kindheit gefördert werden solle.

Schmidt setzt sich unter anderem bei den zuständigen Ländern für ein eigenes Schulfach ein. Einen Baustein wie Softdrinks herauszugreifen, sei nicht sachgerecht, sagte der Sprecher. In entsprechenden Mengen könne jedes Lebensmittel in einem Speiseplan Platz finden, der auf die persönlichen Bedürfnisse und den Energiebedarf abgestimmt ist.

Die Bundesregierung will in diesem Jahr auch ein Konzept entwickeln, wie Zucker, Salz und Fette in Fertigprodukten reduziert werden können. Als Forschungsförderung sind zwei Millionen Euro vorgesehen. Orientieren will sich das Ernährungsministerium an Empfehlungen auf EU-Ebene. Demnach solle der Zuckeranteil auf Ebene des einzelnen Produkts innerhalb von fünf Jahren um mindestens zehn Prozent gesenkt werden. Derzeit würden in Deutschland bis zu 25 Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker gedeckt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien nicht mehr als zehn Prozent empfehlenswert.


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2 Kommentare

Korrektur

von Heiko Barz am 30.03.2016 um 11:30 Uhr

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Es bedarf unbedingt solch imperative Wege, denn der Finanzierungsausgleich kann und darf nicht immer den Leistungsträgern abverlangt werden!
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Gesundheitskostenexplosion durch falsche Ernährung

von Heiko Barz am 30.03.2016 um 11:19 Uhr

Die Einrichtung einer Schulstunde für gesunde Ernährung und deren Folgen für die Begrenzung von Fettleibigkeit und die sich daraus ergebende Verschlechterung des Metabolischen Formenkreises ist längst überfällig.
Dieses System umfassende Schulstunden müßten allerdings höherwertig angesiedelt werden als Kunst und Musik, um die Wichtigkeit für den Einzelnen herauszustellen.
Wenn hier rechtzeitig eingebremst wird, kann für die Gesundheit der Allgemeinheit und vor Allem der Finanzierung des Gesundheitswesens eine Menge Geld eingespart werden.
Es bedarf unbedingt solch imperativer Wege, denn den Finanzierungsausgleich für die ständig bejammerten Kostensteigerungen können und dürfen nicht immer den Leistungserbringern abverlangt werden.
Es müssen viele neue Wege gefunden werden, um unsere Vollversorgungsmentalität auf den Prüfstand zu stellen.

"mens sana in corpore sano" könnte man jetzt sagen, da diese Sentenz aber mit viel " Negativem " behaftet ist, sollte sie hier doch nicht gebraucht werden.

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