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Nach toxikologischer Untersuchung
Prince starb an Fentanyl-Überdosis
Der Musiker Prince, der am 21. April tot aufgefunden wurde, starb an einer Überdosis Fentanyl. Das teilte die Gerichtsmedizin in Minnesota am Donnerstag mit. Medienberichten zufolge soll er versehentlich eine tödliche Menge des Opioids zu sich genommen haben.
Sechs Wochen, nachdem der US-amerikanische Superstar Prince tot auf seinem Anwesen im US-Bundesstaat Minnesota aufgefunden wurde, steht die Todesursache fest. Der Sänger starb an einer Überdosis des Opioids Fentanyl. Das haben die toxikologischen Untersuchungen des „Midwest Medical Examiner’s Office“, der Gerichtsmedizin in Minnesota, ergeben. Am Donnerstag gab die leitende Gerichtsmedizinerin A. Quinn Strobl das Ergebnis bekannt.
Schmerzmittel von Anfang an unter Verdacht
Der Verdacht, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel beim Tod des 57-Jährigen eine Rolle gespielt haben könnten, bestand von Anfang an. Bei dem Toten sollen Opiate gefunden worden sein, auch in seinem Haus seien nach Medienberichten Schmerzmittel gefunden worden.
So hatte es beispielsweise Spekulationen über das Kombipräparat PerocetTM, das Oxycodon und Paracetamol enthält, als Todesursache gegeben. Nur sechs Tage vor seinem Tod soll er wegen einer PerocetTM-Überdosis im Krankenhaus behandelt worden sein, heißt es. Prince soll wegen seiner Hüftbeschwerden regelmäßig starke Schmerzmittel genommen haben. Der britischen Tageszeitung „Guardian“ zufolge wurde er aufgrund seiner Schmerzmittel-Abhängigkeit behandelt und litt kurz vor seinem Tod an Entzugssymptomen.
Anhand der Obduktion konnte die Todesursache zunächst nicht festgestellt werden. Es waren weder Hinweise auf einen Suizid oder eine Überdosis Drogen noch auf ein Verbrechen gefunden worden. Erst aufwendige toxikologische Untersuchungen brachten Klarheit, dass nicht eine Überdosis PerocetTM, sondern Fentanyl die Ursache ist.
Fentanyl in der Medizin
Fentanyl ist ein synthetisches Opioid. Seine analgetische Potenz ist 120 mal so hoch wie die von Morphin. Fentanyl ist ein Agonist am μ-Opioidrezeptor. Es wird zur Therapie schwerer akuter und chronischer Schmerzen bei Erwachsenen und Kindern (ab 2 Jahren) sowie in der Anästhesie eingesetzt, dort häufig in Kombination mit einem Benzodiazepin und N20.
In der Anästhesie und der Notfallmedizin, wo es wegen seiner hohen Potenz und der schnellen Anflutung als Analgetikum bei sehr starken Schmerzen verwendet wird, wird Fentanyl intravenös verabreicht. Zur Behandlung starker chronischer Schmerzen kommen Fentanylpflaster (Durogesic® und Generika) zum Einsatz. Außerdem sind schnell freisetzende Darreichungsformen im Handel, die bei Durchbruchschmerzen angewendet werden: Nasensprays (PecFent® und Instanyl®) sowie ein Lutscher (Actiq®). In den USA sind darüber hinaus Fentanyl-haltige Sublingual- (AbstralTM) und Buccaltabletten (FentoraTM) sowie Buccalfilme (OnsolisTM) und ein oral anzuwendendes Spray (SubsysTM) auf dem Markt. Fentanyl fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.
Die LD50 bei Ratten - die Dosis, die 50 Prozent der Versuchstiere nicht überleben - liegt bei 3,1 mg/kg Körpergewicht. Beim Menschen verursachen bereits geringere Dosierungen Atemdepressionen bis hin zum Tod durch Atemstillstand.
Stoff aus Mexiko auf dem US-Markt
In den USA gibt es seit geraumer Zeit eine steigende Zahl von Todesfällen durch Fentanyl-Überdosierung. Die Substanz gilt als 50-mal potenter als Heroin. So wurden 2013 und 2014 mehr als 700 Fälle gemeldet.
Laut Guardian hätten Süchtige früher vor allem die Substanz aus (gebrauchten) Pflastern extrahiert, in den letzten Jahren sollen mexikanische Drogenkartelle selbst Fentanyl synthetisieren und es in die USA bringen. Bereits zwischen 2005 und 2007 habe es über 1000 Todesfälle gegeben, vor allem im mittleren Westen der USA, schreibt der Guardian weiter. Das Fentanyl stammte damals aus einem einzigen Labor in Mexiko. Nach dessen Schließung ebbte die Welle ab.
Auch in Deutschland Drogentote durch Fentanyl
Auch in Deutschland haben Drogenabhängige Fentanyl seit einigen Jahren für sich entdeckt. Sie sollen gezielt die Abfälle von Kliniken und Altenpflegeheimen nach gebrauchten Fentanyl-Pflastern durchsuchen, die sie dann auskochen. Daher wird – auch seitens der ABDA – immer wieder darauf hingewiesen, gebrauchte Pflaster ordnungsgemäß zu entsorgen.
Außerdem gibt es einen florierenden Schwarzhandel. Süchtige versuchen, sich Verschreibungen bei mehreren Ärzten zu erschleichen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete vergangenes Jahr über eine verbreitete Masche: Der Patient käme kurz vor Ende der Sprechstunde mit Rückenschmerzen in die Praxis. Der Arzt sei im Urlaub, er habe aber keine Schmerzpflaster mehr. Zum Beweis würde eine leere Packung mitgebracht, heißt es in dem Beitrag.
In Bayern war laut Statistik in den vergangenen Jahren bei jedem dritten Drogentod Fentanyl beteiligt, heißt es in der SZ. Seit 2008 spielt die Substanz dort diesbezüglich eine Rolle. Damals waren es in Bayern 16 Tote, bei denen Fentanyl nachgewiesen wurde, in den Jahren 2012 bis 2014 waren es 69 pro Jahr.
Weiter heißt es: Obwohl die Gefährlichkeit von Fentanyl aufgrund seiner starken Potenz in der Szene bekannt sei, hätte jeder zweite Klient, den Münchner Drogenhilfeeinrichtungen befragten, schon einmal Fentanyl konsumiert. Eine derartige Dokumentation sei für Deutschland bislang nur aus Bayern bekannt. Ob es sich um ein regionales Phänomen handle oder ob es in anderen Bundesländern möglicherweise noch nicht bemerkt wurde, konnten die bayerischen Ermittler im Juli 2015 noch nicht sagen.
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