Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

18.09.2016, 08:00 Uhr

Was für eine Woche! (Foto: Andi Dalferth)

Was für eine Woche! (Foto: Andi Dalferth)


Großes Kino dieser Woche: Krankenkasse knechtet Apotheken: Defektnachweis oder Retax! Deutschlands  Pharmahändler – eine große Kungelei? Bayer-Pharma beim „organisch wachsen“ zusehen, dank Gen-Mais und Glyphosat? Fake der Woche: der ABDA-Potenzmittelshop. Und ab Oktober in diesem Kino: Der  langsame Tod einer großen Idee – der Papier-Medikationsplan vom Arzt ohne Apotheker.

12. September 2016

Leistung ohne Lob, Druck statt Motivation – schlechte Stimmung im Büro macht Mitarbeiter krank. Es drohen ernste gesundheitliche Risiken. Und die psychischen Beschwerden und die Fehlzeiten im Betrieb nehmen zu. Ach, wie? Das ist ja vollkommen neu! Mein liebes Tagebuch, diese bahnbrechende Erkenntnis verdanken wir einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Ist schon toll, was da so ein Institut einer Krankenkasse alles zu Tage fördert. Vielleicht sollte das Wissenschaftliche AOK-Institut mal die Stimmung des Verhältnisses zwischen Apotheker und AOK analysieren und hinterfragen. Das Ergebnis sähe vermutlich so aus: Leistung ohne Lob, Druck statt Motivation – schlechte Stimmung zwischen Apotheken und AOK macht Apotheker krank. Und die Schlagzeile: AOK erhöht gesundheitliche Risiken für Apotheken!

13. September 2016

Und das, was die AOK Rheinland/Hamburg mit Apothekern macht, gehört in diese Kategorie der schlechten Stimmung, die auf Apotheken drückt: Bei Lieferdefekten reicht dieser Kasse der Vermerk der Sonder-PZN nicht. Sie verlangt Nachweise für die Defekte, sonst Retax! Da man von der ABDA keine oder kaum Proteste dagegen vernimmt, werden einige Apotheker aus Nordrhein aktiv. Sie sind davon überzeugt, dass die beliefernde Apotheke fast immer das Nachsehen hat und für Ungenauigkeiten und Fehler in der Lieferkette das finanzielle Risiko trägt. Veit Eck, Inge Funke, Sandra Kruse und Claudia Meyer – Delegierte der AK Nordrhein beim Deutschen Apothekertag – sowie Gunnar Müller von der AK Westfalen-Lippe   planen einen Antrag für den Deutschen Apothekertag: Diese Retaxierungspraxis soll sofort beendet werden, Hersteller müssen eine Meldepflicht haben, wenn sie nicht liefern können, der Großhandel soll die Nichtlieferfähigkeit in einer Datenbank erfassen und ein apothekereigenes Melderegister muss erstellt werden. Mein liebes Tagebuch, solche Anträge gehören auf den Apothekertag. Dumm nur, dass der Vorstand der AK Nordrhein in diesem Jahr schmollt und keine Anträge stellen will. Die Antragsteller hoffen daher auf Unterstützung von Kollegen aus anderen Kammern und Verbänden. Mit von der Partie wird der Offenbacher Apotheker Haru Diefenbach sein, der Lieferengpasskenner der deutschen Apotheker par excellence. Er will die aktuelle Situation der Defekte darstellen und bittet um Mithilfe, um Zusendung von Defektlisten. Also, aufgeht’s!

14. September 2016

Play it again, Sam. Ja, er macht’s noch mal. Günther Hanke, Präsident der LAK Baden-Württemberg, der einzige „Präses" ohne eigene Apotheke, trat nochmal an – und wurde gewählt für seine vierte Amtszeit. Sein Programm: „Kooperation statt Konfrontation“, aber dennoch: Selbstbewusstsein gegenüber den Ärzten. Nicht neu, aber ein Dauerbrenner. Seine neuen Vorstellungen: Apotheker, die impfen, Wiederholungsrezepte beliefern und Therapieverlaufskontrolle durchführen dürfen. Na, mein liebes Tagebuch, da kann man ihm nur zurufen: Glückwunsch und viel Erfolg!

