Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.06.2016, 08:00 Uhr

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)

Rückblick auf die letzte Woche (Foto: Andi Dalferth)


Wie ein EuGH-Generalanwalt den deutschen Apothekenmarkt aus den Angeln heben könnte. Warum ein bisschen Digitalisierung nicht geht und Lieferengpässe ein Skandal sind. Warum am  bayerischen Apothekerhimmel die Sonne scheint und warum Hermann und Fritz auf einmal miteinander können. Und: warum Melanie der Vorname der Woche ist.

30. Mai 2016

Es war die Woche der Lieferengpässe bei Arzneimitteln – zumindest auf DAZ.online. Mehrere  Beiträge haben sich dieses Themas angenommen, von unterschiedlicher Warte aus. Sie zeigen: Es ist ein Jammer! Was früher, was vor wenigen Jahren in Deutschland undenkbar gewesen wäre, was für Pharmahersteller ein unvorstellbarer Makel gewesen wäre, nämlich nicht lieferbar zu sein, ist seit etwa zwei Jahren gang und gäbe. Man hat den Eindruck, bisweilen gehört es schon zum guten Ton, nicht lieferfähig zu sein. Ups, kann schon mal passieren, oder? Apotheker Haru Diefenbach, Deutschlands tapferer Kämpfer gegen Lieferengpässe, hat sich dieses Problems angenommen und hunderte von Defektlisten ausgewertet und nachgeforscht, wo die Ursachen liegen könnten. Unterstützung von der ABDA hat er dabei nie bekommen (warum sich unsere Berufsvertretung der Lieferengpässe kaum angenommen hat, bleibt ein Mysterium und ist ein Unding). Rabattverträge dürften vermutlich die Hauptursache sein, dass Firmen die Ware ausgeht (auch wenn Kassenvertreter das leugnen). Dazu kommen außereuropäische Billigproduktionsstätten, die zu Logistikproblemen führen. Aber auch Originalpräparate sind mittlerweile schon von Lieferengpässen betroffen. So gibt es Gerüchte, dass Firmen ihre Ware wegen besserer Margen lieber ins Ausland verkauften. Immerhin, Diefenbachs Aktivitäten sorgten auch für mediales Interesse, so dass das Thema in die Öffentlichkeit und die Politik gelangte. Auch wenn Lieferengpässe oft nur ärgerlich sind und nicht immer zu Versorgungsengpässen führen: In Klinikapotheken können solche Engpässe schon brenzlig werden, vor allem wenn es um Zytostatika und Antibiotika geht und keine Ersatzmedikation vorhanden ist. Lieferengpässe sind ein Skandal. Wenn das Bundesinstitut für Arzneimittel ein freiwilliges Melderegister angelegt hat, in das Hersteller ihre Lieferengpässe eintragen können, dann ist das Kosmetik – echte Abhilfe schafft das nicht. Mein liebes Tagebuch, ist der deutsche Arzneimittelmarkt auf dem Weg in eine Mangelwirtschaft?

31. Mai 2016

Die Sache mit den Medizinprodukten ist so eine Sache. Medizinprodukte – das sind z. B.  Herzschrittmacher, Gehhilfen, Brustimplantate, aber auch „stoffliche“ Produkte wie medizinische Lutschpastillen oder Meersalznasenspray. Die Europäische Kommission hat sich diesen Markt nach dem Skandal mit den Brustimplantaten genauer angesehen und plant eine Änderung der Einstufung der Medizinprodukte in die Risikoklassen. Die stofflichen Medizinprodukte werden eine Klasse hochgestuft. Das bedeutet für diese Hersteller, dass sie für viele ihrer Produkte – obwohl sie schon seit Jahren auf dem Markt sind – klinische Prüfungen vorlegen müssen, z.B. fürs Abführmittel Macrogol. Solche Produkte sind dann in der gleichen Risikoklasse wie Herzschrittmacher. Mein liebes Tagebuch, man kann’s auch übertreiben.

