Matthias Fischbach

FDP-Vorstand will neuen Anlauf für Apotheken-Liberalisierung

Berlin - 23.09.2016, 14:15 Uhr

Mehr Qualität mit Ketten: Matthias Fischbach, Beisitzer im FDP-Landesvorstand in Bayern, denkt über einen neuen Anlauf für die Apothekenmarkt-Liberalisierung nach. (Foto: FDP Bayern)

Mehr Qualität mit Ketten: Matthias Fischbach, Beisitzer im FDP-Landesvorstand in Bayern, denkt über einen neuen Anlauf für die Apothekenmarkt-Liberalisierung nach. (Foto: FDP Bayern)


Wer glaubt, in der deutschen Politik gebe es keine Wünsche mehr nach einem deregulierten Apothekenmarkt, der liegt falsch. Matthias Fischbach, Landesvorstandsmitglied der FDP Bayern, will einen neuen Anlauf für die Liberalisierung. Grund für seinen Vorstoß ist ein Community-Beitrag eines Ökonomen in der Huffington Post.

Am gestrigen Donnerstag erregte ein Blog-Beitrag in der Online-Ausgabe der Huffington Post die Apotheker-Gemüter. Unter der Überschrift „Die deutsche Apotheke – ein Anachronismus in Europa“ fordert „Fred Roeder“ die komplette Deregulierung des deutschen Apothekenmarktes. Laut Huffington Post ist der Autor „deutscher Ökonom“. Röder stellt die These auf, dass der Erfolg der Apotheken „auf mittelalterlichen Gildenstrukturen beruht und auf Kosten der Allgemeinheit realisiert wird“.

Viel findet man im Internet nicht heraus über diesen Fred Roeder. Laut Huffington Post hat Röder Gesundheitsökonomie in Bayreuth studiert und arbeitete dann lange als Unternehmensberater, spezialisiert auf die Gesundheitssysteme des Ost-Blocks. Mit dem Status quo ist der Autor überhaupt nicht zufrieden: „Die verkrustete Regulierung des Apothekenmarktes schadet Millionen Geldbeuteln, verhindert Innovation, und bringt nur einer kleinen gut organisierten Interessengruppe wirkliche Vorteile“, heißt es in dem Meinungsbeitrag. Röder weist auch darauf hin, dass Apotheker durch die Packungspauschale Ärzten Anreize schaffen könnten, kleine Packungsgrößen häufiger zu verschreiben. Da Apotheker oft auch Vermieter in Ärztehäusern seien, könnten sie die Ärzte „bei dienlichem Verschreibungsverhalten“ oft zum Golfurlaub einladen.

Fehlerhafte Darstellung des schwedischen Apothekenmarktes

Es folgt ein nicht ganz korrekter Vergleich mit bereits liberalisierten Märkten, unter anderem Schweden. „Schreckensszenarien wie Unterversorgung, unpersönlichem Service und Qualitätsproblemen, wie sie gerne vom gut finanzierten Apothekenverband ABDA gezeichnet werden, trafen in keinem der Länder, die auf mehr Wettbewerb gesetzt haben, ein“, heißt es in dem Beitrag. Dass es in Schweden innerhalb von zwei Jahren zu heftigen Marktkonzentrationen in den Städten kam, der Norden weiterhin sehr dünn versorgt ist und viele Standorte der Kettenanbieter schon wieder schließen mussten, verschweigt Roeder. Trotzdem fordert er: „Es sollte nicht die Aufgabe der Allgemeinheit sein, Apothekern ein Mindesteinkommen und Wettbewerbsschutz zu garantieren. Mittelalterliche Gilden- und Feudalsysteme gehören genau in jene Epoche und haben im 21. Jahrhundert wenig zu suchen.“

In den sozialen Netzwerken machte dieser Meinungsbeitrag in den folgenden Stunden die Runde. Auch Matthias Fischbach, Vorstandsmitglied der FDP Bayern und ehemaliger Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Bayern, applaudierte Röder für seine Ideen auf Facebook. Der FDP-Politiker hatte schon 2011 versucht, damals noch mit den Jungen Liberalen, den Apothekenmarkt anzugreifen. Die Jungen Liberalen stellten beim Landesparteitag 2011 damals einen Antrag, in dem die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und eine Aufhebung der Preisbindung gefordert wurden. Der Antrag verfehlte eine Mehrheit nur um zehn Stimmen.

