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Die britische Online-Arztpraxis DrEd streitet sich mit der Bundesärztekammer: BÄK-Präsident Frank-Ulrich Montgomery hatte auf dem Deutschen Ärztetag gesagt, er wolle keine „Schmuddel-Rezepte“ aus dem Internet. Die Ärzte der Online-Praxis schlagen nun in einem offenen Brief zurück.
Es war eigentlich nur ein sehr kleiner Teil der Rede von Frank-Ulrich Montgomery, dem Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK). Doch ein paar Sätze zur Einstellung der BÄK zu telemedizinischen Anwendungen haben gereicht, um DrEd auf die Palme zu bringen. DAZ.online hatte berichtet, dass Montgomery das geplante DrEd-Verbot begrüßt. „Schmuddelrezepte über das Internet ohne Arztkontakt sind damit verboten. Und das ist auch gut so“, sagte der BÄK-Präsident in seiner Rede. Die Ärzte seien zwar keine grundsätzlichen Gegner der Telemedizin. Allerdings müsse es ein Gleichgewicht zwischen Patientenschutz und Wirtschaftsinteressen geben. „Deshalb verlangen wir, dass dem Einsatz telematischer Behandlungsmethoden eine persönliche Konsultation vorangegangen sein muss“, sagte Montgomery.
Zur Erklärung: Die Bundesregierung plant, Online-Rezepte mit der 4. AMG-Novelle zu verbieten. Apotheker sollen Rezepte in Zukunft nur noch einlösen dürfen, wenn sie sich sicher sind, dass vor dem Ausstellen der Verordnung ein direkter Arzt-Patienten-Kontakt stattgefunden hat.
In ihrem offenen Brief an Montgomery stellen die DrEd-Ärzte klar, dass sie sich an der „kontroversen und kritisch geführten Debatte“ um das Unternehmen gerne beteiligen – solange sie sachlich verlaufe. „Der öffentliche Meinungsaustausch gehört ebenso zur Demokratie, wie es zur unternehmerischen Freiheit gehört, mit innovativen Konzepten in den Wettbewerb zu existenten Angeboten einzutreten. Wofür wir allerdings nicht zur Verfügung stehen, ist die polemische Instrumentalisierung zu Wahlkampfzwecken“, schreiben Dr. Friederike Ebigbo und Dr. Michel Wenger.
Alle Qualitätsprüfungen mit Bravour bestanden
Ebigbo ist als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe bei DrEd tätig. Wenger ist auf der Internetseite der britischen Online-Arztpraxis hingegen nicht als Arzt aufgeführt. Beide weisen darauf hin, dass sie in England behördlich registriert seien und so durch staatliche Behörden „kontinuierlich inspiziert und überwacht würden“. Und weiter: „Die Inspektionen haben wir stets mit Bravour durchlaufen. Wir distanzieren uns daher mit Nachdruck von jedweden ‚Schmuddel-Vorwürfen‘.“
DrEd bietet telemedizinische Beratungen aus einem Büro in London an. Eigenen Angaben zufolge haben die Mediziner alleine im Monat April 2016 mehr als 35.000 Patienten in fünf Ländern beraten, knapp 10.000 deutsche Patienten haben Leistungen von DrEd wahrgenommen. Die Ärzte erklären: „Dabei prüfen wir in jedem Einzelfall verantwortungsvoll, ob sich die individuellen Beschwerden des Patienten für eine Fernbehandlung eignen. Ist das nicht der Fall, lehnen wir die Behandlung ab und fordern den Patienten auf, einen geeigneten Kollegen aufzusuchen.“
DrEd hatte bereits angekündigt, einen Beschluss des Bundestages zu Online-Rezepten EU-rechtlich prüfen zu lassen. In Richtung Montgomery bekräftigen die Ärzte nun: „Wer eine im Einklang mit geltendem EU-Recht qualitativ hochwertig erbrachte Tätigkeit ins ‚Schmuddel-Eck‘ rückt, der setzt sich dem Verdacht aus, durch den Appell an besitzstandswahrende und reaktionäre Ressentiments ‚Wahlkampfgetöse‘ zu machen.“ Die Londoner DrEd-Mediziner haben die Hoffnung um Montgomery aber noch nicht aufgegeben: „Wir sind der Überzeugung: Sie können mehr! Daher laden wir Sie gerne ein, uns zu besuchen und sich selbst ein Bild von unserer Arbeitsweise und unseren Leistungen zu machen.“
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