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Pharmakonzern Valeant
Ermittlungen wegen Verbindungen zu Versandapotheke
Als hätte der kanadische Pharmakonzern Valeant mit dem Vorwurf der Bilanzmanipulation, Gewinnwarnungen und Zweifeln am Geschäftsmodell nicht genug Probleme. Nun ermittelt die Justiz auch wegen früherer Verbindungen zur inzwischen geschlossenen Onlineapotheke Philidor. Der Verdacht: Der Konzern habe darüber teure Arzneimittel in den Markt gedrückt und Versicherer hinters Licht geführt.
Eigentlich hatte das Management von Valeant seinen Aktionären versprochen, dass das Unternehmen auf einem guten Wege zum Turnaround sei; die größten Probleme lägen hinter Valeant. Doch an dieser Aussage kommen Zweifel auf. Denn die Justiz untersucht derzeit die Beziehung des Pharmakonzerns zu der Spezialarznei-Onlineapotheke Philidor aus Philadelphia, wie der Branchendienst Fierce Pharma mit Bezug auf das Wall Street Journal (WSJ) mitteilte. Die Verbindung zwischen dem Konzern und der Apotheke hatte bereits seit Längerem den Argwohn von Investoren, Medien und der Wall Street geweckt. Neu ist allerdings der Vorwurf, Valeant habe Versicherer hinters Licht geführt, indem das Unternehmen auf diesem Wege seinen Umsatz aufgebläht, die Verbindung aber unter der Decke gehalten habe.
„Wir kooperieren während der Untersuchungen vollständig mit den Behörden, und wir stehen in einem engen Austausch mit der Staatsanwaltschaft des südlichen Distrlkts von New York“, teilte Valeant mit. Die Behörde geht insbesondere der Frage nach, ob die Apotheke gegenüber Versicherern falsche Angaben über ihr Verhältnis zu Valeant gemacht hat. Der Vorwurf lautet, dass sich Philidor gegenüber den Versicherungen als neutral ausgab, während die Apotheke tatsächlich enge Beziehungen zu Valeant pflegte, vorzugsweise dessen Arzneimittel vertrieb und versuchte, in den Genuss von Erstattungen durch die Krankenkassen zu kommen. Darüber hinaus soll die Apotheke Rabatte und andere Kompensationen gegenüber Valeant-Kunden gewährt haben.
Valeant geriet laut Fierce Pharma wegen seiner Verbindungen zu Philidor bereits im Oktober des vergangenen Jahres erstmals in die Kritik. Damals habe ein Short-Seller dem Unternehmen vorgeworfen, Philidor zu benutzen, um seinen Umsatz künstlich zu steigern. Zudem kam der Vorwurf auf, Philidor würde Rezepte fälschen, um vermehrt Arzneimittel von Valeant zu verkaufen. Wenngleich Philidor die Vorwürfe zurückwies, kappte Valeant die Beziehungen zu Philidor. Kurze Zeit später stellte die Online-Apotheke ihren Geschäftsbetrieb ein.
Gleich mehrere Behörden ermitteln gegen Valeant
Für Valeant stellt der neue Fall eine ernste Bedrohung dar, so das WJS. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnten sowohl ehemalige Philidor-Manager als auch Valeant als Konzern angeklagt werden. Nach Angaben von Wells Fargo Analyst David Maris könne zudem die ohnehin hohe Verschuldung von Valeant – ein Erbe aus den Tagen, als der Konzern unablässig als Käufer auftrat – dazu führen, dass finanzielle oder kommerzielle Strafen aus dem aktuellen Fall das Unternehmen hart treffen.
Valeant sieht sich seit einiger Zeit ohnehin Untersuchungen der US-Staatsanwaltschaft, des Kongresses, der Börsenaufsicht SEC sowie verschiedener Behörden ausgesetzt. Der seit Anfang Mai 2016 amtierende neue Vorstandschef Joseph Papa hatte Investoren zwar versprochen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden und der Konzern transparenter werden würde. Die Anleger scheinen davon aber nicht wirklich überzeugt zu sein. Die Aktie notiert heute bei rund einem Zehntel ihres Vorjahreswertes.
Dabei galt Valeant einst als eines der aggressivsten Pharmaunternehmen und war mit Lifestyle-Mitteln wie der ersten Sexpille für die Frau lange der Liebling an der Börse gewesen. Doch teure Firmenübernahmen, Fehler in der Rechnungslegung und hohe Bonus-Zahlungen an Vorstandsmitglieder setzten dem Konzern in den vergangenen Monaten massiv zu. Dessen ungeachtet hat das Brokerhaus Mizuho Valeant in diesen Tagen höher gestuft. Die Aktien der Kanadier legten darauf um einige Prozent zu – allerdings auf einem für Valeant niedrigen Niveau.
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