FDP: Qualitätsversprechen durch Apothekenkette

Heute schrieb Fischbach: „Als wir JuLis vor fünf Jahren um Haaresbreite eine Mehrheit für die Apothekenmarktliberalisierung in der FDP Bayern verfehlten, wurde ich als Landesprogrammatiker zum Gespräch mit der Apothekerkammer geladen.“ Der FDP-Politiker berichtet von seinem Treffen mit den damaligen Oberhäuptern der bayerischen Apothekerschaft: „Präsident und Hauptgeschäftsführer versuchten gemeinsam und mit allen möglichen, teils konstruierten Argumenten, mich von der Idee abzubringen. Am Ende blieben nur die wenig überzeugenden Behauptungen‚ es gibt auch Apotheker, die nur 35.000 Euro verdienen‘ und ‚die Apotheken machen doch nur einen Bruchteil der Gesundheitskosten aus‘.“

Der nun aktuell vorgetragene Beitrag von Röder scheint Fischbach nun aber zu ermuntern, einen neuen Versuch zu starten. Auf Facebook schreibt er weiter: „Das mag zwar stimmen, aber vielleicht ist inzwischen dennoch wieder ein guter Zeitpunkt für einen neuen Anlauf gekommen, oder?“

Kleine Apotheken sollen Ketten ergänzen

Auf Nachfrage von DAZ.online sagte der FDP-Politiker, dass er mit seinem Posting einen „provokanten Teaser“ habe setzen wollen, um eine Diskussion über den Apothekenmarkt anzustoßen. „Die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes sollte man prüfen. In unserer mobiler gewordenen Welt könnten große Apothekenketten überregionale Marken mit eigenem Qualitätsversprechen aufbauen. Diese würden das Netz kleiner inhabergeführter Apotheken gut ergänzen, bei denen ja nach wie vor das persönliche Vertrauen in den Apotheker vor Ort im Mittelpunkt steht. Außerdem entwickeln sich Geschäftsbereiche im Laufe der Jahre einfach weiter, dafür müssen auch im Arzneimittelmarkt die Voraussetzungen geschaffen werden. Im Bankenwesen haben beispielsweise alle noch die Bankfiliale an der Ecke als typisches Bild im Kopf. Aber in der Praxis besuchen inzwischen viele Menschen jahrelang keine Filiale mehr und vertrauen auf Online-Banking und Video-Beratung.“

Fischbach will nun zunächst FDP-intern prüfen, welche Chancen das Thema hat. Ziel sei es, erneut über die Jungen Liberalen in Bayern einen Antrag zu formulieren, um diesen vor dem Landesparteitag zur Abstimmung zu bringen. Dazu will Fischbach aber noch mit einigen Gesundheitsexperten über das Apothekenrecht sprechen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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18 Kommentare

FDP und Apothekenmarkt

von Dr. Klaus Fehske am 29.09.2016 um 11:44 Uhr

Liebes DAZ.online Team,
der Titel „FDP-Vorstand will neuen Anlauf für Apotheken-Liberalisierung“ ist aufmerksamkeitssteigernd und klingt peppig – ist aber leider (bewußt?) irreführend! Wenn ein junger Mann wie Matthias Fischbach gerade den jungen Liberalen entwachsen ist und nun als Beisitzer im Vorstand des Landesvorstandes in Bayern mit munteren Sprüchen über die polemischen, unqualifizierten Thesen eines ebenso forschen, selbsternannten Gesundheitsökonomen unbedingt Aufmerksamkeit für sich selbst erwecken möchte, so hat dies nichts mit der grundsätzlichen Stellung des FDP Bundesvorstandes zu den Apothekern zu tun! Nach aktuellen persönlichen Gesprächen mit Christian Lindner und anderen ranghohen FDP Politikern unterstützt die FDP nach wie vor nachhaltig die freien Berufe und die inhabergeführte Apotheke. Eine so verzerrende Überschrift vergiftet bewußt die wieder recht positive Beziehung zwischen der FDP und den Apotheken.
Dr. Klaus Fehske, Int. Rathaus Apotheke, Hagen

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AW: FDP und Apothekenmarkt

von G. Wagner am 04.05.2017 um 10:53 Uhr

Lieber Herr Dr. Fehske,
nach der jüngstn Entwicklung sollten Sie schamvoll bei DAZ.online Abbitte leisten. Von wegen Einzelmeinung...! Aber ansonsten kann man Ihrer Charakterisierung von Herrn Fischbach durchaus zustimmen - und inzwischen auf 73 % der FDP-Parteitagsdelegierten ausdehnen, wenn man davon ausgeht, dass diese wussten, was sie taten (wen nicht, ist dies seinerseits ein Armutszeugnis).

