- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Medikationsplan gehört ...
Gerd Glaeske in ZDF-Sendung
Medikationsplan gehört auch in die Apotheke
Dass der Arzneimittel-Experte Professor Gerd Glaeske mit Apothekern einer Meinung ist, passiert nicht oft. In der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ hat sich Glaeske darüber beschwert, dass Pharmazeuten sich nicht am Medikationsplan beteiligen dürfen: „Apotheker wissen viel genauer über Arzneimittel Bescheid als die meisten Ärzte. Beim Medikationsplan fehlen sie aber. Das ist von der Politik nicht gut geregelt.“
Eine ältere Dame kommt mit einer Antibiotikaverordnung in ihre Stammapotheke. Sie hat eine akute Bronchitis. Beim Abgleich mit der Kundenkartei stellt Apothekerin Ina Richling fest, dass sich das verordnete Präparat mit einem anderen Arzneimittel, das die Patientin einnimmt, nicht verträgt. Die Frau leidet unter Vorhofflimmern, Bluthochdruck und Rheuma. „Die Wechselwirkung kann zu Herzrhythmusstörungen führen, die unter Umständen lebensbedrohlich sind“, erklärt die Apothekerin. Eine Erfahrung, die die Patientin in der Vergangenheit schon einmal gemacht hat und die sie auf keinen Fall wiederholen möchte. Im aktuellen Fall ist das Problem schnell gelöst. Ina Richling kontaktiert den Arzt, der das Antibiotikum verordnet hatte. Dieser erkennt den Fehler und ändert die Verordnung. Die Kundendatenbank und die aufmerksame Apothekerin haben die Dame vor Schlimmerem bewahrt.
Eine Szene, die sich so oder so ähnlich in jeder Apotheke abspielen könnte. Sie war im Rahmen der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ im Rahmen eines Beitrages zum Thema Wechselwirkungen gezeigt worden. Obwohl diesmal alles gut gegangen ist, ist die Patientin verunsichert. Warum Ärzte keine Programme nutzen, die solche Wechselwirkungen bereits bei der Verschreibung erkennen, versteht sie nicht. Ein Hausarzt, der in dem Beitrag ebenfalls zu Wort kommt, sieht das Problem allerdings an ganz anderer Stelle. Kaum ein Arzt erstelle für jeden Patienten einen Medikationsplan. Dafür sei einfach keine Zeit, erklärt er.
Der Medikationsplan kommt am 1. Oktober
Ab 1. Oktober soll das alles anders werden. Jeder Patient, der mehr als drei ärztlich verordnete Arzneimittel einnimmt, hat Anspruch auf einen Medikationsplan – vom Arzt erstellt. Doch die Mediziner sind auf die Mitarbeit der Patienten angewiesen. Neben dem Hausarzt sind multimorbide Patienten nämlich bei einem oder mehreren Fachärzten in Behandlung. Denen müssen sie den vom Hausarzt erstellten Plan aus Papier vorlegen, damit die dort verordneten Mittel ergänzt werden. Bei den OTC-Präparaten muss der Mediziner auf die Ehrlichkeit der Patienten bauen. Denn der Apotheker darf den Plan nur auf Wunsch des Patienten ergänzen. Die Pläne sollen dazu beitragen, dass sich Apotheker, Ärzte und Patienten besser abstimmen. Damit solche Fälle wie der eingangs beschriebene verhindert werden.
Ein Arzt muss den Plan koordinieren
Entscheidend ist, dass Patienten in Zukunft etwas in der Hand haben, mit dem sie ihre Therapie mit dem Arzt und dem Apotheker besprechen können, erklärt der Pharmakologe Professor Gerd Glaeske. In diesem Fall ist alles optimal gelaufen. Leider erlebe er die Kommunikation in der Realität nicht immer so. Die Apothekerin habe Glück gehabt, den Arzt gleich zu erreichen, sagt Glaeske. Und auch dass dieser seinen Fehler sofort einsieht, sei nicht immer der Fall. Glaeske hält so etwas wie den Medikationsplan seit Langem für überfällig. Wichtig ist seiner Ansicht nach, dass es einen koordinierenden Arzt gibt. Ob dies der Hausarzt ist oder ein anderer, spiele dabei keine Rolle, sagt Glaeske. „Es muss nur jemand machen.“ Es gelte, sich mit den anderen Ärzten abzusprechen, aber auch mit dem Apotheker.
„Apotheker fehlen – das ist schlecht gelöst"
Letztere sind allerdings beim Medikationsplan weitestgehend außen vor. Ein Punkt, den Glaeske kritisiert. Das sei von der Politik oder den Interessenverbänden der Ärzte schlecht gelöst, sagt der Pharmakologe. Denn Apotheker wüssten mehr über Arzneimittel als die meisten Ärzte. Glaeske sieht aber auch die Patienten in der Pflicht. Sonst besteht immer die Gefahr, dass es Lücken gibt. Denn die Entscheidung, was im Medikationsplan steht und was nicht, liegt letztendlich beim Patienten. Sie müssten den Medikationsplan aktiv führen und darauf bestehen, dass er genau ist, erklärt Glaeske.
Der Pharmakologe weist zudem darauf hin, dass gefährliche Wechselwirkungen nicht allein ein Problem der älteren Multimorbiden sind. Außerdem könnten auch OTC-Arzneimittel Probleme verursachen und nicht nur solche, die der Arzt verschreibt, warnt Glaeske. So nähmen beispielsweise auch viele jüngere Menschen „Blutverdünner“ ein. Alle Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure verursachten dann Probleme. Daher Glaeskes Fazit: Patienten müssen sich informieren. Möglichkeiten dazu gibt es genug.
Den vollständigen ZDF-Beitrag finden Sie hier.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.