Haben sie oder haben sie nicht? Die Großhändler! Gekungelt? Das Bundeskartellamt vermutet jedenfalls Absprachen und führte eine Großrazzia durch. Der Vorwurf, der im Raum steht: wettbewerbswidrige Absprachen, z. B. Stillhalteabkommen oder Aufteilung des Bundesgebietes in Regionen. Na, mein liebes Tagebuch, Vorwürfe, dass der Großhandel sich abgesprochen haben soll, gab’s doch schon mal vor ein paar Jahren. Die werden doch nicht schon wieder? Oder versucht das Bundeskartellamt mal einfach ein paar Bußgelder zu kassieren?  Jedenfalls weisen alle Großhändler Absprachen von sich und waren bei den Durchsuchungen lieb und brav und wollten mit den Behörden kooperieren. Wir werden sehen.

Die ABDA betreibt einen Intershop für Potenzmittel! Das könnte Euros in die Kassen spülen. Ist die Geldnot schon so groß? Oder wird’s Häuschen am Bahnhof so teuer? Leider alles nur Fake! Alles nur Betrug! Die ABDA protestiert heftig und warnt vor Bestellungen. So was, mein liebes Tagebuch, da freut man sich, dass die ABDA einmal was G’scheites macht – und dann entpuppt es sich als Schwindel. Nein, im Ernst: Das ist nicht mehr lustig, wenn solche gefälschten Internetseiten auftauchen. Die falsche Seite war und ist noch im Netz. Warum lassen sich die Betreiber nicht ermitteln?

15. September 2016

Das ist Big Pharma. Bayer will zuschlagen und den US-Biotechnologie-Riesen Monsanto für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Und damit zur Nummer eins im Agrarchemiegeschäft werden, dem größten Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutzmittel. Es ist die größte Übernahme eines deutschen Unternehmens. Bei diesem Preis kann man nur auf einen wachsenden Markt für Saatgut und Pestizide setzen. Und auf einen sich bessernden Ruf von Monsanto. Der ist nämlich arg schlecht. Monsanto – das ist u. a. genmanipuliertes Saatgut, das sind auch knallharte Verträge mit den Bauern, die das Saatgut verwenden. Das Pharmageschäft soll darunter nicht leiden, hat Bayer-Chef Werner Baumann gesagt: „Pharma wird organisch wachsen…“ Ist schon ein mutiges Unterfangen, ein Unternehmen zu steuern, das Gen-Mais, Unkrautvernichter Glyphosat, Xarelto, Aspirin, Laif und Flohhalsbänder für Katzen im Portfolio hat. Und immer wieder erstaunlich, welche Summen von Big Pharma locker bewegt werden können. Mein liebes Tagebuch, zum Vergleich: Etwa nur ein Zehntel davon soll der neue Stuttgarter Bahnhof kosten.

16. September 2016

Der Countdown läuft. Ab 1. Oktober können die Patienten, die drei oder mehr Arzneimittel verordnet bekommen, zu ihrem Hausarzt sagen: „Lieber Herr Doktor, ich hätte gerne einen Medikationsplan.“ Und dann wird’s für den Arzt lustig und ernst zugleich. Der Patientenwunsch spült ihm einige Euro in die Kasse. Aber dafür muss er einen Plan ausfüllen – und das macht Arbeit: Er muss die verordneten Arzneimittel plus Dosierungen eintragen und er sollte den Patienten idealerweise nach weiteren von Fachärzten verordneten Arzneimitteln fragen. Doch da klemmt’s. Der Patient wird nicht alle Präparate und ihre Dosierungen auswendig aufsagen können. Das heißt, der Patient wird den Plan auf Papier seinen Fachärzten vorlegen, wenn er sie das nächste Mal besucht. Und was machen die? Sie werden wohl kaum einen neuen Plan elektronisch ausstellen, denn das würde bedeuten, den alten Plan abzutippen. Sie werden ihre Medikation handschriftlich ergänzen. Und dann geht’s in die Apotheke, wo der Apotheker, die PTA die Selbstmedikationsarzneimittel auf den Papierplan kritzeln. Mein liebes Tagebuch, bleibt die Frage, ob der Patient überhaupt dafür sensibilisiert ist, alle Arzneimittel eintragen zu lassen. Und wer schaut dann letztlich über den handschriftlich zusammengestückelten Plan, wer checkt Doppelverordnungen und Wechselwirkungen? Das müsste eigentlich der Arzt machen – er ist der Urheber des Plans, er wird dafür bezahlt. Aber hat er dafür Zeit, will er das, und vor allem: Kann er das? Mein liebes Tagebuch, meine Meinung dazu: So, wie der Medikationsplan zurzeit vorgesehen ist, also nur von Ärzten ausgestellt und nur auf Papier, erweist man diesem äußerst sinnvollen Instrument einen Bärendienst. Es wird nicht funktionieren, es bleibt Stückwerk. Selbst Gerd Glaeske hält es für einen Fehler, die Apotheker beim Medikationsplan weitestgehend außen vor zu lassen. Und Ärzte räumen mittlerweile ein, dass sie derzeit aus Zeitmangel kaum einen Medikationsplan erstellen. Mein liebes Tagebuch, für mich bleibt es unverständlich, warum ein Bundesgesundheitsminister die Apotheker nicht stärker eingebunden hat. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert wir Apothekers in der Gesundheitspolitik haben. Das ist ein Desaster.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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11 Kommentare