Und noch was aus der bunten Arzneimittelwelt: Viagra gibt es – zum Leidwesen von Pfizer – schon seit einiger Zeit auch als Generikum. Aber jetzt gibt’s Sildenafil endlich auch ohne Rezept: Die polnische Zulassungsbehörde hat ein Sildenafil-Präparat mit 25 mg als OTC zugelassen. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis auch bei uns die Hersteller von PDE5-Hemmern den OTC-Status anstreben. Und dann gibt es endlich das Wochenendpackage aus der Apotheke: Sildenafil + Kondom + Pille danach im Set.

1. Juni 2016

Versandapos würden gerne mehr, viel mehr Rezepte beliefern. Aber den Patienten ist das Verschicken der Rezepte mit der Post zu umständlich und zu langwierig. Deshalb sind die Versandapos ganz scharf aufs elektronische Rezept. Über Terminals, z. B. in der Arztpraxis oder im Supermarkt, oder über Lesegeräte zu Hause ließen sich das Rezept elektronisch an die Versandapotheke der Wahl schicken und gleich noch ein paar OTCs mitbestellen. Der Himmel für die Versender! Und die Hölle für die Apotheken vor Ort. Doch da werden sich die Päckchenverschicker noch ein bisschen gedulden müssen: Das E-Rezept wird so schnell nicht kommen: Im Ministerium hat diese Anwendung keine Priorität, hieß es. Erst einmal müsse der elektronische Medikationsplan ans Laufen kommen. Und, mein liebes Tagebuch, bis der so richtig läuft – das kann dauern.

Welch seltene Einigkeit! Die AOK Baden-Württemberg und der Deutsche Apothekerverband fordern gemeinsam die Streichung der Importquote für Arzneimittel. Mein liebes Tagebuch, dass wir das noch erleben dürfen, dass sich Hermann und Fritz so gut verstehen. Aber das funktioniert nur, weil beide Seiten davon profitieren. Die Kasse und der Apothekerverband sehen in der Reimportquote nur bürokratischen Aufwand und keine nennenswerten Einsparungspotenziale. Vor dem Hintergrund der Erfolgsstory mit den Rabattverträgen sei die Importquote Planwirtschaft, die nur den Importeuren nütze. Außerdem gefährdeten Importe die Arzneimittelsicherheit und hätten  Lieferengpässe in den Exportländern zur Folge. Mein liebes Tagebuch, wenn Hermann und Fritz  sich einig sind, wird sich bald etwas bewegen. Auch die bayerischen Apotheker haben schon Unterstützung signalisiert. Und sogar in der Politik ist Sympathie für die Abschaffung der Importförderklausel zu spüren. Also, wann wird der Importförderzopf abgeschnitten?

Einerseits will die Bundesregierung die Digitalisierung im Gesundheitswesen fördern, es soll elektronische Medikationspläne, E-Rezept und die Online-Videosprechstunde geben. Andererseits sollen Online-Rezepte, z. B. auch von ausländischen Online-Praxen (Stichwort DrEd), mit der 4. AMG-Novelle verboten werden. Aber dieses Verbot scheint jetzt mächtig zu wackeln. Politiker sehen darin nämlich einen Bruch. Die Digitalisierung samt Online-Rezepte könnte zu einer besseren Versorgung auf dem Land beitragen. Mein liebes Tagebuch, das war fast vorauszusehen. Online-Rezepte, ausgestellt z. B. von Ärzten, die in England sitzen, sind natürlich irgendwie Humbug und Proforma-Zettel. Ein Online-Rezept von einem hiesigen Arzt für seinen Patienten auf dem Land ausgestellt, können dagegen durchaus die medizinische Versorgung vereinfachen. In Zeiten von Ärztemangel auf dem Land und Online-Videosprechstunden, die kommen werden, von E-Rezepten und der fortschreitenden Digitalisierung wird sich das Online-Rezept kaum aufhalten lassen. Außerdem: Wo liegt der Unterschied zwischen einem online übermittelten und einem mit der Papierpost verschickten Rezept? Eben.

