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Kooperation beim Botendienst
Wenn der Apotheker Bücher bringt
Der Botendienst ist für viele Apotheken ein wichtiger, aber teurer Service. Bei den Lieferungen mit einem lokalen Buchhändler zu kooperieren, kann die Auslastung verbessern und so zu einem Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit werden.
Angesichts unterschiedlicher Rabattverträge und vielfältiger Kundenwünsche bleibt Apotheken im Wettbewerb oft kaum eine Wahl, als einen umfangreichen Botendienst anzubieten. Doch ist dies für die Apotheke teuer. Das hat schon eine Kalkulation für den DAZ-Beitrag „Wann rechnet sich der Botendienst?“ in der DAZ 2013, Nr. 24, gezeigt.
Dort wurde eine verschreibungspflichtige Fertigarzneimittelpackung im Niedrigpreisbereich betrachtet, die durch das Handling und die Beratung in der Apotheke bereits fünf Minuten Arbeitszeit ausgelöst hat. Diese Packung dürfte dann zusätzlich zu den anderen Lieferungen nur noch weitere fünf Minuten Lieferzeit und einen Kilometer Fahrstrecke verursachen, um kein Verlustgeschäft zu werden. Allerdings verbessert sich das Ergebnis, wenn auf dem Rezept weitere Arzneimittel abgerechnet werden können.
Doch es kommt nicht primär darauf an, ob der Einsatz eine Minute länger oder kürzer dauert, oder wie viel Cent für einen Kilometer genau zu kalkulieren ist. Die Modellrechnungen in dem DAZ-Beitrag haben gezeigt, dass sich der Botendienst zwar in günstigen Fällen lohnt, bei langen Lieferwegen und großem Zeitaufwand für den Boten aber zu hohe Kosten produziert. Daher müssen bei den Fahrten möglichst viele Kunden in einer überschaubaren Zeit angefahren werden. Je mehr Kunden in einem begrenzten Liefergebiet besucht werden, um so kürzer werden die zusätzlichen Wege zu jedem einzelnen Kunden.
Es sollten keine sehr kurzen Lieferfristen versprochen, sondern bestimmte Orte oder Stadtteile in einer zeit- und wegsparenden Reihenfolge angefahren werden. Bei der genauen Routenplanung kann Software helfen, die speziell für Apothekenboten zur Verfügung steht. Ob der Botendienst im Handverkauf offensiv angeboten wird, sollte auch von der Lieferadresse abhängig gemacht werden.
Gleiche Herausforderung für Buchhändler
Die Auslastung muss stimmen, damit sich das Fahrzeug, der Bote und die ganze Organisation dazu lohnen. Dabei könnte eine neue Idee gute Hilfe leisten. Denn zumindest eine andere Gruppe lokaler Einzelhändler steht vor einem ähnlichen Problem – die Buchhändler. Um sich von Internetbuchhandlungen abzugrenzen, bieten einige Buchhändler die taggleiche Lieferung an – und damit einen ähnlichen Botendienst wie die Apotheken. Da Apotheken und Buchhändler gleichermaßen auf eine stabile Auslastung angewiesen sind, liegt eine Kooperation nahe.
Ein Beispiel dafür bietet ein Filialverbund mit zwei Apotheken in Olpe, die mit einem lokalen Buchhändler zusammenarbeiten. Darüber berichtete kürzlich auch der „buchreport.express“. Die Apotheken präsentieren die Kooperation offensiv auf ihrer Homepage und werben damit zugleich für den Einkauf bei lokalen Einzelhändlern.
Allerdings sind dabei die Grenzen des Botendienstes zu beachten. Denn die Apothekenbetriebsordnung gestattet nur die Lieferung durch einen Boten der Apotheke. Demnach muss die Apotheke den Botendienst für beide Unternehmen betreiben oder der Bote muss als Teilzeitkraft für beide Unternehmen arbeiten. Daher liegt in der fairen Abrechnung eine weitere Herausforderung. Doch solange beide Partner gemeinsam besser als allein arbeiten, sollte das zu meistern sein.
Trend: Same-day-delivery
Das Interesse des Buchhandels an der taggleichen Lieferung ist eine Reaktion auf den zunehmenden Trend zur Same-day-delivery bei vielen Internetversandhändlern. Um sich von Wettbewerbern zu unterscheiden, bieten inzwischen sogar Internethändler die Lieferung noch am selben Tag an. Oft gilt dieser Service nur für Ballungsräume, denn auch hier entscheidet die Auslastung, ob sich das Angebot rechnet. Dieses Angebot der Internethändler ist jedoch wiederum eine Herausforderung für lokale Einzelhändler.
Same-day-delivery für Internethändler ist das wesentliche Geschäftsmodell für Logistikdienstleister wie Liefery und Tiramizoo und wird auch von DHL angeboten. Zu den Kunden gehören wiederum Amazon und überregional tätige Buchhändler wie Thalia. Apotheken dürften solche Leistungen nur im Versandhandel in Anspruch nehmen, weil die Boten dann nicht zur Apotheke gehören.
Für den Botendienst ist es allerdings interessant, die Preise dieser Angebote mit der Kalkulation für die Apotheken zu vergleichen. Gemäß den Angaben im „buchreport.express“, der wiederum auf die „Textilwirtschaft“ verweist, verlangt DHL 8 bis 9 Euro und Tiramizoo ab 5 Euro für eine Lieferung innerhalb von 90 bzw. 120 Minuten oder bei einem einstündigen Zeitfenster für die Lieferung.
Ein verschreibungspflichtiges Fertigarzneimittel im Niedrigpreisbereich bietet bei einer GKV-Verordnung aus dem Festzuschlag einen Rohertrag von 8,35 Euro abzüglich 1,49 Euro Kassenabschlag (ohne Mehrwertsteuer), also 6,86 Euro. Unabhängig von den rechtlichen Hindernissen wäre der Auftrag an einen externen Dienstleister für die Apotheke also ein Verlustgeschäft, weil allein die Versandgebühr etwa so hoch wie der Rohgewinn oder sogar noch höher wäre.
Billiger als Logistiker
Das macht zugleich die große Herausforderung für die Apotheke deutlich. Sie muss billiger liefern als große Logistikprofis. Dass die Anfahrt zur Apotheke entfällt, bietet einen Vorteil gegenüber externen Anbietern. Daher kann die Rechnung mit einer geschickten Routenplanung in einem begrenzten Liefergebiet aufgehen. Dabei sollte es durchaus möglich sein, den Kunden ein gut planbares Zeitfenster für die Lieferung zu nennen. Das dürfte für die Kunden hilfreicher sein als eine Lieferung innerhalb von zwei Stunden. Die Kooperation mit einem lokalen Partner im selben Liefergebiet könnte zum Zünglein an der Waage für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Botendienstes werden.
Dabei bleiben jedoch noch viele Fragen zum Botendienst offen, beispielsweise zu einem möglichen Entgelt, zur rechtlichen Abgrenzung vom Versandhandel und zu Fahrradkurieren in städtischen Liefergebieten. DAZ.online wird sich daher weiter mit dem Thema beschäftigen.
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