FDP ?

von Heiko Barz am 25.09.2016 um 11:34 Uhr

Ich stelle mir jetzt vor, es ist Herbst nächsten Jahres und wir bekommen politisch eine Jamaikakoalition mit diesem Gedankengut aufstrebender Jungpolitiker der FDP.
Wenn sich dann auch noch die GRÜNEN der wirren Gedankenspiele einer B. Bender zu diesem Liberalisierungsthema erinnern und in die gleiche Kerbe hauen, na dann...!!
Da glauben wir schon in den tiefsten Existenzabgründen unserer Berufszukunft zu stecken, da kommt so ein Schwätzer daher und will sich durch plumpe Art und Weise auf dem doch -so breiten Apothekerrücken- politisches Zukunftsprofil erschleichen.
Bin mal gespannt, was F.Schmidt und Co. dazu am DAT bemerken werden.

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Der Gruft entstiegen

von Veit Eck am 24.09.2016 um 12:08 Uhr

Na klar,

kaum bei den letzten Wahlen aus der Gruft entstiegen, kommen nun die alten, ach so "fortschrittlichen Vorstellungen" bei der F.D.P. wieder an das Tageslicht.

Das Problem ist nicht neu,aber Vorsicht: Infektionsgefahr !!!

Neoliberalismus wird wieder chic , nachdem eine andere Partei mit nationalem Getöse alles jenseits der Union einsammelt. Mit dem Etikett alles modern und fit für die Zukunft zu machen, kommen hier politische Kräfte zum Vorschein, die eigentlich in die Ablage der Geschichte gehören.

Gut zu wissen: Es gibt sie immer öfter, die urbanen Strukturen in Deutschland, wo es einmal am Tag eine Busverbindung gibt, keinen Lebensmittelladen, Metzger und Bäcker mehr Die Bankfiliale ist schon lange weg und Arzt und Apotheke sind etliche km entfernt. Und besonders toll, Internet gibt es dort in der lahmsten Variante. Wer da wohnt ist fast abgehängt.

Übrigens was Ketten betrifft: Schlecker ist pleite gegangen und viele Schleckerfrauen sind heute noch ohne Perspektive. Kaisers-Tengelmann könnte in Bälde ähnliches widerfahren.

Wer gewachsene Strukturen zerschlagen will, und als Ökonom oder FDP Nachwuchspolitiker sich mit der Unfehlbarkeit eines Papstes umgibt, der will eine andere Gesellschaft - für mich eine inhumane Gesellschaft.


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Fdp

von Dr.Diefenbach am 23.09.2016 um 20:48 Uhr

Dann doch schnell raus aus dieser Truppe.Diese gallertartigen ,ekligen geschniegelten Anzugtypen mit einem ewig blöden,besserwisserischen Grinsen sind letztendlich mit einer Riesenportion Einfalt gesegnet.Das habe ich bei FDP Sessions immer wieder erlebt.Das ist halt "modern",alles global und weltmännisch darzustellen.Schnell weg von denen.


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AW: Der Mann, wie mich dünkt, gelobt zu viel

von Aaron am 24.09.2016 um 14:09 Uhr

Soll das ein Argument sein? Kommentar über ein "blöden besserwisserischen Grinsen"? Der Autor hat offensichtlich einen Nerv getroffen.