2. Juni 2016

Rund 113 Mio. Euro haben Deutschlands Apotheken für ihre geleisteten Nachtdienste vom Nacht- und Notdienstfonds im vergangenen Jahr bekommen, im Durchschnitt rund 270 Euro pro Dienst. Hätte eigentlich ein wenig mehr sein sollen, denn ursprünglich waren von der Politik mal 120 Mio. Euro versprochen worden. Und das wären dann durchschnittlich rund 287 Euro pro Nacht gewesen. Aber die 16 Cent pro Packung, mit denen der Fonds finanziert wird, reichen nicht. Und deshalb fordert der Deutsche Apothekerverband eine Erhöhung. Doch da stellt sich die Politik taub. Mein liebes Tagebuch, da wird sich auch nichts mehr tun. Und sind wir mal ehrlich: Letztlich gibt es auch weit wichtigere Baustellen.

Wie ein Gewitter aus Luxemburg grollen die Schlussanträge des Generalanwalts am Europäischen Gerichtshof: Ausländische Versandapotheken sollen sich nicht an das deutsche Preisrecht halten müssen, wenn sie nach Deutschland versenden – das sei nicht mit Europarecht vereinbar. Im Klartext heißt das: Dem Versender DocMorris müsste es erlaubt werden, seinen deutschen Kunden Rx-Boni zu gewähren, auch wenn dies deutschen Apotheker nicht erlaubt ist. Mein liebes Tagebuch, wenn das Gericht dem Schlussantrag des Generalanwalts folgen sollte, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein deutscher Apotheker klagt, weil er sich dadurch benachteiligt fühlt, keine Boni geben zu dürfen. Inländerdiskriminierung nennt man das. Die Chance, dass ein Gericht dann dem Apotheker recht gibt, ist riesengroß. Und das hieße dann: Freie Rx-Preise auch in Deutschland. Was das dann bedeutet, mag man sich noch gar nicht ausmalen: DocMorris bietet Boni und Zugaben ohne Ende, die deutschen Versender ziehen mit, und auch die preisaktiven Vor-Ort-Apos versuchen mitzuhalten mit Boni, Gutscheinen, Platintalern und Ofenwecken, wenn Patienten ihre Rezepte bringen. Hauen und Stechen. Der Einfallsreichtum wird keine Grenzen kennen. Und dann versuchen Krankenkassen, Verträge mit Apotheken, Verbänden, Kooperationen zu schließen. Die Preisspirale dreht sich rasend schnell nach unten. Die Folge: Apothekensterben, aber richtig! Und die ABDA blicket stumm, auf dem ganzen Markt herum. Dann könnte nur noch ein Verbot des Versandhandels mit Rx-Arzneimitteln helfen – europarechtlich wäre das möglich. Ob sich die Bundesregierung dazu durchringen würde? Wenn ja, dann hätte sich DocMorris mit seinem Prozess vor dem EuGH selbst ins Bein geschossen. Aber noch ist nichts entschieden. Das Gewitter aus Luxemburg kann sich noch verziehen – wenn das Gericht nicht dem Generalanwalt folgt und entscheidet, dass sich auch ausländische Versender ans deutsche Preisrecht halten müssen. Im Herbst soll die Entscheidung fallen. 

3. Juni 2016

Bayern feiert seinen 50. Bayerischen Apothekertag, dieses Mal in Straubing. Es dürfte einer der regionalen Apothekertage sein, die sich der längsten Tradition erfreuen. Und die Bayern haben im Lauf der Jahre dazugelernt. Sie haben eine kurzweilige Mischung aus Politik und Fortbildung. Und Gemütlichkeit, dieses Mal eine abendliche Schifffahrt auf der Donau. Sie haben eine kleine pharmazeutische Ausstellung und sie laden ihre Studierenden ein.  

