Bild-Zeitung zum Innovationsreport der TK

„Deutsche nehmen zu viele Mittel gegen Cholesterin“ 

Stuttgart - 09.09.2016, 11:00 Uhr

Mehr Fisch, weniger Pillen: Die Ernährungsumstellung steht vor einer lipidsenkenden Therapie. Sind die Deutschen hierzu zu bequem? (Foto: alex9500 / Fotolia)

Mehr Fisch, weniger Pillen: Die Ernährungsumstellung steht vor einer lipidsenkenden Therapie. Sind die Deutschen hierzu zu bequem? (Foto: alex9500 / Fotolia)


Glaeske kritisch – und differenziert

Auch hier ist die Berichterstattung der Bild-Zeitung nicht vollständig: Glaeske vermutet durchaus, dass Statine „nicht nur im Rahmen der Sekundärprophylaxe, sondern auch bei anderen Personengruppen eingesetzt werden, die eine medikamentöse Intervention einer Ernährungsumstellung, intensiver Bewegung oder Gewichtsreduktion vorziehen“. Dies bewertet der Pharmakologe durchaus kritisch und deutlich differenzierter als die Bild-Zeitung.

Glaeske sieht nämlich auch kritisch, dass in anderen Bereichen der Einsatz der Statine zu zurückhaltend erfolgt: Schlaganfallpatienten erhielten zu selten ein Statin verordnet, was die aktuelle Leitlinie mit dem höchsten Evidenzgrad empfiehlt. In der Bild-Zeitung liest man hierzu kein Wort.

Die beliebtesten Lipidsenker

Nach Angaben der Techniker Krankenkasse stiegen die Arzneimittelkosten für Lipidsenker im Jahr 2015 um 10,4 Prozent auf 54,7 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt machen diese Arzneimittel nur 1,41 Prozent der Gesamtausgaben der TK aus. Männer bekamen doppelt so häufig wie Frauen Lipidsenker verordnet. Die HMG-CoA-Reduktasehemmer Simvastatin und Atorvastatin führen die Liste der Verordnungen an.

Koronare Herzkrankheit in der Primärprävention

Zu den gesicherten Risikofaktoren einer koronare Herzkrankheit (KHK) zählen das Rauchen, Übergewicht, Hypertonie, Diabetes mellitus und eine Hyperlipidämie. Der Einstellung der Hypertonie und des Diabetes kommt zentrale Bedeutung zu. Ebenso der Rauchkarenz. Außerdem sollte in der Primärprävention zunächst durch Bewegung und diätetische Maßnahmen – mediterrane Kost, kohlenhydrat- und fettreduzierte Ernährung – versucht werden, Übergewicht zu reduzieren und den Cholesterinspiegel zu senken. Allerdings wird Cholesterin zu 90 Prozent endogen produziert – der Einfluss der Ernährung ist begrenzt. Die Indikation für eine lipidsenkende Therapie ergibt sich aus dem individuellen kardiovaskulären Risiko des Patienten. Liegt das Risiko für eine KHK bei mehr als 20 Prozent für die nächsten zehn Jahre, ist die Therapie indiziert.

Statine gelten, sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit, als Mittel der Wahl. Sie verlangsamen die Progression atherosklerotischer Plaquebildung und stabilisieren bereits vorhandene Plaques. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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