@ Gabriela Aures

von Thesing-Bleck am 18.09.2016 um 21:35 Uhr

Liebe Frau Aures,
In der Debatte um die Zukunft unseres Berufsstandes geht es überhaupt nicht darum, was ich meine und auch nicht darum, was Sie meinen. Gleichwohl teile ich die auch von Ihnen in vielen Beiträgen geäußerste Sorge, dass die Selbstverwaltungsstrukturen unseres Berufsstandes zunehmend weniger in der Lage sein werden, zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten oder zu verhandeln. Da die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker entscheidend von dem Erfolg der Standespolitik mit bestimmt wird und dieser immer weniger sichtbar wird, müssen wir gemeinsam nach neuen Lösungsansätzen Ausschau halten.

In der Diskussion um den Medikationsplan bedeutet das konkret, einen Schritt zurück zu gehen und in die Debatte mit den Argumenten neu ein zu steigen, die bislang von unserem Berufsstand zu wenig oder gar nicht vorgebracht worden sind.

Bis jetzt ist meiner Einschätzung nach viel zu wenig kommuniziert worden, dass nicht das Aufstellen eines Medikationsplans die Aderenz von Patienten und Patienten verbessert. Wir sollten unsere Argumente viel mehr unter dem Fokus vortragen, welchen Beitrag die öffentliche Apotheke dazu leisten kann, damit Patienten und Patienten die Angaben des Medikationsplanes umsetzen und dauerhaft einhalten können. Selbstverständlich wollen wir für diese Leistung angemessen honoriert werden! Und gleichzeitig machen wir einen Vorschlag, woher das Geld für unsere Honorierung kommen soll.

Mit Sorge und Bitterkeit sehe ich, dass ein solcher Paradigmenwechsel in der Debatte um den Medikationsplan von außen an unsere eigenen Entscheidungsträger herangetragen werden muss, damit endlich etwas passiert.

Noch habe ich aber meine Hoffnung nicht aufgegeben, dass es gemeinsam gelingen kann, unseren Apothekerberuf zukunftsfähig zu machen.

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AW: Guten Morgen !

von gabriela aures am 19.09.2016 um 9:23 Uhr

Liebe Kollegin,

danke für die ausführliche Erklärung - das kann ich alles unterschreiben :-) V.a. den Schritt zurück und emotionslos die Situation zu überdenken und folglich auch Fehler (kommunkativer wie strategischer Natur) zu korrigieren gehe ich gerne mit.

Monsanto + Bayer = Mobay. Äh..

von Dr. Mauz am 18.09.2016 um 18:56 Uhr

Für alle, die noch nie etwas von Dow Chemical, Agent Orange und MOBAY (Monsanto/Bayer-Unternehmen - vor ihrer Trennung!) gehört haben oder ihre Monsanto-Kenntnisse über Seveso und Apulien auffrischen wollen, seien folgende Quellen/Angaben gemacht:
SPIEGEL-Titel: DIOXIN Nr. 24 /1984
A. Hay: Disaster Research in Practice "The Chemical Scythe"
DVD: M. Robin MONSANTO - MIT GIFT UND GENEN

Anm. Das Seveso-Unglück fand bei der ICMESA (Tocher von Givaudan/Roche) statt und passierte bei der Herstellung einer Vorstufe von Triclosan (Hexachlorophen?). Zumindest wurde es so angegeben in den Protokollen. Aber vielleicht waren auch noch ganz andere Produkte im Spiel, die Monsanto und andere dort in Auftrag gegeben haben. Denn die Produktion in der Monsanto-Fabrik im Gargano hatte zuvor schon ähnliche Umweltschäden in den 70er Jahren verursacht. Heute gibt es im Ort immer noch eine Via Monsanto. Das hatte man wohl beim Rückzug vergessen zu löschen.