Mein liebes Tagebuch, Bayern hat auch Glück! Bayern hat eine Gesundheitsministerin, die Apotheker liebt. Und die bayerischen Apotheker lieben sie! Melanie Huml möchte den Apothekern mehr Geld für Rezepturen und Dokumentation geben, neue Dienstleistungen wie Medikationsmanagement ausreichend vergüten, die Apotheker am Medikationsplan beteiligen und das Fixhonorar dynamisieren – also alles, was so das Apothekerherz, nicht nur das bayerische, begehrt. Auf dem Bayerischen Apothekertag in Straubing verteilte Melanie Zuckerwatte. Da ging die Sonne über Bayern auf. Wie kommt’s, dass Melanie uns Apotheker so versteht? Vielleicht, weil sie selbst Ärztin ist? Vielleicht, weil sie zur jüngeren Generation der Ärzte gehört und keine Berührungsängste mit Apothekern hat? Vielleicht, weil sie mit Hans-Peter und Thomas so gut kann? Vielleicht. Nur ein klitzekleines schwarzes Wölkchen trübt den sonnigen weißblauen Himmel: Auch Huml kann leider nicht bis nach Berlin durchregieren und sie hat nur indirekten Einfluss. Aber egal, schön war es doch, zu erleben, dass es Gesundheitspolitiker gibt, die noch ein Herz für Apotheker haben. Danke, Melanie!

4. Juni 2016

Mein liebes Tagebuch, der Tipp der Woche kommt von Frank Diener. Er sagte in seinem Vortrag auf dem Bayerischen Apothekertag: „Optimieren Sie Ihre Website im Hinblick auf Ihre  Personalakquise! Das erste, was heute ein junger potenzieller Mitarbeiter macht, wenn er Ihre Stellenanzeige sieht: Er googelt Sie!“ Mein liebes Tagebuch, wie recht er hat! Junge Mitarbeiter sind im Netz zu Hause. Eine Apotheke mit einer Website, die „unterirdisch“ daher kommt, hat schlechte Karten. Und wenn man sich da so einige Seiten anschaut…


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8 Kommentare

Tagebuch

von Heiko Barz am 05.06.2016 um 14:31 Uhr

Bei diesem pharmazeutischen Super GAU sollte ein wichtiger Gedanke nicht fehlen.
Was wird mit unserer Altersversorung, werden dann die angsstellten Kettenapotheker in die GKV wechseln?
Dann sterben ABDA UND VERBÄNDE.
Wenn der Grundkapitalismus danach Einzug hält und die finanzkräftigen Multikonzerne ( Heuschrecken ) das Gesundheitswesen beherrschen, vielleicht wird der STAAT dann aufwachen und zum Patientenwohl die Gesundheit total sozialisieren. Staatliche Apotheken mit beamteten Apothekern, die natürlich kein merkantiles Interesse mehr haben, sollte die Folge sein.
Bei dem oberflächlich betrachteten Wohlwollen der Bayrischen Gesundheitsministerin für die Apothekerschaft, sollte nur der Zeitpunkt 2017 ernsthaft ins Auge gefaßt werden.

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Konstuktiver Optimismus statt weiter Heul- und Jammerparty könnte helfen ....

von Wolfgang Müller am 05.06.2016 um 13:14 Uhr

Wenn Reinhard Herzog recht hat - und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln - dass es nur die Geringfügigkeit von 300 Mio. Umsatz im Rx-Versand sind: Dann ist es absolut realistisch, dass "Die Politik" ein Rx-Versandverbot beschließt. Von zwingender Besitzstandswahrung kann dann nämlich nicht mehr die Rede sein, und der anderen vernünftigen ordnungspolitischen Gründe für dieses Versand-Verbot sind ja viele.

