Kossendeys Gegengewicht

Ich will aber...

09.06.2016, 14:00 Uhr

Die ABDA handelt manchmal wie ein trotziges kleines Kind, findet Ann-Katrin Kossendey-Koch. (Foto: djedzura / Fotolia)

Die ABDA handelt manchmal wie ein trotziges kleines Kind, findet Ann-Katrin Kossendey-Koch. (Foto: djedzura / Fotolia)


Das Gebaren der ABDA der letzten Tage erinnere sie an ihre Tochter: Es gehe nur darum, den eigenen Willen durchzusetzen, meint Ann-Katrin Kossendey-Koch. Und wenn alles nichts helfe, dann würden halt die Beiträge erhöht. Statt PR und Parties solle sich die ABDA stärker für die Standespolitik einsetzen.

Noch kann unsere Elisabeth nicht sprechen. Aber ihren Willen transportiert sie klar und deutlich. Sie nimmt sich, was sie kriegen kann, hält es fest und läuft weg. Manchmal macht sie dabei etwas kaputt. Und wenn ich ihr versuche zu erklären, warum sie etwas nicht darf, dann antwortet sie mit ihrer Körpersprache klar: „Ich will aber!“. Elisabeth ist 17 Monate alt. Bei der ABDA sitzen Erwachsene – warum nur erinnern mich die Pressemeldungen der letzten Tage so sehr an meine kleine Tochter?

„Menno, ich will aber 3,3 Prozent mehr Beiträge!“ Wäre es nicht normal, dass man als Standesorganisation versucht, mit dem vorhandenen Haushalt das Maximale rauszuholen? Vor allem, wenn der Ertrag bei meinen Mitgliedern eher schrumpft als wächst? Vielleicht haben Schmidt & Co aber auch bei der großen Politik gelernt? Im Bundestag wird ja auch gerne direkt nach der Rentenkürzung die nächste Diätenerhöhung beschlossen. Solange es nicht mein eigenes Geld ist, kann ich prima die Millionen hin- und herschieben. 

Wird in der Wirtschaft ein Vorstand am Erfolg der Organisation gemessen, finden wir bei der ABDA das selbstherrliche Gebaren eines Kleinkindes, das entwicklungsbedingt nur seine eigenen Bedürfnisse kennt und stillt. „Pah, unsere Erfolge sind so geheim, die gehen Euch doofe Apotheker gar nichts an. Und es ist einzig und allein unser Verdienst, dass Ihr noch keine Kettensklaven seid!“ Danke, liebe ABDA. Da nicht für, wie man bei uns im Nordwesten sagt.

Ann-Katrin Kossendey-Koch

Mehr Bling-Bling für das Sommerfest?

500.000 Euro für Veranstaltungen –wow! Inklusive dem legendären Sommerfest. Sind wir Apotheker durch so ein Event beliebter in der Politik? Nein, leider nicht. Bekommen wir dadurch mehr Aufmerksamkeit? Wohl kaum. Die Hochzeit der Katzenberger hat nur knapp 50.000 Euro gekostet, war aber nach dem Fußball-Länderspiel am Samstag Abend die meist geschaute Sendung Deutschlands. So geht PR, Herr Kern. Über Euer Sommerfest wurde schon am nächsten Tag nicht mehr gesprochen. Vielleicht fehlte trotz größerem Etat einfach ein bisschen Bling Bling.

