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Wie wissenschaftlich sind die Studien?
Homöopathen fordern Kritiker heraus
In der Öffentlichkeit stellten Mediziner und andere Kritiker die Wissenschaftlichkeit von Homöopathie-Studien zuletzt mehrfach in Abrede. Nun reagiert der Zentralverein homöopathischer Ärzte: Er fordert die Kritiker auf, den „schwerwiegendsten Vorwurf“ der wissenschaftlichen Unredlichkeit zu belegen. Ändert sich die Homöopathie-Diskussion grundlegend?
Über lange Zeit bestritten viele Homöopathen allgemein, dass ihr Fachgebiet den üblichen Kriterien einer evidenzbasierten Medizin zugänglich ist. Doch auf anhaltende Kritik an fehlender Wissenschaftlichkeit reagiert der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) nun deutlich verschnupft. „Wissenschaftliche Unredlichkeit ist der schwerwiegendste Vorwurf, der in einem akademischen Diskurs erhoben werden kann“, schreibt der Verband in einer Stellungnahme. Der Vorstand fordert nun die Vorlage entsprechender Beweise für diese Anschuldigungen.
Grundlage der neuerlichen Debatte ist eine Informationskampagne von Homöopathie-Kritikern, denen die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) einen „Forschungs-Reader“ entgegengestellt hat – mit einer Übersicht von Studien, die einen wissenschaftlichen Nutzen der Homöopathie belegen sollen. Hierauf reagierten die Kritiker mit einer Stellungnahme: Die vorgelegten Belege seien nicht nachvollziehbar.
„Großangriff“ der Homöopathen
„Das Papier der WissHom ist ein für Wissenschaftler leicht durchschaubarer Versuch, die Unwissenschaftlichkeit der Homöopathie mit einer Art ‚Großangriff‘ zu verschleiern“, erklärte das Informationsnetzwerk Homöopathie und sprach von einer „Diskreditierung missliebiger Autoren“ seitens der Homöopathen. „Es bleibt bei den bekannten Ergebnissen, die entweder als wissenschaftliche Unredlichkeit oder als nicht reproduzierbare Pseudoergebnisse erwiesen“, schrieben die Kritiker – oder die Homöopathen hätten die Ergebnisse nicht richtig verstanden. Sie forderten die Politik auf, Globuli und Co zukünftig denselben Prüfverfahren zu unterwerfen wie anderen Behandlungsverfahren.
Da die Berichterstattung über die Homöopathie derzeit nach
Ansicht des Zentralvereins „eskaliert“, möchte sie mit ihrer Stellungnahme von
Dienstag der Debatte etwas entgegensetzen. Beim Vorwurf der wissenschaftlichen
Unredlichkeit und Pseudowissenschaftlichkeit sei der Vorwurf der Täuschung
nicht weit entfernt, erklärt ein Sprecher. Der Verein steht hinter seiner
Studien-Zusammenfassung. „Das sind alles Studien, die in wissenschaftlichen Zeitschriften
veröffentlicht wurden“, sagt er.
Homöopathen sehen den Nutzen „hinreichend“ belegt
Auch würde der Zentralverein Hinweise auf wissenschaftliches Fehlverhalten und Fälschung von Forschungsergebnissen sehr ernst nehmen. „Wir fordern das Anti-Homöopathie-Netzwerk auf, umgehend zu benennen, wer sich konkret eines wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, die Veröffentlichung der Korrespondenz mit den Autoren und wissenschaftlichen Journals vorzulegen oder die entsprechenden Passagen zu streichen“, erklärt der Verein.
Außerdem begegnet der Zentralverein verschiedenen Kritikpunkten. Dass seine Zusammenstellung keine neuen Informationen erhalte, sei bei Übersichtsarbeiten allgemein so – aus der Zusammenschau ergäben sich jedoch neue Erkenntnisse. Doppelblindstudien zur individualisierten Homöopathie erlaubten keine zusammenfassende Aussagen einer spezifischen Wirkung potenzierter Arzneien. „Betrachtet man aber zusätzlich die Ergebnisse der Grundlagenforschung, ergibt sich ein konsistentes Bild“, erklären die homöopathischen Ärzte.
Kosten von einer Milliarde Euro
Einen „Beweis der Wirksamkeit der Homöopathie“ hätte die WissHom nie behauptet. „‚Die Homöopathie‘ lässt sich ebenso wenig beweisen wie ‚die konventionelle Pharmakologie‘“, erklärt der Zentralverein. „Es gibt in der klinischen Forschung überhaupt keine einzige Studie, die etwas zweifelsfrei belegt.“ Dennoch sei ein therapeutischer Nutzen der homöopathischen Behandlung „hinreichend“ belegt.