FDP entscheide dich

von Christoph Gulde am 23.09.2016 um 20:38 Uhr

Sehr geehrter Herr Fischbach,
das, was hier von Ihnen zitiert wird, ist jener Neoliberalismus, für den es in der Bundesrepublik zu wenig Anhänger gibt, um die FDP - die einstige Partei von Theodor Heuß - über 5% zu bringen. Deshalb würde ich Ihnen, aber auch allen Mandatsträgern und Verantwortungsträgern in der FDP raten, sich Gedanken zu machen, ob Sie wirklich mit Ihren neoliberalen Thesen, die auch noch die Realität ausblenden, den Rest von Liberalität zerstören wollen.
Der Liberalismus wird in unserer Gesellschaft gebraucht - ich vermisse ihn, ich vermisse die Freiheit, die Freiheit des freien Berufs. Mittlerweile werde ich überall begleitet, behütet, bevormundet und geschützt vor fast jedem Lebensrisko - an die Hand genommen, Guidelines zur Orientierung. Freiheit ist Ihr Thema und zwar im gesellschaftlich bürgerlichen Sinn, nicht im Sinne von monopolisierten internationalen Kapitalgesellschaften. Freiheit, Eigenverantwortung, Freier Beruf, Unabhängigkeit im Umgang mit Patienten und Kunden. Die sind für unser Gesundheitssystem die Faktoren, die unser System menschlicher machen. Auch die anderen Freien Berufe tragen dazu bei. Das sollten Ihre Themen sein, wenn Sie in derGesellschaft noch mal dauerhaft ein Bein auf den Boden bekommen wollen.
Was die Apothekenkette angeht: 4 Milliarden können Sie noch für die Rundumversorgung Apotheke, niedrigstschwellige Anlaufstelle für alle, die ein Problem haben, sparen. Selbst wenn Sie es ganz sparen, hat es keinen wesentlichen Einfluss auf die Finanzlage der GKV, aber einen erheblichen auf alle Menschen, die die Apotheke als unabhängige, freie Instanz kennen und in den Umfragen auch immer so schätzen. Nicht umsonst.
Ich weiß jetzt nicht, ob Sie einfach ohnen Nachdenken das Zitierte so von sich gegeben haben und wie Sie denken, wenn Sie noch mal richtig nachdenken.

Ich werde jedenfalls einmal mehr von der FDP einen klaren Richtungsentscheid fordern und Klarstellungen. Freiheit vermisse ich, neoliberal braucht niemand.

Es grüßt mit Verwunderung über den Griff in die Mottenkiste

Christoph Gulde

P.S.: Ich c+p das und schicke es mit einem Fragezeichen an meinen FDP Politiker im Landtag

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Die FDP - ein Anachronismus in Deutschland

von Bauer am 23.09.2016 um 18:31 Uhr

Liebe FDP,

Ihr seid doch die Partei, die jahrelang als Mehrheitsbeschaffer einer damaligen Volkspartei in Regierungsverantwortung wart, oder? Alles was von Euch übrig geblieben ist, ist ein am Wahlabend wegen der 5%-Hürde zitterndes Häufchen. Ihr glaubt doch nicht, dass auf Euch ggw. noch irgendeiner hört. Von Unterstützung wollen wir gar nicht erst reden.

Warum auch? Ihr habt's dank vieler Fehltritte einfach vergeigt. Und jetzt? Noch bevor Ihr wieder richtig sicher einen Fuß in der Tür habt, verderbt Ihr es Euch vorab mit einer Wählergruppe. So wird das nix.

Schon in der Vergangenheit habt Ihr auf uns freien Heilberuflern herumgehackt, statt Euch um echt wichtige Dinge zu kümmern. Steuergrechtigkeit, Ausmistung der Mehrwertsteuer, Leistungsanreize oder Bürgerrechte? Fehlanzeige bei der FDP!

Auf diese Partei verzichte ich liebend gern!

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Apothekenketten?

von André Kramer am 23.09.2016 um 16:25 Uhr

Sehr geehrter Herr Fischbach,
sollten Sie die Kommentare lesen, würde ich mich über eine Antwort von Ihnen freuen. "Zitat:....könnten große Apothekenketten überregionale Marken mit eigenem Qualitätsversprechen aufbauen." An welche Art von Qualität denken Sie denn dabei konkret? Welche Argumente hatten Sie bei dem Gespräch mit der Bayerischen Apothekerkammer? Leidet dass derzeitige System an zu wenig Qualität? Ist es zu teuer? Was steht bei Ketten/Aktiengesellschaften im Vordergrund? Das Wohl der Patienten? Eine flächendeckende, wohnortnahe, persönliche 24/7-Versorgung? Ist Expansion ein Ziel von Ketten? Was passiert dann mit den kleinen Apotheken? Werden sie als Teil einer Kette weitergeführt? Wozu hat die schwedische Regierung bei der Liberalisierung des Apothekenmarktes die Ketten bei der Übernahme von Apotheken in ländlichen Gebieten verpflichtet? Was ist nach Abauf der Frist passiert? Führt Liberalisierung immer zu sinkenden Kosten für die Allgemeinheit? Nur so als Teaser und in der Hoffnung auf Antworten.
André Kramer

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AW: Die Fragen sind...

von gabriela aures am 23.09.2016 um 16:53 Uhr

...alle richtig und berechtigt.