Im Zuge des standesvertreterischen Eintretens für diese ALLEN Beteiligten außer Markt-Radikalen mit Schaum vor dem Mund nützende Auflösung der aktuell bescheuerten EU-Blödsinns-Situation, in der wir uns mit der deutschen Politik ja gemeinsam befinden, könnte/sollte/müsste dann BITTE noch folgendes geschehen. Dann könnte das Ganze geradezu Berufsstands-kathartische Wirkung zeitigen:

- "Der DAV" wird wieder zu einer selbständigen, von der Kammer-bestimmten ABDA ungebremsten organisatorisch/kaufmännischen Interessenvertretung der freiberuflichen Apotheker/innen; die sich parallel zu dieser Gesetzgebungs-Farce auch schon mal direkt mit der Entrümpelung und Sanierung des öffentlichen Apothekenwesens - auch gegen aktuelle Kammer-Kampflinien - zu beschäftigen beginnt, und

- sogar "Die ABDA" erkennt, dass die eingetretene Situation Angestellte wie Selbständige, "Die Jungen" genau wie die Älteren in den ÖFFENTLICHEN brutal trifft und wird daher (wieder?) zur Interessenvertretung vor Allem der APOTHEKEN (ehrlich, als Industrie-Apotheker war mir die Existenz "Der ABDA" doch noch nicht mal bewusst, geschweige denn wichtig ...).

Das liegt dermaßen nahe, dass in einem vernunftbegabten, professionell arbeitenden System aus diesem aktuellen Anlass GENAU DAS passieren müsste, dass es konkret bei uns eben eigentlich zu schön ist, um wahr werden zu können.

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Probleme, die man "auf dem Radar" hat, ...

von Reinhard Herzog am 05.06.2016 um 11:32 Uhr

... sind keine mehr. Zumindest keine gefährlichen. Sofern man klug ist.

Wirklich bedrohlich sind die "schwarzen Schwäne", die kaum einer auf dem Schirm hat, und die dann ein echtes "Game changer"-Potenzial haben. Selbst aus der Finanzkrise war die Luft raus, als man die Umrisse und Dimensionen erfasst hatte.

So auch hier im Hinblick auf Brüssel und die Rx-Preisbindung. Die Lösung ist einfach und liegt auf der Hand: Rx-Versandhandelsverbot.

Das betrifft heute ein (rückläufiges) Randsegment von roundabout 300 Mio. € p.a. - die berühmten Peanuts. Kaum Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, kaum Steuerausfälle, im Gegenteil (Holland!).

Eine kluge Standesführung tütet das jetzt auf Vorrat ein und wartet nicht auf ein Urteil aus Brüssel. Es kommt also auf richtiges Timing an.

Einen Wermutstropfen wird es geben, nichts ist gratis. Das Gezeter um Honorarerhöhungen wird leiser werden müssen. Ein bisschen Rezepturaufbesserung, ein paar Zusatzcent für die Btm - das wars dann erst mal. Dafür wäre das Rx-Thema abgeräumt, und alle könnten weiter recht ungestört im durchregulierten Schlafwagen (oder im goldenen, silbernen, blechernen Käfig?) weiterfahren. Die Kassenlage gäbe es her (Unterschied zu den Südländern!). Noch.

Das wird sich zwar absehbar ändern, wenn so manche unserer vermeintlichen Paradeindustrien einen Schwächeanfall nach dem anderen kriegen oder vorher von China und Co. weggekauft werden. Aber das dauert, Jahre, Jahre - der Schlafwagen hat noch lange nicht seinen Endbahnhof erreicht, auch wenn der ein Sackbahnhof sein wird.

Also: Cool bleiben, wird schon alles. Vertraut einfach mal auf die risikoscheue Lobbygesellschaft. Eine Rx-Preisfreigabe wäre ja keinesfalls ohne "Nebenwirkungen" an den unterschiedlichsten Stellen. Geht dieses Risiko irgend jemand ein, in einer Gesellschaft, in der schon ein Sechsjähriger mit einer Kinderpistole ganze Sondereinsatzkommandos auf den Plan ruft?

