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Siemsen beim Sommerfest der Hamburger Apotheker
ARMIN statt Medikationszettel
Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen warb beim Sommerfest der Apotheker in Hamburg für ARMIN als Vorbild für die Regelversorgung. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, wählte eine ungewöhnliche Form, Kritik zu äußern.
Es war eine Premiere: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kam am Montag zum Sommerfest der Apotheker nach Hamburg - er sprach jedoch selbst kein Grußwort. Das Sprechen übernahmen Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, und Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. Sie konnten neben Schmidt wieder zahlreiche Gäste aus der Politik, von anderen Heilberufen und befreundeten Organisationen begrüßen.
Siemsen stellte das Modellprojekt Armin in den Mittelpunkt seiner Begrüßung. Durch die koordinierte Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker bei dem mittlerweile gestarteten Medikationsmanagement gewinne ganz klar der Patient. Das Produkt der interdisziplinären Zusammenarbeit sei „ein aktueller Medikationsplan für den Patienten, der diesen Namen auch verdient“, erklärte Siemsen und ergänzte: „ARMIN ermöglicht bereits jetzt mehr als der zum 1. Oktober 2016 durch das E-Health-Gesetz einzuführende Medikationszettel, Medikationsplan genannt“. Ärzte und Apotheker seien dort viel weiter als die Politik zu denken bereit gewesen sei.
ARMIN für alle
Für Siemsen hat ARMIN bundesweite Vorbildwirkung. Ab 2017 könnten sich auch andere Krankenkassen beteiligen. Die Vertragspartner würden eine Verlängerung über 2018 nicht ausschließen und danach auf die Überführung in die Regelversorgung setzen. Denn Siemsen erwartet, dass Patienten und Bürger dies verlangen würden. Siemsen betonte, dass die Kooperation mit Ärzten und anderen Professionen im Gesundheitswesen an der Basis gelebt werden muss. Dazu würden Respekt, Partnerschaft und Kommunikation auf Augenhöhe gehören. Was heute schon in Projekten wie ARMIN und Athina gelebt werde, müsse nach Meinung von Siemsen „Regelwerk für ganz Deutschland“ werden.
Außerdem bekräftigte Siemsen die Forderung der Apotheker, den Festzuschlag zu erhöhen. Der gerade erst eingeführte Mindestlohn werde bereits erhöht, aber der Festzuschlag der Apotheken sei in 14 Jahren nur um drei Prozent gestiegen. Doch „Gesellschaft, Politik und vor allem die Gesetzlichen Krankenkassen fordern den Apotheken immer mehr Leistung ab“, so Siemsen. Jahrelang hätten die Apotheken ihre Produktivität durch Effizienz- und Effektivitätssteigerungen ausgebaut, doch das Ende des Möglichen scheine nun erreicht zu sein. Daher folgerte Siemsen: „Wer immer mehr Leistung bestellt, muss dafür auch das Geld mitbringen, um diese zu bezahlen.“
Apothekerpräsident bringt Politik in Versform
Mit ungewöhnlichen Mitteln gewann Jörn Graue die Aufmerksamkeit der Zuhörer für seine berufspolitische Botschaft. In Versform stellte er die Klagen eines Apothekers über Retaxationen einer Krankenkasse wegen formaler Verstöße gegen irgendwelche Paragraphen dar. Weitere Forderungen der Apotheker formulierte Graue als Fragen eines Ratsuchenden an die weisen Raben Huginn und Muninn aus der nordischen Mythologie - eine Anspielung an die Adresse des Hamburger Apothekerhauses in der Alten Rabenstraße.
So fragte er nach dem versprochenen ausstehenden Notdienstzuschlag, einem „angemessenen Inflationsausgleich für viele Jahrzehnte gelebter Enthaltsamkeit“, auskömmlichen Preisen für Hilfsmittel, VdEK-Verträgen aus dem guten Niveau der Hamburger Primärkassenverträge, geringeren Beiträgen bei fallenden Gewinnen, besserer Lieferfähigkeit und dem Ende der Retaxwillkür.
Doch der weise Rabe antwortete dazu stets, dies komme „nimmermehr“. Diese wiederkehrende Antwort auf jede Frage übernahmen bald die Veranstaltungsgäste. Graue selbst bezeichnete dies als „rabenschwarze Sprüche“, doch gelang es ihm damit, die Forderungen der Apotheker zugespitzt zu formulieren und die Gäste direkt in seine Rede einzubeziehen.
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