- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Wer? Wie? Was? Wieso, ...
Kossendeys Gegengewicht
Wer? Wie? Was? Wieso, weshalb, warum?
Apotheker lassen viel mit sich machen: So müssen sie im Rahmen der Prä-Qualifizierung ohne wirkliche Notwendigkeit sensible Informationen preisgeben, sagt Ann-Kathrin Kossendey-Koch. Von den Standesvertretern erwartet sie keine Hilfe – denn diese verdienen oft an den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit.
Warum eigentlich PRÄ-Qualifizierung? Laut Duden kennzeichnet das Präfix „prä“ in Bildungen mit Adjektiven – seltener mit Substantiven oder Verben – etwas als vorher, zeitlich früher liegend, erfolgend. Ist das die „Vor-Qualifizierung“ einer richtigen Qualifizierung? Bin ich mit meiner Präqualifizierung nur vorläufig qualifiziert, nur halb, nur unvollständig? Und warum kommt danach die „Re-Prä-Qualifizierung“? Wann darf ich als obrigkeitshöriger, buckelnder Apotheker denn endlich die „Post-Qualifizierung“ erlangen, die der Prä-Qualifizierung ja rein logisch folgen müsste?
Aber die wichtigste aller Fragen ist: Warum in aller Herrgottsnamen machen wir so einen Irrsinn alle brav mit? Von unseren Standesvertretern brauchen wir keine Rückendeckung erwarten, schließlich verdienen die ja bei dieser Re-Prä-Pipapo-Qualifikanz an uns – man schaue sich nur mal die Adresse der AfP an, der „Agentur für Präqualifizierung“, wobei die Abkürzung auch „Agentur für Pharmazeutenverarsche“ bedeuten könnte. Ist das Methode? Man lässt sich als Verband auf den größten Schwachsinn ein – oder denkt sich den gar selber aus –um dann mit Seminaren und einer flugs gegründeten Agentur bei den Kollegen abzukassieren.
Beeinflusst der Mietvertrag die Qualität?
Um eine Betriebserlaubnis zu erhalten, muss ich meine räumlichen Gegebenheiten und eventuelle Miet- oder Pachtverträge der Apothekerkammer gegenüber offenlegen. Warum muss ich dann einer AfP sowohl meine Betriebserlaubnis als auch meinen Miet- oder Pachtvertrag schicken? Was geht es die Krankenkasse an, ob ich meine Apotheke in meinen eigenen Räumen betreibe oder zu welchen Konditionen ich miete oder pachte? Hat das irgendeinen Einfluss auf die Qualität meiner Arbeit?
Nur weil wir in vielen Bereichen genötigt werden, alles doppelt gemoppelt zu prüfen/nachzuweisen/uns fortzubilden, können wir doch nicht alles mit uns machen lassen. Wir werden gezwungen, sensible Daten offenzulegen – ohne Garantie auf Datenschutz. Aber wenn es darum geht, die Kunden per WhatsApp in der Apotheke vorbestellen zu lassen, dann bricht wildes Gejaul der Standesvertreter aus, dass das mit dem Datenschutz nicht vereinbar wäre. Ja ne, ist klar.
Das Handwaschbecken gibt es eh
Mit der Gültigkeit meiner Betriebserlaubnis ist amtlich bestätigt, dass ich nach der ApoBetrO über eine Liegemöglichkeit und ein Handwaschbecken verfüge. Und jeder Kollege hat nach jahrelangem Gängeln auch einen Beratungsraum, der optisch und akustisch abgetrennt ist. Das nochmalig mittels Fotoprotokoll nachzuweisen ist absurd.
Schön ist auch, dass man ein Antragsverfahren vertraglich so kompliziert, dass der kleine Pharmazeut da alleine nicht mehr durchsteigt. Und auch das Beschwerdeverfahren wurde „zwischen dem GKV-Spitzenverband und den maßgeblichen Spitzenorganisationen Leistungserbringer auf der Bundesebene vertraglich fest verankert“. Denn nur so kann man als Agentur kostenpflichtig zur Hilfe eilen und die Anträge und Beschwerden für die überforderten Apotheker bearbeiten. Also ich hätte da ja dann auch direkt vertraglich festgehalten, erst mal jeden Antrag per se abzulehnen, dann kann man als AfP gleich doppelt abkassieren.
Für mich hat das was von Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Man hält uns beschäftigt und versucht uns das Gefühl zu vermitteln, einfach nicht gut genug zu sein. Die Strategie dahinter ist nicht eindeutig. Soll das der Politik vermitteln, wie angeblich unverzichtbar wir sind? Seht her, wir gründen sogar aus dem Nichts eine Agentur, die nochmal schnell dafür sorgt, dass die unnützen Apotheker wenigstens präqualifiziert sind. Kostet Zeit und Geld und es gibt ein weiteres Blatt Papier zum Abheften und an die Wand hängen.
Könnten Apothekendaten nicht auch Gewinne bringen?
Oder ist das ein perfider Plan unserer Standesvertreter, aus uns, solange es noch zu viele Apotheken gibt, so viele Euros wie möglich zu quetschen. Die AfP ist ein eigenständiges Unternehmen, also soll sie vermutlich auch Gewinne auswerfen. Was ist, wenn die paar Euronen, die man mit der Überprüfung unsinniger Vorschriften verdienen kann, nicht ausreichen? Dann kann man ja die gesammelten Daten der Apotheken verkaufen, nicht wahr?
Wem nützt da der verzweifelte Ruf nach mehr Honorar, wenn ich als Standesvertretung meinen Mitgliedern das Geld direkt wieder abnehme? Mit der Zustimmung zu Verträgen, die uns mehr Zeit und Geld kosten als sie uns bringen und mit der Gründung einer weiteren ABDA-Tochter (da steigt doch keiner mehr durch), ist unsere Standesvertretung nicht besser als Krankenkassen und Politik. Es ist ja kein Geheimnis, dass der größte Feind des Apothekers der Kollege ist. Nur ist damit halt leider nicht nur der Mitbewerber vor Ort gemeint.
11 Kommentare
Einiges richtig, manches falsch!
von Frank Eickmann am 06.05.2016 um 10:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Umso schlimmer...
von Ann-Katrin Kossendey-Koch am 06.05.2016 um 11:38 Uhr
AW: Ihre Entscheidung
von Frank Eickmann am 06.05.2016 um 13:42 Uhr
AW: ein erster Schritt!
von Christian Giese am 06.05.2016 um 14:29 Uhr
AW: Ein Anfang!
von Wolfgang Müller am 07.05.2016 um 12:18 Uhr
Kossendey/Luft/Müller
von joe black am 05.05.2016 um 13:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wenn das Wörtchen "Wenn" nicht wär'...
von Thomas Luft am 05.05.2016 um 0:53 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Kann man was ändern?
von Ulrich Ströh am 05.05.2016 um 12:15 Uhr
Wo geht die Reise hin, wem nutzt es?
von Reinhard Herzog am 04.05.2016 um 23:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt...
von G. Jahn am 04.05.2016 um 22:06 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Stampede; und keine Cowboys weit und breit?
von Wolfgang Müller am 04.05.2016 um 18:49 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.