Was den Hygiene-Wahn angeht, da gebe ich Ihnen, Herr Schenkel, völlig Recht. Zumindest für uns Apotheker ist TRICLOSAN ein Gift, wo wir mit unseren (Nicht)Einkäufen Einfluss nehmen können, denn ausser in Deutschland wird auf der ganzen Welt kaum mehr soviel Triclosan verarbeitet. Und daran tragen Apotheken (und das NRF) auch eine gewisse Mitschuld.
Halten wir uns ab sofort daran, dann sind wir schon Drei (mit Herrn Daschner aus Freiburg)...würde die Kanzlerin sagen.

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AW: Ich muss gestehen...

von Andreas P. Schenkel am 18.09.2016 um 21:21 Uhr

... dass mich Ihre Beiträge heute sehr nachdenklich gemacht haben, was das Triclosan betrifft. Auch im Lichte dieses Abstracts ...
Rule KL, Ebbett VR, Vikesland PJ "Formation of chloroform and chlorinated organics by free-chlorine-mediated oxidation of triclosan" Environ Sci Technol. 2005 May 1;39(9):3176-85. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15926568?dopt=Abstract)
... sinkt mein ohnehin nie so großes Vertrauen in diese Substanz noch weiter.

Etwas zum Staunen ...

von Reinhard Herzog am 18.09.2016 um 17:51 Uhr

Bayer will etwa den 4,4-fachen Umsatz für die Monsanto-Übernahme zahlen und das knapp 19-fache des 2015er-EBIT.

Übersetzt in die Apothekenrealität würde das bedeuten, dass eine 2 Mio.-Apotheke für knapp 9 Mio. € (Umsatzfaktor) oder immerhin noch für gut 3 Mio. € (EBIT als Grundlage) den Besitzer wechseln würde. Tja, das sind die "Märkte" ... da wird richtig Cash bewegt und nicht nur gezaudert. Es ist in der Tat ein absoluter High-Risk-Deal, auf welchen sich Bayer da einlässt.

Spätestens seit dem Syngenta-Übernahmeangebot durch die chinesische Chemchina brennt in der Branche die Luft. Fressen oder gefressen werden - als reiner Pharmahersteller spielt Bayer halt immer noch in der Mittelklasse.

Interessanterweise notiert die Monsanto-Aktie bei rund 105 US-$, obwohl das Übernahmeangebot bei 128 $ liegt. Da liegen schlicht 23 $ je Aktie auf der Straße, die Mutige einsammeln können. Sofern der Deal nicht noch platzt, was die Marktteilnehmer offenkundig für möglich halten (sonst wäre der Kurs nicht so niedrig).
Immerhin: Gut 20% sind da auf die Schnelle drin. Das Abwärtsrisiko, falls es nicht klappt, ist überschaubar. Monsanto ist durchaus rentabel (EBIT-Marge 23%).

Ich kann nur jedem raten, sich mehr mit solchen Dingen zu beschäftigen statt mit Medi-Plan, Retax und Co.

Was wirklich grotesk und höchst bedrohlich ist: Ein Land wie Deutschland bekommt es nicht gebacken (oder vielleicht sagen wir in 20 Jahren ...), die im Grunde überschaubare Aufgabe zu lösen, die Medikamenteneinkäufe und -Historie eines Menschen (so er das will) zusammenzufassen und zu analysieren. Ich will jetzt hier nicht von Bahnhöfen, Flughäfen, Konzerthallen, Beschaffung von Rüstungsgütern usw. anfangen.
Wir schaffen ... als Gesellschaft rein gar nichts mehr als die "Selbstverdauung des Systems" voranzutreiben. Solange noch genügend fleissige Arbeitsbienen genug Honig abliefern, funktioniert das noch eine schöne Weile.

Die Klugen ziehen jedoch daraus für die fernere Zukunft ihre Schlüsse ...

