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Chemnitz
Apothekerin gerät zwischen die Fronten und gibt auf
Nach 25 Jahren hat Apothekerin Angelika Zipplies ihre Sertürner-Apotheke im Chemnitzer Stadtteil Morgenleite jetzt aufgeben müssen. Aber nicht wirtschaftliche Gründe waren schuld, sondern ein Rechtsstreit um die Eigentums-Frage an dem Haus, in dem sich ihre Apotheke befand und die Gültigkeit ihres Mietvertrags.
Wenn zwei sich streiten … muss manchmal auch ein eigentlich unbeteiligter Dritter darunter leiden. In Chemnitz ist das die Apothekerin Angelika Zipplies. Bis Mitte August betrieb sie dort 25 Jahre lang die Sertürner-Apotheke. Die ist nun Geschichte, das Inventar ausgeräumt, das Ladenlokal steht leer. „Es sieht nun traurig hier aus“, sagt Zipplies, die noch die letzten Akten sichtet. Am kommenden Mittwoch gibt sie den Schlüssel ab und setzt damit den Schlusspunkt unter eine vier Jahre währende Geschichte aus Rechtsstreitigkeiten und Unsicherheit. „Ohne Not wurde mir hier meine Existenz kaputt gemacht“, sagt sie. Sie hat nun aufgegeben, aber nicht, weil es wirtschaftlich nicht mehr gestimmt hätte. Der Streit um die Gültigkeit ihres Mietvertrages führte nun zum Ende der Apotheke.
Selbst das Gericht habe nicht mehr durchgeblickt
Vor vier Jahren war sie von der anderen Straßenseite, wo sie 21 Jahre lang die Apotheke betrieb, in das damals neu sanierte Versorgungszentrum gezogen. Es gibt eine Ärztehaus in der Umgebung und viele Patienten, die bereits etwas älter sind. Die wirtschaftliche Lage der Apotheke war gut. Den Mietvertrag schloss sie mit einem Bauunternehmer, der die Sanierung des Versorgungszentrums übernommen hatte und sich, so sagt Zipplies, Dieser wähnte sich nach Streit um Geld mit einem Investor auch als Eigentümer des Hauses, erklärt die Apothekerin.
Doch die Frage um das Eigentum an dem Haus, bei dem plötzlich zwei verschiedene Kaufverträge auftauchten, sollte dann die Gerichte beschäftigen. „Und das Gericht hat bei der komplizierten Lage auch nicht durchgeblickt“, erklärt die Apothekerin. Der Streit dauert noch an, ein Verlierer steht aber bereits fest – die Sertürner-Apotheke und ihre Inhaberin.
Apothekerin von Zwangsräumungs-Anordnung überrascht
Denn der Investor, der sich als Eigentümer sieht, klagte gegen Zipplies auf Räumung der Apothekenräume – obwohl sie stets pünktlich ihre Miete zahlte, allerdings an den Bauunternehmer, der sich ebenfalls als Eigentümer sieht. „Im ersten Verfahren hat das Gericht dann entschieden, dass ich die Miete bei Gericht hinterlegen soll, bis feststeht, wem sie eigentlich zusteht. Das habe ich dann auch gemacht“, erklärt die Apothekerin. Die Sertürner-Apotheke habe dann erstmal bleiben können. Doch der Investor habe die nächste Instanz angerufen.
Das Oberlandesgericht konnte zwar die Eigentümerfrage nicht klären, habe aber entschieden, dass die Apotheke zwangsgeräumt werden müsse, da nicht zu klären sei, ob es einen gültigen Mietvertrag gebe. „Mit so einem Urteil hatte ich niemals gerechnet“, sagt Zipplies. Widerspruch dagegen war nicht mehr möglich. „Ich verstehe da das Gericht nicht“, sagt sie – und fühlt sich ungerecht behandelt. Also habe sie resigniert und sich dem gefügt, berichtet sie
Wie hoch der Verlust ist, weiß Zipplies noch nicht
„Das war ganz schön hart hier“, sagt sie. Die Unsicherheit und der Streit sei ihr auch auf die Gesundheit geschlagen. Zwischenzeitlich habe der Investor auch schon mal mit der Polizei in der Offizin gestanden und die sofortige Räumung gefordert, schildert sie. Der Versuch, die Einrichtung gegen Abschlag für einen möglichen Nachmieter in dem Ladenlokal zu lassen, sei ebenfalls gescheitert und so habe sie mit ihren Mitarbeiterinnen alles ausräumen müssen. „Ein paar Sachen habe ich verkaufen können. Wieviel Geld ich jetzt verloren habe, weiß ich noch gar nicht“, sagt die Apothekerin.
Für ihre fünf Mitarbeiterinnen geht es nun in anderen Apotheken weiter. Alles hätten neue Arbeitsplätze gefunden. Sie selbst hat noch nichts Festes in Aussicht. Nochmal neu als Selbstständige anfangen will sie nicht. „Ich habe die Apotheke vor vier Jahren ganz neu eingerichtet“, sagt sie. Sowas mache sie nicht noch einmal.
Apothekerin behält sich Schadensersatzforderung vor
Leid tut es nun auch für die vielen älteren und auch zum Teil gehbehinderten Patienten in der Umgebung der nun leerstehenden Apotheke. „Bis zur nächsten Apotheke ist es ein ganz schönes Stück“, sagt Zipplies. Sie behält sich nun in jedem Fall noch vor, einen Schadensersatz zu erstreiten. „Aber das muss erstmal alles geklärt werden“, sagt sie und hofft, dass es für sie und ihre nun ehemaligen Mitarbeiter da nochmal irgendeine Form von Gerechtigkeit in Zukunft geben werde.
2 Kommentare
...oder die IHK Chemnitz ???
von Gunnar Müller, Detmold am 06.09.2016 um 16:06 Uhr
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Hat Sie denn der Sächsische Apothekerverband....
von Gunnar Müller, Detmold am 06.09.2016 um 15:23 Uhr
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