Da hat der ursprüngliche Autor des Artikels ganze Arbeit geleistet. Und Herr Fischbach hat's schlciht übernommen ( ich nehme an, alleine die Worte "Liberalisierung, Deregulierung, Internet" sind eine Art Qualitäts-Siegel für den FDP Nachwuchs ) - das ist genauso schlau als ob man in der Schule beim schlechtesten Schüler abschreibt

AW: Das stelle ich mir vor

von Matthias Fischbach am 30.09.2016 um 0:48 Uhr

Sehr geehrter Herr Kramer,

da Sie um eine Antwort und eine sachliche Diskussion gebeten haben, führe ich meine Gedanken gerne noch etwas aus:
- "An welche Art von Qualität denken Sie denn dabei konkret?" Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, gerade in Zeiten der Digitalisierung. Mir geht es nur darum, dass die Apotheken mit dem besten Angebot den Markt erobern können. Was dann konkret dabei herauskommt, ist Sache des Wettbewerbs. Aber damit sie mal ein Beispiel haben (bitte nicht gedanklich darauf einschießen), ich könnte mir vorstellen, dass eine innovative Apothekenkette eine App anbietet, auf der ich viele Funktionen wie etwa einen individuellen Medikamentenplan habe und Erinnerungen bekomme, wann ich was nehmen soll. Sicherlich gibt es solche oder ähnliche Gesundheitsapps schon, aber das nur als Idee, in welche Richtung man denken könnte. Im Endeffekt geht es um Skaleneffekte.
Für solche innovativen Unternehmenskonzepte ist es nötig, dass 1. Fremdbesitz möglich ist (gerade für solche Startup-ähnlichen Konzepte ist eine Eigenkapitalbeteiligung in der Wirtschaft üblich, kein Darlehen) und 2. Mehrbesitz nicht begrenzt ist, damit eine Apotheke im Erfolgsfall schnell expandieren kann.

- "Welche Argumente hatten Sie bei dem Gespräch mit der Bayerischen Apothekerkammer?" Mir ging es dabei vor allem um die Etablierung eines "sanften Wettbewerbs" mit freien Beratungspauschalen statt fixen Erlösen, wie es auch die Monopolkommission der Bundesregierung mal vorgeschlagen hatte.

- "Leidet dass derzeitige System an zu wenig Qualität?" Leiden ist der falsche Begriff. Aber ich denke, dass wir unter unseren Möglichkeiten bleiben.
- "Ist es zu teuer?" Kommt darauf an, womit man es vergleicht. Eine Liberalisierung würde wahrscheinlich die Kosten senken, aber mir geht es um die genrell geschäftsbelebende Wirkung von mehr Wettbewerb.

- "Was steht bei Ketten/Aktiengesellschaften im Vordergrund? Das Wohl der Patienten? Eine flächendeckende, wohnortnahe, persönliche 24/7-Versorgung? Ist Expansion ein Ziel von Ketten? Was passiert dann mit den kleinen Apotheken? Werden sie als Teil einer Kette weitergeführt?" Die Kunden/Patienten sollen meines Erachtens selbst mit ihrem Kaufverhalten entscheiden, welche Formen sich am Markt etablieren, so wie es in anderen Branchen auch der Fall ist. Ums mal plump auszudrücken: Der Kunde ist König.

- "Wozu hat die schwedische Regierung bei der Liberalisierung des Apothekenmarktes die Ketten bei der Übernahme von Apotheken in ländlichen Gebieten verpflichtet? Was ist nach Abauf der Frist passiert? Führt Liberalisierung immer zu sinkenden Kosten für die Allgemeinheit?" Die Suggestivfragen hätten Sie ja auch gleich selbst beantworten können. Aber wie schon oben gesagt, mir geht es nicht nur um Kosten, sondern um den generell marktbelebenden Effekt einer Liberalisierung.