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Schnell noch was abrechnen....

von gabriela aures am 18.09.2016 um 13:38 Uhr

Während die Ärzte gerade nachdrücklich um eine Honorierung des Medi-Plans kämpfen - OHNE Gegenwind oder Neiddebatten durch Medien, Kassen oder Politik und die Apotheken sich solange gerne mal wieder als kostenloser Notnagel anbiedern, gibt's derweil für Ärzte neue extrabudgetäre Honorare für die Betreuung von Patienten in Heimen.

siehe hier :

http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/aerztliche_verguetung/abrechnungstipps/article/919182/quartalsabrechnung-chancen-vielen-neuen-leistungen.html
15 neue EBM-Ziffern zum dritten Quartal: Rund um die Altersmedizin tut sich derzeit viel. Und die meisten neuen Leistungen werden extrabudgetär vergütet.

Nicht schlecht, was ?

So ganz nebenbei und und ohne große Öffentlichkeit.
Da werden also selbst die Krümel, bevor für die ApothekerInnen abfallen KÖNNTEN , noch schnell verfrühstückt .

Ich weiß, geht unsere Standesvertretung nichts an, hat nichts mit Apotheken zu run, ist nicht unser Gebiet, wollen uns mit den Ärzten nicht überwerfen *ROFL* usw.
Nur: jedes Zucken der Apothekerschaft in Richtung Geldtopf wird von der Ärzteschaft mit Argusaugen beobachtet und torpediert - wissen diese doch, daß Kassen ungerne das Portemonnaie öffnen - und wer zu spät kommt, der geht leer aus.
Lehrbuchmäßig ja der Umgang mit dem Mediplan:
nachdem immer noch keine konkrtene Euro-Zahlen für die Ärzte ausgehandelt wurden, merken diese schlagartig, daß so ein Plan Zeit kosten könnte...
Solange kein Geld in die Praxiskassen fließt, werden die Patienten den Plan verstärkt in der Apotheke "wünschen" ( und unsere BAK -Fürsten werden glücklich sein, ist doch ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen).

Zum Vorschlag von Frau Thesing-Bleck :

1.Bis eine solche Auswertung vorliegt, dauert es mal wieder Jahre und ist das nicht auch der Grundgedanke von unserem Goldjungen ARMIN ? Der ist ja auch nicht gerade mit Sieben-Meilen-Stiefeln unterwegs, ne.
2. Glauben Sie ernsthaft, daß die Kassen auch nur 10% der Einsparungen als Honorar den Apotheken zukommen lassen ? Von 50% sollten wir nicht mal träumen.
3. "Valide dokumentieren" - also bestenfalls eine schwarze Null, wenn man den Zeitaufwand gegenrechnet.

Defekte/ Lieferengpässe:

Also wirklich Herr Ditzel !
Immer diese an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen von Lieferengpässen.
Die gibts nicht, gibts nicht gibts nicht.
(Wie soll die ABDA denn gegen ein nicht existentes Problem vorgehen ? )
U.a. deswegen, weil die Apotheken dann eben ausweichen und mit Sonder-PZN 2 versorgen.
Wurde mir erklärt !
Aber blöd irgendwie, daß jetzt genau diese Sonder-PZN 2 zu Retaxationen führt... sicher gibt es bald eine neue Erklärung, warum Lieferengpässe trotzdem eine Einbildung von Ihnen , Herr Ditzel und vom Kollegen HRD sind.
Im Übrigen gibt es ja eine Einspruchmöglichkeit.
Faxanfragen an Großhändler und Hersteller verschicken kann auch abends , wenn die Bude geschlossen ist, dann ist die Retaxation vom Tisch.
Also. Es hätte schlimmer...










