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Jeder dritte Profi-Fußballer nimmt einer Untersuchung der FIFA zufolge vor dem Spiel Schmerzmittel ein. NSAR und niederpotente Opioide sind zwar im Spitzensport nicht verboten, aber die langfristige Einnahme dieser Arzneimittel kann schwerwiegende Folgen haben.
Analgetika sind unter Profi-Fußballern weit verbreitet. Das berichtet die „Ärzte-Zeitung“ unter Berufung auf eine Studie der FIFA. Der Weltfußballverband hatte diese während der WM in Südafrika in Auftrag gegeben. Die Teamärzte sollten eine Liste erstellen, welche Arzneimittel die Spieler innerhalb von drei Tagen vor dem Spiel eingenommen hatten.
Die Untersuchung ergab, dass 34,6 Prozent der Turnierteilnehmer vor Anpfiff ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR), wie Aspirin oder Ibuprofen eingenommen haben. Je älter die Spieler, desto mehr Schmerzmittel wurden konsumiert. Vier Jahre zuvor hatte der Test ergeben, dass 29,6 Prozent der Spieler zur Tablette griffen.
Zum Teil würden die Schmerzmittel auf eigene Faust eingenommen, zum Teil auf Verordnung des Teamarztes. Viele nähmen sie auch prophylaktisch, um möglichen Schmerzen während des Spiels vorzubeugen, heißt es in der Ärzte-Zeitung.
Schmerzmittel wie Smarties
Bereits 2008 erklärte Professor Wilfried Kindermann, ehemaliger Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft, Schmerzmittel würden wie Smarties eingeworfen. Doch die Präparate sind, obwohl sie zum Teil ohne Rezept erhältlich sind, eben keine harmlosen Süßigkeiten. NSAR können zu Leber- und Nierenschäden führen, insbesondere wenn sie längerfristig eingenommen werden. Davor warnt auch der FIFA-Chefmediziner, Professor Jiri Dvorak, nach Veröffentlichung der Studie.
Alle Schmerzmittel auf die Dopingliste zu setzen, sei allerdings kein gangbarer Weg, heißt es. Dann dürfte ein Spieler nicht einmal mehr eine Kopfschmerztablette einnehmen, argumentiert Professor Gerd Geißlinger vom Institut für Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main gegenüber der „Ärzte-Zeitung“. Niederpotente Opioidanalgetika der Stufe II (Tramadol, Tilidin und Naloxon, Dihydrocodein) gehörten seiner Ansicht nach aber verboten. Derzeit sind nur starke Opioide wie Morphin, Fentanyl und Oxycodon nicht erlaubt.
Darüber hinaus wünscht sich Geißlinger mehr Aufklärung im Bereich Schmerzmittel. Er glaube, dass viele Leistungssportler gar nicht wüssten, was sie mit den erlaubten Substanzen anrichten können. Er sieht die Mannschaftsärzte in der Pflicht. So müsste bei der Verordnung der Analgetika neben Kontraindikationen und Unverträglichkeiten, auch die zulässige Höchstdosis beachtet werden. Derzeit sei das aber nicht immer der Fall.
Nicht nur im Fußball ein Problem
Schmerzmittel vor dem Wettkampf werden aber nicht nur im Profifußball eingesetzt. Auch andere Sportler holen sich Unterstützung aus der Apotheke. So hatte beim Bonn-Marathon jeder zweite Teilnehmer, das heißt fast 2000 Läufer, vor dem Lauf rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen. Die meisten waren sich der potenziellen gesundheitlichen Gefahren nicht bewusst. Neun Athleten der untersuchten Kohorte mussten nach dem Lauf ins Krankenhaus eingewiesen werden. Die Autoren der Studie sehen einen Zusammenhang mit der Analgetikaeinnahme.
5 Kommentare
Jahrelang im Spitzensport agiert
von Veit Eck am 22.06.2016 um 17:57 Uhr
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AW: Schmerzmittel
von Albrecht Bodegger am 23.06.2016 um 18:15 Uhr
NSAR auch im Breitesprort ein Problen?
von Thesing-Bleck am 20.06.2016 um 9:36 Uhr
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Einspruch !!!
von Veit Eck am 20.06.2016 um 8:53 Uhr
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AW: Homöopathie im Spitzensport?
von Albrecht Bodegger am 20.06.2016 um 14:36 Uhr
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