Neue Zahlen

Merck startet dank Zukauf gut ins Jahr

Darmstadt - 19.05.2016, 10:15 Uhr

Sinkende Erlöse mit dem umsatzstärksten Medikament, aber gutes Laborgeschäft: Merck startet insgesamt gut ins neue Jahr. (Foto: Merck)

Sinkende Erlöse mit dem umsatzstärksten Medikament, aber gutes Laborgeschäft: Merck startet insgesamt gut ins neue Jahr. (Foto: Merck)


Ein zweistelliges Wachstum will die Merck KGaA am Jahresende erzielen - und legt ein gutes erstes Quartal vor. Dabei half insbesondere die Laborgerätesparte, während der Konzern im Pharmageschäft operative Rückgänge erwartet.

Das Laborgeschäft verhalf dem Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA zu einem guten Start ins neue Jahr. Dabei half der milliardenschwere Zukauf des US-Anbieters Sigma-Aldrich, wie das Dax-Unternehmen aus Darmstadt am Donnerstag mitteilte. Auch aus eigener Kraft legte die Sparte rund um das Arbeiten in medizinischen Laboren sowie das Pharmageschäft zu. Im Gesamtjahr soll es weiter vorangehen. Der neue Vorstandschef Stefan Oschmann präzisierte die Prognose, wonach Umsatz und operatives Ergebnis zweistellig wachsen sollen. Schub gibt dabei aber vor allem die Sigma-Aldrich-Übernahme. Negative Währungseffekte belasten dagegen. Im Pharmageschäft rechnet der Konzern operativ mit Rückgängen.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 20,5 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) lag bei 1,08 Milliarden Euro – das war ein Anstieg um 27 Prozent. Unter dem Strich verdienten die Darmstädter ohne Sondereffekte 1,54 Euro je Aktie, das war 37,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Nettoergebnis lag mit 591 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum (282 Millionen Euro).

Merck verkauft Rebif in den USA nun selbst

Die Erwartungen der Analysten konnte Merck – abgesehen vom Umsatz – mehr als erfüllen. Die Aktien des Unternehmens legten am Morgen um 3,40 Prozent zu.

In der umsatzstärksten Sparte Pharma sorgten negative Währungseffekte und Erlöseinbußen durch den Wegfall der Rechte für das Stoffwechselmittel Kuvan® (Sapropterin) insgesamt für einen Umsatzrückgang. Auch die beiden wichtigsten Medikamente, das Multiple-Sklerose-Mittel Rebif® (Interferon beta-1a) und das Krebsmedikament Erbitux® (Cetuximab) lieferten zusammengenommen keine Umsatzsteigerungen. Immerhin kann Merck Rebif® in den USA jetzt selbst verkaufen, nachdem eine Vertriebsvereinbarung mit Pfizer ausgelaufen ist. Dies beflügelte das operative Ergebnis und machte selbst höhere Forschungs- und Entwicklungsausgaben wett, die vor allem für den Krebsmittelkandidaten Avelumab anfallen.

Kein Druck auf Merck nach Roche-Zulassung

Mit seinem immunonkologischen Produktkandidaten Avelumab steht Merck zusammen mit Forschungspartner Pfizer in den Startlöchern: Für sieben verschiedene Krebsindikationen stellen sie das Mittel im Juli bei einem wichtigen Onkologie-Kongress in den USA vor. Für eine seltene Hautkrebsart wollen sie den Zulassungsantrag in der zweiten Jahreshälfte einreichen, wie der neue Merck-Chef Stefan Oschmann am Donnerstag sagte. Die Zulassungsbehörden in den USA und in Europa prüfen beschleunigt, da der medizinische Bedarf hoch ist. Erste Umsätze sind 2017 möglich

Auch andere Konzerne arbeiten an immunonkologischen Mitteln. Hierbei wird das körpereigene Abwehrsystem so aktiviert, dass es selbständig bösartige Tumore bekämpft. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hatte am Mittwoch in den USA eine erste Zulassung für Tecentriq® (Atezolizumab) gegen Harnblasenkrebs erhalten. Dies setze Merck nicht unter Druck, so Oschmann. Der Konzern werde bei vielen relevanten Indikationen eine führende Rolle einnehmen, sagte er. Unter anderem wird Avelumab von Merck auch für den Einsatz bei Lungen-, Magen- und Eierstocktumoren geprüft.

Integration läuft nach Plan

Im Laborgeschäft konnte der Konzern den Umsatz fast und das operative Ergebnis mehr als verdoppeln, was vor allem an der Sigma-Aldrich-Übernahme liegt, aber auch die bisherigen Geschäftsfelder leisteten ihren Beitrag. Die Integration des US-Unternehmens – der Zukauf war mit 17 Milliarden Dollar der bisher größte in der Geschichte von Merck – verläuft nach Angaben von Oschmann unterdessen nach Plan, die Schulden wurden im ersten Quartal um 581 Millionen Euro gesenkt. Das Displaygeschäft stagnierte unterdessen zum Jahresbeginn. Grund war der Abbau von Lagerbeständen bei Kunden.

Für das Gesamtjahr erwarten die Darmstädter weiteres Wachstum im zweistelligen Bereich. Dies präzisierte Merck am Donnerstag: Die Erlöse sollen um bis zu 17 Prozent auf 14,8 bis 15 Milliarden Euro steigen. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll bis zu 4,3 Milliarden Euro erreichen – das wäre ein Plus von bis zu 18 Prozent. So richtig rund geht es dabei den Erwartungen des Unternehmens zufolge aber nur im Laborgeschäft und dies vor allem dank der jüngsten Übernahme. Unter dem Strich soll vor Sondereinflüssen ein Ergebnis je Aktie von 5,65 bis 6,00 Euro herauskommen – 4,87 Euro waren es im Vorjahr.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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