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Letzter Abschnitt im Tagebuch

von Heiko Barz am 18.09.2016 um 12:27 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
der letzte Absatz ihres neuen Tagebuchs beschreibt das ganze pharmazeutische Dilemma.
Wenn der Medikationsplan finanzneutral wäre, würde jeder Gesundheitspolitiker den Apotheker sofort ins Boot holen. Sonderleistungen bedingen aber auch finanzielle Bewertungen, die Ärzte haben das sofort erkannt.
Mir ist nicht zu erklären, warum nicht die "Macher"bei den Verhandlungen zur "Beratungsgebühr" ( vor wie vielen Jahren? ) Veränderungen bei der Leistungserbringung auch andere Bewertungen zum Ausgleich dieser Sonderleistungen ins Gespräch gebracht haben.
Wie ist es denkbar, dass für eine immaterielle Beratungsleistung ein Rabatt (1,77€) verlangt werden kann?
Das ist doch keine Ware! Wie konnte man diesem Schwachsinn eigentlich überhaupt zustimmen?
Verlangen denn die KKassen für den von den Medizinern ausgestellten Medikationsplänen auch einen Rabatt?
Zudem hat sich unsere betriebswirtschaftliche Situation in den letzten 10 Jahren stark verändert.
Die damit verbundene Steigerung unserer Unkostenlage muß dem letzten Hinterbänkler bekannt sein, denn dessen eigene Finanzlage ( Diät )hat sich in besagter Zeit erheblich verbessert.
Ich glaube auch nicht, dass G.Glaeske, bei seiner Einschätzung zur Wichtigkeit der Apotheker bei der Bearbeitung des Medikationsplans, die betriebswirtschaftlichen Probleme seiner "Kollegen" ernsthaft bewerten wollte.
Wenn sich G.Glaeske für seine Berufsgruppe Unterstützung abringt, dann gehen bei mir einige rote Lampen an.

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Monsanto? - da war doch noch was!

von Dr. Mauz am 18.09.2016 um 10:38 Uhr

Wie schnell vergisst die (pharmazeutische) Menschheit.....
Da war doch noch was: genau vor 40 Jahren explodierte in Seveso bei der Produktion von TRICLOSAN die halbe Monsanto-Fabrik (damals noch i.A. von Roche) und setzte Unmengen von Dioxin frei, die bis heute gesundheitliche Schäden bei der Bevölkerung verursachen. Seveso, Bhopal, Tschernobyl.... was haben wir gelernt? NICHTS!
Wer gerne in Italien (Apulien-Gargano) Urlaub macht, der kennt die Gegend um die andere Monsanto-Fabrik. Aus blühenden Landschaften kommend fährt man plötzlich durch entlaubte Mondlandschaften rund um die Fabrik - wie nach dem Vietnamkrieg. Die Produktion wurde seit damals einfach in die 3.Welt (Sibirien, Vietnam u.a.) verlagert und vergiftet dort die Bevölkerung und auf ewige Zeiten die Landschaften.
Und warum das Ganze und was hat das mit uns Pharmazeuten zu tun? Weil die Ärzte bis heute ihre alten Rezeptbücher aus den Siebzigern nicht "entlaubt" oder entstaubt haben, verordnen sie immer noch unsinnige Rezepturen (Zitat: "..wenn das sogar im NRF steht, dann muss die Rezeptur doch in Ordnung sein!"). Und wir Apotheker stellen brav nachgewiesen sinnlose und unwirksame Rezepturen mit TRICLOSAN weiter her und wehren uns nicht einmal gegen die Vegiftung bei der Produktion und der Dioxin-Belastung in unseren Labors (und bei den Mitarbeiter/Innen!). Jeder Apotheker hätte über die Plausi ein wirksames Instrument dagegen vom Gesetzgeber in die Hand bekommen. Und was passiert? NICHTS! Sogar unsere Rentner-Bravo berichtet groß über die Risiken und Gefahren dieser unsinnigen Herstellung und unsere eigenen Labore "befehlen" 2016 Ringversuche mit Triclosan- Rezepturen. Die FDA hat jetzt auf Grund der letzten Ergebnisse mit unwirksamen Standard-Konzentrationen von 2-3% alle "desinfizierenden" Seifen, Salben und Lösungen verboten. Bis das auch bei uns zu einem Umdenken führt, dauert das bestimmt noch Jahrzehnte. Oder könnte das TTIP hier doch noch eine schnellere Reaktion deutscher Behörden auslösen. Dann hätte es doch noch was Positives gebracht. Oder wird es gerade deswegen "beerdigt" Herr Gabriel - ohne Einfluss von Bayer und Monsanto?

