Chemnitz

Apothekerin gerät zwischen die Fronten und gibt auf

Chemnitz - 06.09.2016, 09:00 Uhr

Bitteres Ende: Apothekerin Angelika Zipplies aus Chemnitz packt die letzten Dinge zusammen. (Foto: Toni Söll)

Bitteres Ende: Apothekerin Angelika Zipplies aus Chemnitz packt die letzten Dinge zusammen. (Foto: Toni Söll)


Apothekerin von Zwangsräumungs-Anordnung überrascht

Denn der Investor, der sich als Eigentümer sieht, klagte gegen Zipplies auf Räumung der Apothekenräume – obwohl sie stets pünktlich ihre Miete zahlte, allerdings an den Bauunternehmer, der sich ebenfalls als Eigentümer sieht. „Im ersten Verfahren hat das Gericht dann entschieden, dass ich die Miete bei Gericht hinterlegen soll, bis feststeht, wem sie eigentlich zusteht. Das habe ich dann auch gemacht“, erklärt die Apothekerin. Die Sertürner-Apotheke habe dann erstmal bleiben können. Doch der Investor habe die nächste Instanz angerufen.

Das Oberlandesgericht konnte zwar die Eigentümerfrage nicht klären, habe aber entschieden, dass die Apotheke zwangsgeräumt werden müsse, da nicht zu klären sei, ob es einen gültigen Mietvertrag gebe. „Mit so einem Urteil hatte ich niemals gerechnet“, sagt Zipplies. Widerspruch dagegen war nicht mehr möglich. „Ich verstehe da das Gericht nicht“, sagt sie – und fühlt sich ungerecht behandelt. Also habe sie resigniert und sich dem gefügt, berichtet sie

Wie hoch der Verlust ist, weiß Zipplies noch nicht

„Das war ganz schön hart hier“, sagt sie. Die Unsicherheit und der Streit sei ihr auch auf die Gesundheit geschlagen. Zwischenzeitlich habe der Investor auch schon mal mit der Polizei in der Offizin gestanden und die sofortige Räumung gefordert, schildert sie. Der Versuch, die Einrichtung gegen Abschlag für einen möglichen Nachmieter in dem Ladenlokal zu lassen, sei ebenfalls gescheitert und so habe sie mit ihren Mitarbeiterinnen alles ausräumen müssen. „Ein paar Sachen habe ich verkaufen können. Wieviel Geld ich jetzt verloren habe, weiß ich noch gar nicht“, sagt die Apothekerin.

Für ihre fünf Mitarbeiterinnen geht es nun in anderen Apotheken weiter. Alles hätten neue Arbeitsplätze gefunden. Sie selbst hat noch nichts Festes in Aussicht. Nochmal neu als Selbstständige anfangen will sie nicht. „Ich habe die Apotheke vor vier Jahren ganz neu eingerichtet“, sagt sie. Sowas mache sie nicht noch einmal.

Apothekerin behält sich Schadensersatzforderung vor

Leid tut es nun auch für die vielen älteren und auch zum Teil gehbehinderten Patienten in der Umgebung der nun leerstehenden Apotheke. „Bis zur nächsten Apotheke ist es ein ganz schönes Stück“, sagt Zipplies. Sie behält sich nun in jedem Fall noch vor, einen Schadensersatz zu erstreiten. „Aber das muss erstmal alles geklärt werden“, sagt sie und hofft, dass es für sie und ihre nun ehemaligen Mitarbeiter da nochmal irgendeine Form von Gerechtigkeit in Zukunft geben werde.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

...oder die IHK Chemnitz ???

von Gunnar Müller, Detmold am 06.09.2016 um 16:06 Uhr

Denn DORT sind Sie auf jeden Fall Mitglied und bekommen in solchen Fällen - von Ihrer örtlich zuständigen Industrie- und Handelskammer - auf Anfrage eine kostenlose Rechtberatung ..... !
So lautet jedenfalls die Antwort meiner IHK Lippe zu Detmold.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hat Sie denn der Sächsische Apothekerverband....

von Gunnar Müller, Detmold am 06.09.2016 um 15:23 Uhr

- falls Sie dort Mitglied waren – in irgendeiner Form unterstützt?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.