Im Fernsehen sind wir Apotheker chronisch unterrepräsentiert. Anstatt mal ein Konzept zu entwickeln, wie sich das ändern ließe und selbstkritisch unsere standespolitische Außenwirkung zu hinterfragen, wünschen wir uns einfach einen eigenen News-Room. Wobei... wünschen ist das verkehrte Wort, fordern auf Kosten der Mitglieder passt besser. Ist ja auch das Mindeste, Hobby-Moderator Friedemann Schmidt für seine Statements ein standesgemäßes TV-Studio einzurichten. Um genügend Content zu generieren, braucht Herr Kern noch eine Vollzeitstelle. Richtig, für das mittelalterliche Sprichwort „Audi, vide, tace, si tu vis vivere pace“ (zu Deutsch: Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden leben willst) braucht man ja auch drei Affen, die sich Ohren, Augen und Mund zuhalten. Jeden Tag soll im News-Room über die Arbeit und die Leistungen der ABDA berichtet werden. Vielleicht sollte die ABDA in ihre finanzielle Planung gleich mal mit aufnehmen, dass sie die nicht mehr gebrauchte Endlosschleife „Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ vom ZDF kauft und für den Winter gleich noch die Rechte an den Übertragungen der Live-Webcams auf Österreichs Skipisten erwirbt. Nur für den natürlich sehr unwahrscheinlichen Fall, dass sie nichts Aktuelles zu berichten haben. 

Beiträge erhöhen klappt immer

Zwei Millionen Euro sollen laut Haushaltsplan der ABDA erneut an die Werbeagentur Cyrano aus Münster gehen. Da wir uns ja mal wieder vor den Wahlen befinden, sollen die Kampagnen der Profis politischer werden. Na, hört, hört – jetzt geht’s aber los, schnallt euch alle an. ABDA goes politisch. Damit sollen die höheren Kosten gerechtfertigt werden? Welchen Sinn hatten die Kampagnen seit Beginn der ABDA denn sonst? Standespolitik ist doch die einzige Daseinsberechtigung dieses Kosten-fressenden Apparates, den längst keiner mehr braucht. Aber da ist es wie bei meiner kleinen Tochter,  da fragt man besser nicht nach Sinn und Unsinn, das einzige was zählt ist der Wille. Und der Überlebenskampf – es schafft sich schließlich keiner freiwillig selber ab. Auch dann nicht, wenn es dem eigentlichen Grund meiner Daseinsberechtigung geschuldet wäre. Die große Politik macht es uns ja vor: Statt grundlegender Reformen, holt man sich das Geld bei den Steuerzahlern, um damit weiter zu flickschustern.

Lediglich 210.000 Euro werden für die klassische Pressearbeit eingeplant, das sagt doch eigentlich alles. Selbst für den Bereich „Spezielle Kommunikationsbereiche“ wird mehr Geld veranschlagt, was auch immer darunter zu verstehen ist. Das große Schweigen soll also weitergehen, nur professioneller und auch als Bild- und Audioversion. Und wenn dieser Plan überraschenderweise keinen Erfolg bringt, erhöht man einfach die Beiträge – das funktioniert ja immer.


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5 Kommentare

Ist doch Alles supergut, ne!

von Wolfgang Müller am 09.06.2016 um 16:47 Uhr

Es ist nun wirklich an der Zeit, mit diesen fehlgeleiteten, missgünstig-beißwütigen Skepsis-Artikeln bzw. -Posts aufzuhören. Und einfach das Leben in diesem schönen Beruf zu genießen.

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, brauchte ich nur nach langer Zeit einmal wieder - habe ich doch nun wirklich eine hervorragende Personal-Ergänzung gefunden, auch da gibt es ja in Wirklichkeit gar keine Probleme - die aktuelle PZ zu lesen.

Niederschmetternd, wie einfältig, undankbar, vergleichsweise stillos und dumm auch ich in letzter Zeit geworden war. Schon der Leitartikel von Friedemann Schmidt hat mich voll und ganz bestätigt, dass die Rx-Preise nicht per EU-Entscheidung im Herbst freigegeben werden. Und wenn doch .... warum jetzt überhaupt schon plebejisch zuckend darüber reden? Diese staatstragende, würdevolle Art hatte ich irgendwann einmal im Zorn über natürlich nur scheinbar bedrohliche, in Wirklichkeit weise standespolitische Weichenstellungen wie "Barrierefreiheit auch für Bestandsapotheken", "Rezeptur unbedingt weiter defizitär" und "Beaufsichtigende AMTS-Arbeit notfalls auch gegen den Willen der Ärzte" verloren. Ich werde versuchen, sie mir jetzt wieder anzueignen.