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AW: Äh, Kollege ... ?

von Andreas P. Schenkel am 18.09.2016 um 16:56 Uhr

Beim Seveso-Unglück produzierte eine Hoffmann-LaRoche-Tochtergesellschaft(!) eine Vorstufe des Hexachlorophens(!), oder zumindest war das so angedacht. Kein Monsanto, kein Triclosan! War vielleicht allegorisch gemeint? Als Aufruf gegen den Hygienewahn, die Technikgläubigkeit, den Turbo Kapitalismus?
Gewiss: Es ist nichts gewiss. Triclosan einzuordnen ist nicht so einfach. So viele in-vitro-Ergebnisse, die zu denken geben. Mäuse mit Muskel-Schwäche. Vielleicht sogar endokrin disruptiv? Aber es als das ultimative Gift unserer Zeit darzustellen geht ebenso fehl.

AW: Äh, Kollege....

von Dr. Mauz am 18.09.2016 um 19:25 Uhr

Über die Giftigkeit oder das geringere Risoko einer Substanz sagt es leider nichts aus, wenn das Endprodukt nur über hochgiftige Zwischenstufen herstellbar ist.
Und da greift auch unsere Verantwortung, wenn man die neuen Umweltzerstörungen in Ländern betrachtet, wohin die Produktion nicht nur aus Kostengründen verlagert wurde.
Und dann bleibt es auch immer noch eine Tatsache, dass sich in unserem Apothekenlabor unnötigerweise Dioxin-Verbindungen aus Triclosan breitmachen. Warum sonst dürfen Schwangere (in unseren Apotheken?) nicht mit Triclosan in Kontakt kommen? Aber das kümmerte die Seifen- und Kosmetikindustrie bisher einen Dreck - jetzt greifen aber auch dort die Verbote und Selbstbeschränkungen. Nur bei uns Apotheken funktioniert das noch nicht. Warum?
Und fragen Sie mal die Kinderärzte, was die von unseren "harmlosen" Salben halten und warum unsere Enkel immer noch damit belastet werden.. Die haben es schon lang kapiert. Nur wir Apotheker - als einziger Berufsstand mit besten Voraussetzungen - nicht!
Dr. Mauz , Toxikologe ETH und Universität Zürich (CH)
Fachapotheker für Toxikologie und Ökologie (D)

Handschriftliches Gekritzel im Medikationsplan unakzeptabel

von Thesing-Bleck am 18.09.2016 um 9:07 Uhr

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Patien*tinnen, die regelmäßig mehrere Medikamente über den Tag verteilt einnehmen müssen, dieses ohne eine detaillierte Aufstellung ihrer Einmahme-Zeitpunkte umsetzen und dauerhaft einhalten können.
Ärzte, Apotheker und Krankenkassen streiten sich wie die Kesselflicker über Verteilung von Kompetenzen und Kosten des Medikationsplans. Aber niemand fragt danach, ob Patien*tinnen mit den ausgedruckten und mehrfach handschriftlich geänderten Versionen überhaupt zurecht kommen können.
Alle Medikationspläne die ich gesehen habe, wurden von Health-Professionals aufgestellt und auf deren eigene Bedürfnisse ausgerichtet. Für Patien*tinnen sind aber ganz andere Parameter wichtig, damit sie die Informationen des Medikationsplans umsetzen können. Insbesondere dann, wenn es sich um Patien*tinnen mit geriatrischen Einschränkungen handelt.
Vielleicht kann man die festgefahrene Debatte noch einmal öffnen, wenn man konsequent die Anforderungen und Bedürfnisse der Patien*tinnen in den Mittelpunkt der Diskussion rückt. Dann wird nämlich sehr schnell sichtbar, wie viel Unterstützung Patien*tinnen täglich brauchen, damit sie immer ihre Medikamente bestimmungsgemäß und zuverlässig einnehmen können. Derzeit ist das mit Nichten der Fall. Dadurch wird im ganzen Gesundheitswesen genauso viel Geld vernichtet, wie man für die Behandlung einer der großen Volkskrankheiten ausgeben muss. Diese Kapitalvernichtung sollte unser Berufsstand den politischen Entscheidungsträger verdeutlichen und dabei gleichzeitig Einen Plan vorlegen, wie man dieses Geld mit Hilfe einer konsequente Unterstützung der Patien*tinnenin durch die öffentliche Apotheke einsparen kann. Für die Umsetzung des Plans fliesst dann die Hälfte des eingesparten Finanzvolumen denjenigen unsere Kolleginnen und Kollegen zu, die es valide dokumentiert einsparen.

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