Ach Herr Fischbach....

von gabriela aures am 23.09.2016 um 15:40 Uhr

1. Liberalisierung des Marktes bedeutet: internationale Konzerne, die sicher ihre Steuern NICHT in D zahlen. Aber "Liberalisierung" ist so hip, kosmopolitisch und sexy. Und kurzsichtig.Gleichzeitig werden von Arbeitsplätze gefährdet, die mehrheitlich Frauen in Teilzeit (Stichwort: Vereinbarkeit von Familie und Job) zur Verfügung stehen.
2. Der Markt wird unter wenigen "global playern" aufgeteilt, die ihre Marktmacht ausnützen werden und keine Preissenkungen herbeiführen werden.
3. Im ländlichen Schweden wurden kaum neue Apotheken eröffnet, in den Städten kam es zum Verdrängungswettbewerb. Im Übrigen muß der schwedische Staat unter bestimmten Vorraussetzungen defizitäre Apotheken mit bis zu 40.00 Euro subventionieren.
4."Kosten für die Allgemeinheit" : die werden durch die VOM ARZT VERSCHRIEBENEN Medikamente verursacht.
Eine Marktliberalisierung hat KEINERLEI Einfluß auf die Zahl der Verordnungen, also kein Sparpotential.
Und die Privatkäufe belasten kein Solidarsystem !
5. "Geiz ist geil" bei der Gesundheit, Schmerztabletten möglichst günstig - aber Hummer fressen, im schicken Hotel logieren und sich mit Statussymbolen umgeben...aber wegen 2,50 Euro für eine Packung PCM nach
Liberalisierung schreien....
6. Wenn sich wenige, profitorientierte global player den Gesundheitsmarkt teilen wird es durchgehend billiger ? Schauen Sie sich die Preise bei Boots in UK an !
Und lesen Sie die Berichte der Angestellten und recherchieren Sie die kürzlich ruchbar gewordenen Verkaufsmethoden der Ketten.


Ich kann das Herrn Fischbach leider nicht bei Facebook posten, also falls das jemand mit c+p "rüberschieben" möchte ;-)

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Hochjazzen

von Daniel Föst am 23.09.2016 um 14:47 Uhr

Ich verstehe nicht ganz, warum die Einzelmeinung eines FDPlers so hochgejubelt wird. Und dann auch noch mit einer so tendenziösen Überschrift.
Die FDP Bayern und der Apothekerverband stehen in einem sehr guten Austausch und haben viele gemeinsame Interessen. Ich vermute mal, der Redakteur hat eine politische Farbe.
Fakt ist, dass eine Liberalisierung des Apothekermarktes keinerlei Probleme löst, ganz im Gegenteil, unseren hohen Standard bei der Versorgung eher gefährden würde.
Wer fundierte Aussagen zu den Positionen der FDP Bayern möchte, kann sich gerne bei mir melden: Daniel Föst, Generalsekretär der FDP Bayern, daniel.foest@fdp-bayern.de, Tel: 089 126009 0

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AW: Leider ....

von gabriela aures am 23.09.2016 um 15:55 Uhr

....hat Ihr vermutlich ambitionierter, aufstrebender Parteikollege recht unbekümmert, kritiklos und begeistert den Artikel von Herrn Röder übernommen und sieht ihn als "Blaupause" für einen erneuten Vorstoß zur Abschaffung des Fremdbesitzverbotes- via Facebook, was auf einen gewissen Wunsch nach Verbreitung schließen läßt. Sie haben das ja bei Facebook auch bereits kommentiert.

Es mag ja sein, daß Herr Fischbach ein (ganz) Junger, (ganz) Wilder ist, aber das vertrauensfördernd bezüglich seiner analytischen Fähigkeiten möglicher Konsequenzen ist das jetzt nicht.
Und fällt somit leider auch auf Ihre Partei zurück.


AW: Hochjubeln?

von Thomas Brongkoll am 23.09.2016 um 16:20 Uhr

Lieber Generalsekretär,

dann sprechen Sie besser mit Ihrem Parteikollegen, er soll sich besser abstimmen, bevor er an die Öffentlichkeit geht. Die FDP hat mit Ihrem Liberalisierungssch**** oft genug Schiffbruch erlitten. Wir sind keine Hoteliers