Wenn homöopathische Präparate für jedes der ungefähr 4000 homöopathischen Einzelmittel und für jede der geschätzt 1000 klinischen Diagnosen getestet werden sollte, müssten 4 Millionen randomisierte Studien durchgeführt werden. „Bei äußerst konservativer Schätzung handelt es sich hier also um Kosten von etwa einer Billion Euro“, erklären die Homöopathie-Ärzte. „De facto würde diese Forderung also ein Verbot der Homöopathie bedeuten.“
Wie geht es mit dem Streit weiter?
Der Sprecher des Zentralvereins sagte auf Nachfrage, der Verband strebe „keine großartige Diskussion“ mit den Kritikern an. „Wenn Frau Grams sagt, Homöopathie macht dumm, muss sie sich nicht wundern, dass man nicht mit ihr diskutiert“, erklärt er.
Das „Informationsnetzwerk Homöopathie“ will in den nächsten Wochen eine Widerrede vorbereiten. „Wir werden jetzt wahrscheinlich auf die einzelnen Argumente antworten“, erklärt der Ingenieur Norbert Aust, der die Initiative mit gegründet hat. Der Zentralverein arbeite seiner Ansicht nach durchaus mit Falschbehauptungen. So schriebe er, bei einer großen australischen Studie, die keine Evidenz für 68 untersuchte Krankheitsbilder gefunden hatte, seien kleine Studien mit weniger als 150 Teilnehmern praktisch willkürlich entfernt worden. „Das stimmt nicht“, sagt Aust – da auch diese im Rahmen von Übersichtsarbeiten teilweise berücksichtigt worden seien.
Die Stellungnahme des Zentralvereins findet er „eine tolle Resonanz“ und freut sich über die Werbung für das Projekt. Spannend dürfte es werden, ob nun tatsächlich eine ernsthafte Diskussion über Evidenz und Wissenschaftlichkeit der Homöopathie beginnt – dies könnte im Sinne einer sachlichen Debatte durchaus zielführend sein.
19 Kommentare
Homöopathie Wirksamkeit
von Igor Plahuta am 05.07.2019 um 19:29 Uhr
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Homöopathie
von Himmelreich am 08.09.2017 um 3:29 Uhr
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Homöopathie
von Himmelreich am 08.09.2017 um 3:20 Uhr
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Homöopathische Forschung
von Dr. Edmund Berndt am 06.07.2016 um 17:21 Uhr
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Kommentar Börner, Thomas am 30.06.2016 um 9:57 Uhr
von Ulli Maas am 30.06.2016 um 17:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Sulfur
von Elisabeth Jedamzik am 02.07.2016 um 12:29 Uhr
AW: Lachnummer HAMP
von Ulli Maas am 05.07.2016 um 11:02 Uhr
Merkwürdiger Stil
von Dr. Susanne Kretschmann am 30.06.2016 um 17:05 Uhr
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AW: ...aber leider der übliche.
von Olaf Wagenknecht am 03.07.2016 um 11:42 Uhr
Schon wieder Nebelkerzen...
von Udo Endruscheit am 30.06.2016 um 2:03 Uhr
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AW: Homöopathen fordern Kritker heraus
von Dr. Edmund Berndt am 30.06.2016 um 15:38 Uhr
Homöopathen fordern Kritiker heraus
von Dr. Edmund Berndt am 29.06.2016 um 21:36 Uhr
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AW: Unwirksamkeit der Homöopathie
von Börner, Thomas am 30.06.2016 um 9:57 Uhr
AW: Sulfur? Bereits geschehen
von Olaf Wagenknecht am 03.07.2016 um 12:10 Uhr
Unredliche Pseudowissenschaft
von Johannes Güntert am 29.06.2016 um 20:34 Uhr
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Homöopathen fordern Kritiker heraus
von Dr. Edmund Berndt am 29.06.2016 um 20:14 Uhr
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Homöopathen fordern Kritiker heraus
von Dr. Edmund Berndt am 29.06.2016 um 20:02 Uhr
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Homöopathen fordern Kritiker heraus
von Dr.Edmund Berndt am 29.06.2016 um 19:49 Uhr
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Homöopathen fordern Kritiker heraus
von Dr. Edmund Bendt am 29.06.2016 um 19:19 Uhr
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