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Eine Patientin aus Colorado hat sich beim Rafting mit dem Protozoon Naegleria fowleri infiziert. Kurz darauf ist sie an einer primären Amöben-Meningoenzephalitis verstorben. Die seltene Erkrankung geht mit hohen Mortalitäten einher.
Am 19. Juni starb Lauren S. (18) aus Westerville, Ohio, an den Folgen einer Meningitis. Kurz zuvor hatte sie den Wildwasserpark in Charlotte, North Carolina, besucht. Posthum wiesen Ärzte eine primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM) nach, die von Naegleria fowleri ausgelöst worden war. Auf der Suche nach Ursachen nahmen Wissenschaftler der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Wasserproben. Die CDC-Expertin Dr. Jennifer Cope sprach von „mehreren positiven Proben“ und Kontaminationen auf einem Niveau, das sie bisher nicht in der Umwelt gesehen habe.
Einzeller auf Abwegen
Zum Hintergrund: Naegleria fowleri kommt in Süßwasserseen vor, speziell während der warmen Monate. Bekannte Risikogebiete sind die USA, Australien, aber auch Frankreich. Berichte aus Deutschland liegen nicht vor. Das Protozoon hat eine vergleichsweise geringe Infektiosität. Gelangen Einzeller in die Augen, kommt es zur sklerosierenden Keratitis. Die verstorbene Schülerin hatte CDC-Angaben zufolge wahrscheinlich Wasser eingeatmet. Dabei gelangte Naegleria entlang von Nervenbahnen in das zentrale Nervensystem und löste eine PAM aus.
Die Symptome, allen voran Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, sind vergleichsweise unspezifisch. Sie treten im Schnitt fünf Tage nach einer Infektion auf, werden von Ärzten aber oft falsch bewertet. Später kommt es zu Nackensteife, Bewusstseinstrübungen, Schwindel oder Bewusstlosigkeit. Etliche Patienten versterben fünf Tage nach Auftreten erster Beschwerden.
Amphotericin B einzige systemische Therapieoption
Infektionen mit Naegleria fowleri zählen zu den seltenen Erkrankungen. Eine mögliche Erklärung: In Endemiegebieten lassen sich spezifische Antikörpertiter im Blut vieler Menschen nachweisen, so dass viele Kontakte symptomlos verlaufen. Ein CDC-Sprecher erwähnt 138 Infektionen zwischen 1963 und 2016. Davon hätten nur drei Patienten überlebt. In vielen Fällen wurde der Einzeller erst durch Pathologen nachgewiesen.
Amphotericin B ist FDA-Angaben
zufolge die einzige systemische Therapieoption, wenn auch nur in frühen
Stadien. Neben intravenösen Gaben kommen intrathekale Applikationen zum
Einsatz. Kombinationen mit Miconazol, Rifampicin und Miltefosin (p.o.) sowie mit Dexamethason, Fluconazol und Chloramphenicol (systemisch und intrathekal) können versucht werden. Bei Augeninfektionen raten Arzneimittelexperten zu Ketoconazol, Miconazol oder zu den Antiprotozoenmitteln Pentamidin (Pentacarinat Trockensubstanz) oder Propamidin (Golden Eye 0,1 % oder Brolene 0,1 % Augentropfen in Großbritannien erhältlich)
Doch soweit muss es gar nicht kommen. US-Behördenvertreter geben Badegästen banal anmutende, aber wirkungsvolle Tipps an die Hand. Um sich zu schützen, sollten beim Schwimmen Nasenklammern verwendet werden. Außerdem raten sie, für Nasenspülungen nur abgekochtes oder steril filtriertes Wasser zu verwenden.
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