AW: Stimmverluste

von Dietrich, Jürgen am 24.09.2016 um 12:07 Uhr

Sehr geehrter Herr Föst,
Sie wundern sich über die Erregbarkeit der Apotheker angesichts des Geplappers Ihres "jungen FDPlers"? Wer in der Politik zu ernsten Themen ernstgenommen werden möchte, ja der sollte sich erst einmal Gedanken machen- Gedanken zu den Folgen seiner Äußerung, z.B. welche Auswirkungen auf die Bürger hat mein Vorschlag, verbessert er das Leben von uns allen, ist der bisherige Zustand schlecht für das Land und seine Bürger? Bei Ihrem Parteifreund war meines Erachtens keine Zeit zu solchen Reflexionen bevor er seine (ihre/ FDP Landesvorstands-?) Meinnung in die Tastatur hämmerte. Eine Partei, die nicht als Spaßpartei wahrgenommen werden will, sollte um Schaden für die politische Zukunft zu vermeiden, Ihre Funktionsträger und deren Beiträge daraufhin überprüfen, inwieweit das Gemeinwohl durch diese Initiativen sich ändert - oder möchte Herr F. mit seinem Gerade vielleicht gar keinen Beitrag zu dem Thema beisteuern, sondern einfach wieder wahr genommen werden? Ich glaube mit Vorstandsmitgliedern wie Herrn Fischbach schadet die bayerische FDP sich ernsthaft - die Institution Apotheke würde es Ihnen vomachen wie man dauerhaft von den Menschenals unverzichtbar eingeschätzt und wiedergewählt wird - mit Vertrauen, Sachorientiertheit und einer gehörigen Portion Menschenkenntnis, dazu gehört die Einsicht aus Fehlern zu lernen und die Menschen ernst zu nehmen, auf man angewiesen ist, egal ob Kunde oder "nur" als Wähler.

5 %

von Christian Giese am 23.09.2016 um 14:37 Uhr

Herrn Lindner schon gefragt?

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OMG

von Peter Lahr am 23.09.2016 um 13:20 Uhr

Komisch, in den Medien wird immer nur von einem Ärztemangel auf dem Land berichtet, wieso also nicht hier Arztketten mit angestellten Ärzten installieren? Bei der Arztfrage werden aber seltsamerweise immer nur noch mehr finanzielle Anreize für den Arzt genannt, Liberalisierung von Arztpraxen in ambulante Arztstationen betrieben von Konzernen suche ich jedoch vergebens. Und zu dem Beitrag der Huffpost kann ich nur sagen, 130 000 wären schön wenn das unser aller Einkommen wäre ABER ihr seid doch unsere Wirtschaftspartei, zieht doch selbst von diesen unerhört hoch wirkenden 130 000 mal 39% Steuer und die sozialversicherungspflichtige Beiträge ab, ich komme da auf ein netto von ca. 53000 Euro oder im Monat von 4500. Klar viel Geld, aber dafür müsste ich mindestens 2,1 Mio Umsatz haben (was 60% der deutschen Apotheken wie auch ich NICHT erreichen) für die ich als e.K. VOLL hafte UND die Apotheke muss natürlich bezahlt sein, ansonsten geht von diesem netto noch die Tilgung ab. Ich bin es sowas von Leid als euer Neidfixpunkt missbraucht zu werden, das passt auf keine Kuhhaut mehr. Ich denke es gibt in Deutschland nur sehr wenige Akademiker die für dieses unverhältnismäßig grosse Risiko zu einem solch niedrigen Ertrag arbeiten gehen würden und die wenigen die das trotzdem tun sind zu 90% Apotheker. Achso, noch ganz wichtig, dieses Einkommen ist im Idealfall der Ist Zustand, aber anders als bei jedem anderen Beruf geht dieses im Verlauf unseres Arbeitslebens, wie seit Jahren, zurück. Aber liberalisiert ruhig, ich würde dann Amerika als Einkommensvergleich für die Angestellten heranziehen und so 100 Riesen Einstiegsgehalt veranschlagen. 60% der Kollegen würden sich deutlich besser stellen als jetzt. Woher soll die Kohle kommen das zu bezahlen? Vertikalisierung? Geht nicht, sprechen die Rabattverträge und die Gesetze beim RX Einkauf dagegen, und selbst wenn es einen marginalen Vorteil gäbe, jeder Cent was es billiger würde würde nicht zu den Konzernen fließen sondern an die Krankenkasse, das sage ich aus Erfahrung. Jeder Idiot kann für sich also ausrechnen dass es in jedem Fall teurer würde als jetzt. Ich würde gerne mal wissen wer euch diese Ideen immer einflüstert und wieso ihr euch nicht mal die Mühe macht zu rechnen sondern wenn es um uns geht jede Behauptung von angeblichen Experten weiterplappert und auch noch GLAUBT, das ist das Schlimme.

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