- DAZ.online
- News
- Wirtschaft
- Welche Nebeneinkünfte ...
Datenbank zu Pharma-Honoraren
Welche Nebeneinkünfte hat mein Arzt oder Apotheker?
Nachdem 54 Pharmahersteller Zahlungen an deutsche Ärzte und Heilberufler offengelegt haben, startet am heutigen Donnerstag eine online-Datenbank: Spiegel Online und Correctiv veröffentlichen Zahlungen an rund 20.000 Personen. Doch ein Großteil der Zahlungen bleibt weiter intransparent.
575 Millionen Euro zahlten 54 große Pharmafirmen im
vergangenen Jahr an Ärzte, Apotheker oder andere Heilberufler, wie sie im
Rahmen der „Freiwilligen Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie“ (FSA) Ende Juni offenlegten.
Ziel war es, transparent zu machen, wer in welcher Höhe von Zahlungen profitierte – doch
dies gelang nur in vergleichsweise wenig Fällen: Honorare für klinische Studien
und umstrittene Anwendungsbeobachtungen, die den Großteil der Gelder ausmachen,
wurden nicht aufgeschlüsselt. Und nur rund ein Drittel der Heilberufler willigte in die
freiwillige Transparenz ein.
Eine weitere große Hürde räumt nun des Recherchebüro Correctiv zusammen mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel Online“ aus: Während bisher jeder einzelne Hersteller eine Liste auf seiner Homepage veröffentlichte, bauten sie in den letzten Wochen eine Gesamtdatenbank auf. Über eine Suchmaske können Name oder Ort eines Heilberuflers eingegeben und eine Liste der Zahlungen abgerufen werden, bei deren Veröffentlichung er zugestimmt hat. Beim Großteil der Honorar-Empfänger handelt es sich um Ärzte, doch werden auch Apotheker oder andere Personen aus der Gesundheitsbranche aufgeführt.
Warnungen von den Pharmafirmen
Die Datenbank macht Informationen transparent, die bisher nicht direkt zugänglich waren. Beispielsweise, wie hoch die Summen sind, die einzelne Ärzte insgesamt bekommen: Top-Verdiener der in die Veröffentlichung einwilligenden Ärzte war mit rund 200.000 Euro der Neurologe Hans-Christoph Diener, der bis vor Kurzem am Uniklinikum Essen tätig war. Danach folgte mit knapp 150.000 Euro der Virologe Jürgen Rockstroh vom Uniklinikum Bonn, der der Veröffentlichung von Zahlungen von sechs Pharmafirmen zustimmte. Gelder von sogar elf Firmen erhielt der Internist Jens Schreiber aus Magdeburg.
Die Aufbereitung der Daten war ein enormer Aufwand: „Die eigentliche Vorarbeit hat lange angefangen, bevor die Industrie mit den ersten Daten um die Ecke kam“, sagte Correctiv-Chefredakteur Markus Grill gegenüber DAZ.online. In den letzten Wochen war ein Team von rund zehn Datenjournalisten und Autoren mit der Aufbereitung beschäftigt. Denn die bisherigen, freiwilligen Veröffentlichungen haben mehrere Probleme. So veröffentlicht die Industrie die Daten nicht selber in einer Gesamtübersicht, sondern oft auf schwer zugängliche Weise – und manche Unternehmen wie Grünenthal schreiben, dass man sie nicht weiterverwenden dürfe.
Andererseits berücksichtigen die Veröffentlichungen nicht Zahlungen für Anwendungsbeobachtungen. Somit behandeln die Firmen „den größten Teil der Zahlungen wie eine Black-Box“, wie Grill sagt. „Das konterkariert das Bemühen um Transparenz von Anfang an.“
4 Kommentare
Datenschutz
von J. Barth am 15.07.2016 um 8:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Honorare
von Alexander Zeitler am 14.07.2016 um 23:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Transparenz - der Schein trügt ?
von G. Erben am 14.07.2016 um 19:32 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Transparenz bei allen
von G. Wagner am 14.07.2016 um 18:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.