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Weniger Muskelkraft, keine Puste, schlechte Augen… Dass ältere Patienten bei Arzneimitteln unter anderem an Kindersicherungen verzweifeln, kann man sich nach eigenen Erfahrungen mit Primärpackungen und Applikationstechniken gut vorstellen. Hier ist Hilfe aus der Apotheke gefragt.
Die richtige Anwendung von Arzneimitteln bereitet häufig selbst jüngeren Menschen mit ausgeprägten feinmotorischen Fähigkeiten Probleme. Bei älteren Patienten kommen in der Regel noch visuelle, auditive und kognitive Einschränkungen sowie neuromuskuläre und orthopädische Erkrankungen hinzu, die eine korrekte Applikation gefährden. Dr. Wolfgang Kircher, Apotheker aus Peißenberg, rät in seinem Vortrag auf dem Pharmacon in Meran dazu, in der Apotheke anzubieten, das Arzneimittel gebrauchsfertig zu machen und die teilweise anspruchsvollen Vorbereitungsschritte vorzunehmen (Aufbrauchfristen beachten!). Auch das praktische Demonstrieren mit Dummy-Präparaten und das gemeinsame Üben können einen großen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit leisten
Alles im Griff?
Mit motorischen Einschränkungen ist bereits das Öffnen von Arzneiformen eine Hürde, ganz zu schweigen von ihrer Applikation. Bei Pulverinhalatoren beispielsweise muss zur Vorbereitung der Inhalation die Kapsel von beiden Seiten durchstochen werden. Dazu ist ein erheblicher Druck nötig, den ältere Patienten mit dem in der Gebrauchsanweisung empfohlenen Spitzgriff (Fingergriffart wie beim Anfassen einer Münze) oft nicht ausreichend aufbringen können. Kraftvoller wäre in dieser Situation der sogenannte Schlüsselgriff, bei dem man die Druckknöpfe anstelle mit den Fingerspitzen mit Daumen und Innenseite des Zeigefingers (wie beim Drehen eines Schlüssels im Schloss) betätigt. Alternativ kann von einer Seite der Druckknopf mit einer leeren Tropfflasche in der Faust gegen eine Wand gedrückt werden. Beim Zerstechen der Kapsel ist es wichtig, den Pulverinhalator in der korrekten Form zu fixieren.
Lauter bitte!
Ein akustisches Signal dient bei vielen Arzneiformen als Funktionskontrolle. Anwender mit eingeschränktem Hörvermögen können die direkte Knochenschallleitung zur Geräuschverstärkung nutzen, in dem sie die Arzneiform in möglichst guten Kontakt mit einem Knochen bringen. Bei kapselbasierten Inhalatoren sollte der Patient deshalb das Mundstück mit den Lippen umschließen und vorsichtig darauf beißen. Bei flüssigen Arzneiformen hilft meist schon ein dünnwandiger Plastikbecher zum Auffangen und Zählen der Tropfen. Dieser Haushaltsgegenstand kann auch bei Insulinpens zweckentfremdet werden, indem er als akustischer Resonanzkörper das Klickgeräusch zur Erfolgskontrolle verstärkt.
Hilfe von außen holen
Es gibt eine Reihe mechanischer Hilfsmittel, die Senioren die korrekte Arzneimittelanwendung erleichtern können. So helfen Aufsätze beim Positionieren und gleichzeitigem Quetschen von Augentropfenbehältnissen (z.B. Travatan® Eyot®) und Antirutsch-Unterlagen (z.B. Dycem® Non-Slip Folien) beim Fixieren einer Flasche auf der Tischplatte. Hilfsmittel zum Öffnen von Präparaten können in vielen Fällen beim Hersteller angefordert werden, beispielsweise Gummikappen für Schraubverschlüsse.
Wenn die motorischen Schwierigkeiten eine Arzneimittelanwendung dennoch unmöglich machen, ist mit dem Arzt ein Wechsel zu einem bioäquivalenten Präparat mit geeigneteren ergonomischen Eigenschaften zu besprechen. Hier sollte das Apothekenpersonal die unterschiedlichen Präparate mit Blick auf die Seniorentauglichkeit gut kennen, um Alternativen parat zu haben.
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