Datenbank zu Pharma-Honoraren

Welche Nebeneinkünfte hat mein Arzt oder Apotheker?

Stuttgart - 14.07.2016, 18:30 Uhr

Für jedermann: In der neuen Datenbank sind Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte oder auch Apotheker aufgeführt. (Foto: Screenshot)

Für jedermann: In der neuen Datenbank sind Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte oder auch Apotheker aufgeführt. (Foto: Screenshot)


Daten mit Problemen

Trotz möglicher juristischer Konsequenzen entschlossen sich Correctiv und „Spiegel Online“, die Daten zu veröffentlichen. Dabei enthalten diese verschiedene Fallstricke. So sind auch für Ärzte mit aufgeführten Zahlungen die Daten nicht unbedingt vollständig. Da Heilberufler zu jeder Veröffentlichung zustimmen müssen, können sie große Zahlungen verstecken, indem sie nur bei kleineren Summen einwilligen. Auf diesem Weg können sie Transparenz vortäuschen, da sie in der Veröffentlichungsliste erscheinen. Während viele Hersteller dies nicht erlauben, wie sie auf Anfrage von DAZ.online schreiben, gehen andere hiermit offenbar nicht so strikt um und erlauben anscheinend, Honorare zu verstecken. 

Auch können Ärzte oder Apotheker ihre Einwilligung in die Veröffentlichung jederzeit zurückziehen – es gab bereits Veränderungen in den Transparenzlisten. Dies will Correctiv abfangen, indem die Datenbank von Zeit zu Zeit aktualisiert wird. Dies dürfte einen enormen Aufwand darstellen, da hierzu die vorhandenen Daten mit den rund 50 Listen der Pharmahersteller abgeglichen werden müssen.

Euros für Ärzte

Bisher plant das Recherchebüro noch nicht, die aufbereiteten Daten für weitere Analysen zur Verfügung zu stellen – so gibt es beispielsweise bisher auch keine Übersicht über die Geldsummen, die ohne Angaben von Namen in aggregierter Form veröffentlicht wurden.

Die „Euros für Ärzte“ genannte Datenbank stellt einen Schritt in Richtung der Plattform „Dollars for Docs“ dar, in der Zahlungen an Ärzte in Amerika veröffentlicht werden. Da in den USA ein Gesetz Firmen und Ärzte zur Transparenz zwingt, sind diese – anders als in Deutschland – allerdings vollständig erfasst. Dies hatte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery auch für Deutschland gefordert, um schwarze Schafe unter den Kollegen aufzudecken.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Datenschutz

von J. Barth am 15.07.2016 um 8:54 Uhr

Was sagt denn hierzu mal der Datenschutzbeauftragte?
Von Spiegel Online aufbereitete Daten mit weiteren Details.
Wäre das von den Betroffenen nicht zustimmungspflichtig?
Komment von G. Erben ist auch sehr gut! :-)

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Honorare

von Alexander Zeitler am 14.07.2016 um 23:40 Uhr

da bekomme ich mal €10,- für ne Reimport Umfrage
oder auch mal € 17,35 von Springer.
Muss ich mich jetzt schämen?
Ich schäme mich nicht: Ich sitze für diese Dinge in meiner FREIZEIT am PC und beantworte brav die Fragen.
Und ich habe mich entschlossen, für NULL gibts nix mehr von mir.
Lauterbach und Konsorten, da sollte man mal schauen.

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Transparenz - der Schein trügt ?

von G. Erben am 14.07.2016 um 19:32 Uhr

Sehr geehrte Leser,
Schnell wird aus überflüssiger Information für Jedermann
ein Pranger. Neid ist eine der am meisten unterschätzten
menschlichen Eigenschaften und sollten wir aus unserer
deutschen Vergangenheit nicht gelernt haben, daß man
eben keine Listen über unschuldige Mitmenschen anlegt ?
- Inquisition macht eben doch Spaß, auch Angestellten
von gewinnorientierten Konzernen des Großkapitals, scheinbar dem geneigten Leser eine Gunst erweisend,
ihn aus dem Tal der Ahnungslosen befreiend.
Auch hier wird Macht ausgeübt.

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Transparenz bei allen

von G. Wagner am 14.07.2016 um 18:54 Uhr

...und jetzt würden mich natürlich auch noch die Vortrags-, Neben- und Zusatzverdienste der Herren Grill, Glaeske, Lauterbach et al. interessieren. Gibt es hierfür auch eine Datenbank?

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