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Pharmamarkt Russland
Importe rausdrängen - Inlandsproduktion subventionieren
Es scheint, als ob der russische Pharmamarkt für ausländische Anbieter immer mehr zum „closed shop“ wird. Schon seit geraumer Zeit wird versucht, Unternehmen aus anderen Ländern mit der Politik der Importsubstitution und dem zügigen Ausbau der inländischen Produktion, bevorzugt von günstigen Generika, aus dem Markt zu drängen.
Nach einem Marktbericht der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland Germany Trade & Invest (GTAI) sind aktuell mehr als 100 Pharmahersteller aus dem Ausland in Russland aktiv. Wer den Fuß in der Tür behalten will, muss auch vor Ort herstellen oder konfektionieren. Konzerne wie Novartis, AstraZeneca, Novo Nordisk, Sanofi, Takeda, Teva und BerlinChemie (Menarini) verfügen dort über größere eigene Standorte. Manche lassen in Russland im Auftrag produzieren oder haben die Konfektionierung und Etikettierung von Medikamenten an zertifizierte russische Hersteller und Fulfillment-Dienstleister vergeben. Als Beispiele für russische Auftragshersteller nennt GTAI die Firmen R-Farm, Farmstandart, Polisan und Nanolek.
Konsumschwäche führt zu sinkenden Verkaufszahlen
Der Absatz von pharmazeutischen Erzeugnissen in Russland ist im letzten Jahr mengenmäßig um 4 Prozent gesunken. Damit wurde das Absatzniveau von 2007 erreicht. Für den Mengenrückgang verantwortlich gemacht werden die steigenden Rubelpreise auf Medikamente und die gleichzeitig sinkenden Reallöhne. Besonders Privathaushalte hätten weniger Medikamente als in den Vorjahren nachgefragt, stellt GTAI fest. Dagegen bewegten sich die Beschaffungen für das öffentliche Gesundheitswesen, die traditionell etwa ein Viertel des Marktes umfassen, mengenmäßig in etwa auf Vorjahresniveau.
Rubelabwertung schlägt voll durch
Wertmäßig ist die Entwicklung divergent, je nachdem, in welcher Währung gerechnet wird. Auf Rubelbasis ergibt sich nach der Rechnung von GTAI ein Zuwachs um 11 Prozent auf 1,24 Billionen Rubel, aber auf US-Dollar-Basis ein Minus von 32 Prozent gegenüber dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Verantwortlich dafür ist die dramatische Abwertung des Rubels. Dieser hat im Laufe der letzten zwei Jahre gegenüber dem US-Dollar um 40 Prozent eingebüßt.
Importe sinken tendenziell
Von dem Mengeneinbruch waren laut GTAI besonders importierte Pharmaprodukte betroffen, und zwar deswegen, weil deren Inlandspreise infolge der Rubelabwertung stark anstiegen. Hinzu kommt die staatliche Politik der Importsubstitution. Wann immer Hersteller aus der Eurasischen Wirtschaftsunion (Russland, Kasachstan, Belarus, Kirgisien, Armenien) bei öffentlichen Beschaffungs-Ausschreibungen mitbieten, werden diese entsprechend der Politik bevorzugt. Nach Angaben des russischen Föderalen Statistikdienstes Rosstat ist die Einfuhr von pharmazeutischen Erzeugnissen in den letzten drei Jahren wertmäßig sukzessive zurückgegangen, und zwar von 14,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf 8,7 Milliarden im Jahr 2015.
Subventionen für inländische Produzenten
Der mengenmäßige Anteil aus inländischer Produktion am Gesamtmarkt liegt derzeit erst bei 28 Prozent. Bei der Regierungs-Liste von 646 lebensnotwendigen Präparaten, deren Bestand im öffentlichen Gesundheitswesen regelmäßig aufgefüllt wird, ist die Lage jedoch genau umgekehrt. Hier ist der Inlandsanteil auf 70 Prozent hochgeschnellt. Das hört sich gut an, hat aber auch seine „Tücken“. Viele Wirkstoffe müssen aus dem Ausland importiert werden, und das zu höheren Einfuhrpreisen. Deshalb laufen den inländischen Herstellern in den Zeiten der Rubelabwertung die Produktionskosten davon. Preise anheben geht nicht, weil es für die lebensnotwendigen Präparaten eine staatliche Preisbindung gibt.
Nun will das russische Ministerium für Industrie und Handel den gebeutelten Herstellern solcher Präparate mit Subventionen unter die Arme greifen. Nach Mutmaßungen der Presse, auf die GTAI sich beruft, sollen die Zuschüsse ab Juni 2016 fließen. 4 Milliarden Rubel sollen für diese Maßnahme im föderalen Haushalt 2016 vorsorglich eingestellt worden sein.
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