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Gastkommentar Zytostatika-Ausschreibungen
Genug geredet! Bitte erledigen!
Am Mittwoch spitzte sich der Streit um die exklusiven Zytostatika-Ausschreibungen der Krankenkassen zu. Fachverbände veröffentlichen einen Aufruf an die Politik, die Ausschreibungen zu stoppen, die nun noch mehr Kassen ausrufen wollen. In der Publikumspresse wurden derweil Fakten wild durcheinander geworfen. Also eigentlich alles wie immer, meint Apotheker Dr. Franz Stadler. Und bietet einen Lösungsvorschlag.
Es gibt so Tage, da passiert jede Menge. Eine Pressekonferenz jagt die nächste. Man kommt fast nicht mehr mit, mit den Meldungen, die über die verschiedenen Ticker laufen. Lehnt man sich aber zurück oder geht, wie der Autor, am Abend zum Rasenmähen, muss man feststellen, dass eigentlich nichts wesentlich Neues oder gar Unerwartetes gesagt worden ist.
Wieder wurden nur Standpunkte ausgetauscht. Wieder wurde nur Sachzwängen gefolgt, wieder wurden nur unkontrollierbare Behauptungen aufgestellt und altbekannte Vorurteile wiederholt. Und noch immer ist eine tragfähige gemeinsame Lösung im Sinne der bestmöglichen Versorgung krebskranker Patienten nicht gefunden.
Mein konstruktiver (wenn auch nicht ganz ernst gemeinter) Vorschlag lautet: Das BMG soll alle Verantwortlichen und Experten in ein Lokal einladen, meinetwegen sogar in ein Spitzenlokal, Essen und Getränke frei, und sie dort nicht wieder weglassen bis sie gemeinsame Antworten auf folgende Fragen gefunden haben:
1. Wer verdient an den 2,85 Mrd. Ausgaben der Krankenkassen den Löwenanteil?
2. Wer verursacht die Kostenexplosion?
3. Wie ist die ambulante Versorgung krebskranker Patienten am sinnvollsten durchzuführen?
Nur eine der Fragen ist wirklich schwierig. Deshalb dazu einige Tipps von einem Praktiker:
- Kurze Wege sind immer besser als lange.
- Strohapotheken haben kein Reinraumlabor und können nichts zur Versorgung beitragen.
- Eine angemessene Herstellpauschale wäre gut: Dass diese qualitativ anspruchsvolle Versorgung Geld kostet und dass jeder Leistungserbringer mit Recht etwas verdienen will, sollte unstrittig sein.
- Wenn ausschreiben, dann bitte die Wirkstoffe ausschreiben: So könnten die Krankenkassen das vermutete Einsparpotenzial bei den Wirkstoffen für sich haben und trotzdem die Versorgung, ganz im Sinne der Patienten, unangetastet lassen. Ein weiterer Nebeneffekt: Als herstellender Apotheker kann und will ich diesen immer wieder gern wiederholten Vorwurf, wir würden an den Arzneimitteln zu viel verdienen, einfach nicht mehr hören.
- Über die Höhe einer notwendigen Handlingspauschale bei den Arzneimitteln können sie gerne tagelang verhandeln.
- Verwürfe bitte belassen: Sie sind eine pharmazeutische Notwendigkeit.
Noch eine Anmerkung am Rande und nur für die Redaktion des Handelsblattes: Umsatz war noch nie gleich Gewinn. Manchmal erhöhen auch kleine Weisheiten die Kompetenz einer Redaktion (hoffentlich).
3 Kommentare
verdienen an den Arzneimitteln?
von Holger Hennig am 09.09.2016 um 8:26 Uhr
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Ausschreibungen und Verwürfe
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 08.09.2016 um 12:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Chaos unter der Werbank
von Dr. Franz Stadler am 08.09.2016 um 12:39 Uhr
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