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Wir haben es, ein super-feines Berufsbild, mit dem ganzen Medikationsmanagement-Schnickschnack. Und alles für schlappe 8,35 Euro? Wir haben sie noch, 17+17 Orgas mit Ehrenämtlern, ohne Profis. Wie lange noch? Wir haben ihn nicht mehr, den Palazzo prozzo des ABDA-Höhenflugs, er steht auf dem Immomarkt bereit. Vielleicht als Eventlocation fürs nächste Sommerfest?
20. Juni 2016
Bayern will’s wissen. Ein Konsortium aus Ärzten, Apothekern, Hochschulen, einer Betriebskrankenkasse, einem IT-Dienstleister und einem Zusammenschluss von Gesundheitsdienstleistern der Metropolregion Nürnberg will schon mal den E-Medikationsplan testen. Triebfeder ist u. a. die Aussicht, Mittel aus dem Innovationsfonds dafür zu bekommen. Die Voraussetzungen dafür lesen sich vielversprechend: Ärzte und Apotheker kommunizieren auf einer gesicherten Datenverbindung über einen Server, auf dem der vom Arzt erstellte Plan liegt. Der Apotheker kann den Plan um OTCs ergänzen, eine Medikationsanalyse mit dem Arzt vornehmen und bei schwierigen Medikationsproblemen ein wissenschaftliches AMTS-Kompetenzzentrum kontaktieren. Und sogar über die Honorierung wurde gesprochen: Sie soll für Arzt und Apotheker gleich hoch sein. Wie hoch, ist allerdings noch offen. Mein liebes Tagebuch, das hört sich prinzipiell gut und zukunftsträchtig an. Solche Projekte müssen laufen. Nur: Im übernächsten Jahr soll der Gröhesche Medikationsplan bundesweit kommen. Da muss sich ein bayerischer Plan mächtig ins Zeug legen, wenn er wegweisend sein will.
Aber der größte Pferdefuß: Vor Kurzem war zu erfahren, dass die Kassenaufsicht davon ausgeht, Beratungsverträge mit und bezahlte Dienstleistungen von Apothekern seien nicht zulässig, weil es keine gesetzliche Grundlage dafür gebe. Für Apotheker hieße das: Medikationsplan machen, aber ohne Honorar. Ein Unding. Sollen wir uns selbst ausbeuten? Oder lieber gleich die Finger davon lassen?
Warum hört man dazu nichts von der ABDA? Wie sieht denn unsere Standesführung diese Äußerungen der Kassenaufsicht? Mein liebes Tagebuch, irgendwie fast schon unerträglich, wie sich das Lindencorso in den letzten Wochen in Schweigen hüllt. Und da will man, wie es vor Kurzem hieß, einen „Newsroom“ im Netz mit täglich aktuellen Nachrichten zur ABDA-Politik aufbauen? Oh, ABDA, so wird’ nichts daraus. Wenn die ABDA wollte, könnte sie die Berufsöffentlichkeit schon heute über die aktuelle Lage und vor allem über die berufspolitische Einschätzung aktueller Themen informieren. Das wäre Transparenz.
Ja, und dann gibt es da noch das ARMIN-Modellprojekt, das u. a. auch den Medikationsplan testen will. In der kommenden Woche will die ABDA über den Start des letzten Moduls (vorgesehen für Juli), das Medikationsmanagement, informieren. Nach wie vor ein begrüßenswertes Projekt, dem man nur Erfolg wünschen kann. Aber, mein liebes Tagebuch, am Schluss weiß keiner mehr, wer welchen Plan für umsonst machen soll.
21. Juni 2016
Mein liebes Tagebuch, diese Gedanken treiben mich immer mehr um: Warum leisten sich die Apothekerinnen und Apotheker 17+17 Landesorganisationen?
