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DAZ.wochenschau
Praxisapotheker und die (Dancing) Queen
Bis 2020 soll jede Allgemeinarzt-Praxis in England von einem Apotheker unterstützt werden. In Deutschland scheint es schon schwierig, Klinikapotheker auf Station zu etablieren. Pharmazeuten in Praxen? Verwegen! DAZ.online-Redakteurin und Apothekerin Celine Müller hat sich so ihre Gedanken gemacht.
Fortschritt und Tradition können offensichtlich nah beieinander liegen: „Großbritannien etabliert Praxisapotheker” und „Die Queen wird 90” - diese Schlagzeilen aus der zurückliegenden Woche standen ganz unter der englischen Flagge. Zwei Gründe zu feiern. Zumindest für die Briten. Denn angesichts der klinisch-pharmazeutischen Lage in Deutschland kommen mir manchmal eher die Tränen.
Der Apotheker ist aufgrund seiner Ausbildung Fachmann im Bereich der Arzneimittelinformation. E-Funktionen zur Pharmakokinetik von Arzneistoffen haben wir im Studium rauf- und runtergerechnet, Tabletten gepresst, synthetisiert und analysiert wie die Weltmeister und, man höre und staune, ja, sogar Vorlesungen in Pharmakologie und Klinischer Pharmazie (seit 2005) hatten wir ab und an auf unserem Semesterplan.
Geht es um Dosisanpassungen bei Niereninsuffizienz, Interaktions-Checks bei Medikationsplänen, entsprechende Äquivalenzdosen bei Arzneimittelumstellungen oder einfach die nicht immer ganz so einfache, korrekte Anwendung von Arzneimitteln – unser „Tanzbereich”! Wie es so schön bei Dirty Dancing in den Achtzigerjahren hieß.
Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass ich um jeden Millimeter dieses Tanzbereichs pharmazeutischer Kompetenz kämpfen muss.
Schade – finde ich! Und so muss es nicht sein – Denn…
… England zeigt: Es geht auch anders!
Bereits 2015 hat der britische Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) ein Modellprojekt initiiert. Apotheker sollen Ärzte unterstützen und kritische Schnittstellen bei der Patientenversorgung optimieren. In Praxen. An oberster Stelle steht die Patientensicherheit. Safety first.
Und nicht nur in England genießen Apotheker einen besseren Stand als hierzulande. Auch die Schweizer sprechen ihren Pharmazeuten weitaus größere Kompetenzen zu. Mit einer speziellen Impfweiterbildung dürfen Apotheker in den Kantonen Zürich, Bern, Solothurn, Freiburg und Neuenburg Patienten impfen.
„Der Apotheker trägt Verantwortung für eine gute Gesundheit der Bevölkerung – auch bei wichtigen Präventionsthemen wie dem Impfen”, heißt es in einer Medienmitteilung des schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse.
Schlaraffenland für deutsche Pharmazeuten! Oder eher noch Phantasialand!
Die Eidgenossen scheinen ihre Pharmazeuten sogar so ausreichend fähig zu beraten, dass eine erweiterte Abgabekompetenz verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne ärztliche Verordnung möglich ist.
Fortschrittlich und zukunftsweisend – finde ich!
Medizin ist nicht Pharmazie, ein Arzt kein Apotheker und auch nicht umgekehrt. Beide Berufsgruppen haben ihre Fähigkeiten und Daseinsberechtigung. Jede in ihrem „Tanzbereich”. Tanzen geht meist besser zu zweit!
Wünschenswert – finde ich!
2 Kommentare
Praxis: Arzt und Apotheker
von Heiko Barz am 23.04.2016 um 13:14 Uhr
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Sehr guter Kommentar
von Philipp Jüttner am 23.04.2016 um 12:48 Uhr
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