Da heißt es eher: Allen wohl, am Ende niemandem richtig weh - außer den ganzen Nickeligkeiten und Ärgernissen des Alltags, aber ... nichts ist eben gratis, manches davon wohl aber umsonst.

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AW: Stumm hilft nicht...

von Ulrich Ströh am 05.06.2016 um 12:45 Uhr

Absolut treffende Analyse,Herr Kollege Herzog !
Was aber,wenn das Timing einer unklugen Standesführung nicht stimmig ist und sich mehr durch stummes Starren auszeichnet.?
Die Freunde des Versandhandels sind einflussreich und rüsten sich bereits für den Verbotsfall !

EuGH

von Dr.Diefenbach am 05.06.2016 um 10:04 Uhr

Ich werfe mal folgende Punkte in die Debatte:Zunächst muss das Urteil nicht zwangsläufig gegen "uns"gesprochen werden.Betrachtet man allerdings den Umgang mit dem Apothekerberuf in der EU INSGESAMT ,so ist eine Negativannahme auf jeden Fall durchaus realistisch .Ich verweise auf Sachverhalte in A,LUX,NL,GR,F,I,um einige Beispiele zu nennen,wo man die KollegInnen miserabel von Seiten der Politik abkanzelt.
2.)Sollte das Urteil alles "freigeben"-so wäre ja bei solidarischem!! Verhalten des Standes nicht zu befürchten dass zu Vieles ins Rutschen gerät,-Aber machen wir uns nichts vor:Auch etliche hierzulande wünschen sich doch ein Urteil zur "Freigabe"-so fatal das sein mag
3.)Bleibt die Ehrlichkeit der Politik: Man könnte den Versandhandel mit Rx komplett abschaffen..Also sind wir alle gefordert massiv die zu Wählenden für 2017 mit Argumenten zu versorgen.?Vielleicht kann es Bayern richten,die Geschmeidigkeit sowohl dieser Kanzlerin als auch die in vielen Bundesländern verlangen Schwerarbeit.
4.)Gerade die BAK muss ja auch bei massiven Veränderungen der Landschaft um ihre Struktur (finanziell)fürchten.So tragen in Hessen ca 80 Prozent der Beiträge die Selbständigen.
5.)Die ADEXA muss massiv tätig werden und jede Unterstützung bekommen.Denn es ist illusorisch,dass 154 Tausend Arbeitsplätze bleiben,wenn der Pole sich "durchsetzt"

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Rx -Rabatte 2016 und die mögliche Konsequenzen

von Ulrich Ströh am 05.06.2016 um 9:43 Uhr

Moin Herr Ditzel,
2. Juni 2016 Thema Schlussanträge Generalanwalt :
-Die ABDA blickt stumm auf dem Markt herum...-
Das wird nicht reichen !

Die Konsequenzen eines nunmehr möglichen negativen Urteils liegen auf dem Teller:

Rezepte werden zum Rabattcoupon.
Patienten ,insbesondere Chroniker,werden über ihre Selbsthilfeorganisationen die Zahlungsänderungen sehr schnell mit medialer Unterstützung von Boulevard - und Wirtschaftspresse aufgreifen.
Hochpreiserrezepte werden wegen des Rabattvorteils besonders gut handelbar werden.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen für Apotheken wird es zukünftig mit allen Konsequenzen nicht geben.

Landesapothekerverbände werden Rx -Discounterapotheken und Regulärpreisapotheken nicht gleichzeitig vertreten können.
Kann noch in diesem Jahr passieren.

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AW: Europäischer Gerichtshof

von Michael Völter am 05.06.2016 um 9:03 Uhr

was kann man denn von der Jurisdiktion einer Staatengemeinschaft erwarten, deren einzige Gemeinsamkeit die Währung ist???

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