Mit einem immensen Aufwand und großen Kosten! Warum diskutiert man nicht ernsthaft eine Umstrukturierung hin zu 4+4? Vier Kammern, vier Verbände, Nord, Süd, Ost, West – gut aufgestellt, gut strukturiert. Ich würde gerne Ökonomen daran setzen, dieses Szenario durchzurechnen. Ich bin überzeugt, die Kammer- und Verbandsbeiträge der Apotheken könnten sinken bzw. die Organisation hätte mehr Geld zur Verfügung für effektive Öffentlichkeitsarbeit, für Gutachten, für die großen digitalen Herausforderungen der Zukunft.
Und die zweite Umstellung: An der Spitze unserer Berufsvertretungen ordentlich bezahlte Leute, keine Apotheker, die sich nicht auch noch um das Kleinklein ihrer eigenen Apotheke kümmern müssen, sondern Spezialisten, Ökonomen, Leute aus der Gesundheitswirtschaft, die sich nur auf die Berufspolitik, auf die politische Arbeit, die Durchsetzung unserer Ideen und Forderungen konzentrieren können, die gut mit der Politik vernetzt sind, Leute, die politisches Arbeiten gelernt haben. Diese Spezialisten wären quasi der Vorstand. Ein ehrenamtliches Gremium aus Apothekerinnen und Apothekern könnte als „Aufsichtsrat“ fungieren und Repräsentationsaufgaben übernehmen, müsste aber nicht die anstrengende politische Tagesarbeit leisten – zumal das Apotheker auch nicht gelernt haben. Mein liebes Tagebuch, warum glauben Apothekers immer noch, alles selber machen zu können? Steckt da noch der alte Universaldilettant in uns?
22. Juni 2016
Stell dir vor, mein liebes Tagebuch, die AOK sucht Rabattpartner für die Grippeimpfstoffe – und kein Hersteller gibt ein Angebot ab. Richtig putzig, oder? Tja, da kann man die Hersteller wiederum verstehen. Und sogar Beifall klatschen. Impfstoff-Ausschreibungen waren von Anfang an ein Unding. Da gibt es viel zu viel Unsicherheiten, Produktionsprobleme etc. Nur die Krankenkasse wollten dies in ihrer sturen Art nicht einsehen. Insofern kann man nur begrüßen, wenn Hersteller klare Kante zeigen und nicht mehr mitbieten.
23. Juni 2016
24-Seiten stark ist es, unser neues, aktualisiertes Berufsbild. Nach der Online-Diskussion im vergangenen November hat sich eine Arbeitsgruppe der Bundesapothekerkammer dran gesetzt, die Beiträge bewertet und in das Papier einfließen lassen. Nach einer Abstimmung mit den Apothekerkammern der Länder hat die BAK-Mitgliederversammmlung das Papier nun verabschiedet. Mein liebes Tagebuch, es ist eine ordentliche Auflistung aller Tätigkeiten von Apothekern in den unterschiedlichen Bereichen, also in der Offizin, in der Krankenhausapotheke, in der Industrie usw. Schade, dass das Bild erst jetzt fertig wurde und nicht schon früher, als der Bundesgesundheitsminister die Bundes-Apothekerordnung weiter fasste und ein Berufsbild der Apotheker verabschiedete.
Wenn man das BAK-Berufsbild des Offizinapothekers liest, wie er da so seinen Tätigkeitsbereich in der öffentlichen Apotheke beschreibt: Einfach super! So stellt man sich den modernen Apotheker und seine Tätigkeiten vor. Aber, mein liebes Tagebuch, was ich mich dabei frage: Wäre ich Gesundheitspolitiker, würde ich den Apothekern zurufen: Vielen Dank, liebe Apothekers, ihr macht das, was die Gesellschaft in Zukunft von Euch verlangt. Und Danke, dass ihr das alles für 8,35 Euro macht! Mein liebes Tagebuch, mit diesem Super-Berufsbild sind wohl alle Dienstleistungen wie Medikationsplan oder Medikationsmanagement im Beratungshonorar von 8,35 eingepreist. Ein Zusatzhonorar werden wir uns wohl ein für alle mal abschminken können.