Wird doch auf den restlichen Seiten der aktuellen PZ von jung und alt, Süd und West, oben und unten, Männlein wie Weiblein auf selbst mich nun endlich überzeugende Art und Weise dargelegt: Dass wir selber nur eine entsprechende Kammer-definierte AMTS-Qualifikation und -Akkreditierung erwerben müssen, der DAV/die Kammern/die ABDA nur entsprechende Medikationsmanagement-Selektivverträge Eins zu Eins nach Vorbild des schon jetzt "sehr gut" erfolgreichen ARMIN mit den GKVen abschließen müssen. Dann wird das Honorar für uns schon weiter üppig fließen, in Zukunft eben aus dieser AMTS-Quelle statt aus davon unabhängigen, nun wirklich nicht mehr von der ABDA zu lobbyierenden, schnöden Arzneimittel-Verkaufs-Gewinnen!

Dass da irgend so ein hergelaufener Hausärzte-Verbands-Präsident Geis oder wie der heißt das Alles ganz anders sieht: Eben ein Ewiggestriger, das stirbt sich weg. "Die Jungen" und die "Junggebliebenen Alten" wie wir werden es sowohl bei den Ärzten als auch bei den Apothekern schon hinbekommen, dass wir gemeinsam im Medikations-Management uns gegenseitig heilberuflich so schön befruchten und den GKVen soviel Geld sparen, dass es dann landauf-landab wieder heißen kann:

Wollen Sie einen glücklichen, inhaltlich erfüllten, vollkommen entspannten, bestverdienenden selbständigen Akademiker sehen - gehen Sie zu Ihrem Hausarzt oder Apotheker!

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AW: Zusammenfassung...

von gabriela aures am 09.06.2016 um 17:18 Uhr

des langen Textes:
Wir machen bis Herbst vorsorglich nichts, danach ist immer noch Zeit, sich überrascht zu wundern und mit einem knallharten:
"Ähhhh..."
zu antworten.

AW: Also ...

von gabriela aures am 09.06.2016 um 17:19 Uhr

...Zusammenfassung des Editorials wohlgemerkt ;-)

"Ich will aber..!"

von Heiko Barz am 09.06.2016 um 14:51 Uhr

Ich glaube nicht, liebe Kollegin, dass Ihre markante Analyse bei Friedemann einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Der autokratische Zustand in der sogenannten Führungsebene führt doch jeden Versuch einer Einflussnahme ad absurdum.
Wissen wir, ob F. S. Ihre und anderer Kollegen Kommentare überhaupt liest?
Vielleicht aber ist diese Diskussion der Beitragserhöhung eine zur Zeit wichtige Ablenkung, um die für viele Kollegen wichtige Existenzfrage bei den RX Boni und TTIP zu unterlaufen.
Wenn das so richtig ' in die Hose ' geht, dann ist F.S. auch mit seiner Perspektive 2030 maximal gescheitert.
Möglicherweise kommt der EU Richterspruch aber erst nach dem nächsten Apotag, und wie ich die Deligierten kenne wird vorher eine flammende Motivationsrede von F.S. mit Begeisterung und 'Hochrufen' aufgenommen, bis uns die Realität genau wie im Herbst 2015 auf das Brutalste wieder einholt.

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Beitragserhöhung

von Frank ebert am 09.06.2016 um 14:45 Uhr

Die Abda ist wie die VW Vorstände. Null Leistung , aber von Gier zerfressen. Es ist traurig, das man von den ganzen unfähigen Menschen so abhängig ist. Aber wahrscheinlich wieder stehende Overvationen beim Apothekertag von den Lemmerlingen.

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