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Umfrage
Pharma-Firmen haben besseres Image als die Mafia
Das Ansehen der Pharmaindustrie hat seit vergangenem Jahr etwas zugenommen, sagt eine internationale Umfrage. Das Bild ist gespalten: Ein Drittel der Befragten hält sehr viel von Pharmafirmen, ein Drittel sehr wenig. Bayer führt die Rangliste an.
Jedes Jahr erhebt das „Reputation
Institute“ in Umfragen, welches Bild die Öffentlichkeit von verschiedensten
Firmen hat. Gegenüber den Vorjahren legt die globale Pharmabranche in der aktuellen Befragung leicht zu,
die Punktezahl steigt von 65,7 in 2015 auf 67,6, meldet das Institut nun. Dabei halten 35
Prozent der Umfrageteilnehmer das Image der Pharmaindustrie für sehr schlecht
oder schwach, während 37 Prozent es als „exzellent“ bezeichnen.
Von den 14 Firmen, zu denen die Befragten ihre Meinung abgeben sollten, führt Bayer wie schon in den vergangenen vier Jahren die Rangliste an – auf dem letzten Platz landet Pfizer. Der Konzern aus Leverkusen könnte Glück gehabt haben: Die Nachricht, dass er den umstrittenen Saatgut- und Pestizidhersteller Monsanto übernehmen möchte, kam wohl erst nach der Befragung. Doch die Konzerne lagen eh alle vergleichsweise dicht beieinander: Bayer und Pfizer trennten auf der Skala, die von 0 bis 100 geht, nur 5 Punkte.
Top bei den Briten, Flop bei den Südkoreanern
Die Produkte der Firmen sowie ihre Leistungsfähigkeit und Innovationskraft wurden dabei besser bewertet als ihre Führungsqualitäten und ihr Verhalten in Bezug auf die Verantwortung für die Gesellschaft. Bei der Frage, wie stark die Pharmahersteller sich für „gute Taten“ einsetzen und die Umwelt schützen, landete Bayer im Mittelfeld – hier führten Novo Nordisk, AbbVie und Merck die Rangliste an. Im Vergleich zu den insgesamt am besten bewerteten Unternehmen anderer Branchen landeten alle Pharmafirmen abgeschlagen im Hinterfeld.
Deutlich Unterschiede gab es bei den Bewertungen der Firmen durch Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt. Während die Pharmafirmen in Südeuropa, Kanada sowie Indien, China und Südkorea vergleichsweise unbeliebt sind, sind die Arzneimittelhändler bei Deutschen, US-Amerikanern, Briten oder Russen deutlich beliebter. Dabei hat sich die Lage in Indien und China seit dem vergangenen Jahr schon sehr verbessert.
Schlimmer als die Mafia?
Woran liegt’s? Das schlechte Ansehen von Pfizer ist wahrscheinlich durch die vielen negativen Berichte über die Milliardendeal mit Allergan verursacht, durch die Unternehmenssteuern im großen Stil gespart werden sollte, vermutet der Branchendienst STAT. Paradoxerweise sah dennoch eine Mehrheit Pfizer nicht als arrogant, aggressiv oder egoistisch an.
Auch anhaltende Diskussionen um die „Gewinnsucht“ der Pharmaindustrie könnten ein Grund für das schlechte Ansehen sein. Der dänische Mediziner Peter Gøtzsche hatte sie sogar als schlimmer als die Mafia bezeichnet, da sie mehr Tote verursache als die Camorra oder Yakuza.
Pharmamanager sind Top-Verdiener
Nahrung für diese Meinungen dürfte eine neue Übersicht der Nachrichtenagentur „Associated Press“ bieten: Manager aus dem Bereich der Pharmabranche sowie der Gesundheitsversorgung gehörten zu den am besten verdienenden Unternehmern. So verdiente Alex Gorsky von Johnson & Johnson gut 21 Millionen US-Dollar im Jahr, bei Kenneth Frazier von MSD Sharp & Dohme war es eine gute Million weniger. Angeführt wurde die Liste von Leonard Schleifer vom Antikörper-Hersteller Regeneron Pharmaceuticals aus Boston, der sich über fast 50 Millionen US-Dollar Jahresgehalt freuen konnte.
Dabei gibt die Firma auch 100 Millionen US-Dollar für einen Wissenschaftswettbewerb für Schüler aus – doch nicht jährlich, sondern über die kommenden zehn Jahre hinweg.
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