24. Juni 2016
Bye-bye, Großbritannien. Jetzt also doch. Die Briten wollen ihre Eigenständigkeit. Take back control – ein Slogan, der viele dazu bewogen haben dürfte, für „Leave" zu stimmen. Schade, die europäische Idee hat dadurch einen empfindlichen Kratzer erlitten. Aber klar, ein bisschen trägt Brüssel daran selbst Schuld. Europa hat den Bogen bisweilen überspannt, den Gedanke der Gleichmacherei zu weit getrieben, zu stark in nationale Fragen der Länder hineinregiert, Fragen, die jedes Land aufgrund seiner Besonderheiten besser selbst hätte lösen sollen und wollen. Selbst der deutsche Apothekenmarkt war und ist von der europäischen Regulierungswut betroffen. Hoffen wir, dass Europa nicht ganz zerbricht, dass Europa daraus lernt. Das Leben mit Großbritannien wird schwieriger, aber es geht weiter. Es gibt ein Leben in der EU – auch ohne die Insel.
Bye-bye Apothekerpalais. Das ist dann das Ende eines Ausflugs unserer Berufsvertretung in die Welt der Schönen, der Reichen und ganz schön Reichen. Das Ende eines glamourösen Höhenflugs von Berufsvertretern, die sich mehr dem äußeren Schein als dem apothekerlichen Sein verschrieben hatten. Jetzt wird er auf dem Immobilienmarkt angeboten, der Palazzo prozzo der ABDA. Nachdem die potenziellen Käufer, Öl-Scheichs und Milliardär-Trumps sichtlich nicht Schlange stehen, um sich das „einzigartige Investment“, „das letzte verfügbar Palais im historischen Zentrum Berlins“, wie es in der Immo-Annonce heißt, unter den Nagel zu reißen, versucht nun ein Immobilienbüro im ABDA-Auftrag, die einstige ABDA-Residenz möglichst ohne oder mit wenig Verlust einem solventen Käufer anzudienen. Provisionsfrei, klar, die Provision zahlt heutzutage der Verkäufer, also die ABDA. Als Anregung für die weitere Nutzung hat das Immobüro sogar einige Vorschläge parat, z. B. für Repräsentationen, für eine kulturelle Nutzung, als Shared Workspaces, für vielfältige Veranstaltungsformate, Ausstellungen oder Konferenzen. Super, ja, genau dafür bietet sich das wunderschöne Palais an, aber nicht für den Dienst- und Arbeitssitz einer Berufsvertretung. Und falls immer noch einige ABDAianer Sehnsucht nach dem Palais haben: Vielleicht kann man’s nächstes Jahr als Location fürs Sommerfest mieten. Statt Kirche.
10 Kommentare
Zeitpunkte ?
von gabriela aures am 26.06.2016 um 17:52 Uhr
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6,86 € ....... - und überhaupt
von Gunnar Müller, Detmold am 26.06.2016 um 12:42 Uhr
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AW: Hömma, hömma,
von Bernd Jas am 27.06.2016 um 14:26 Uhr
Zukunft
von Reinhard Rodiger am 26.06.2016 um 11:50 Uhr
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Struktur
von Dr.Diefenbach am 26.06.2016 um 10:16 Uhr
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Aus die Maus
von Frank ebert am 26.06.2016 um 10:09 Uhr
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Berufsbild - Gute kaufmännische Kenntnisse für Apotheker
von Thesin am 26.06.2016 um 9:11 Uhr
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AW: Nichts als Wut
von Karl Friedrich Müller am 26.06.2016 um 20:52 Uhr
Amateure und Profis in 2016
von Ulrich Ströh am 26.06.2016 um 9:10 Uhr
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Notwendige Umstrukturierung der Standesvertretung
von Dr. Berthold Pohl am 26.06.2016 um 8:44 Uhr
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