Zytostatika-Ausschreibungen

Der 150-Millionen-Euro-Deal steht vor dem Aus

Berlin - 26.09.2016, 12:45 Uhr

Martin Litsch sieht im Markt der Zyto-Zubereitungen mehr Einsparpotenzial als die Apotheker offerieren. (Foto: AOK Mediendienst)

Martin Litsch sieht im Markt der Zyto-Zubereitungen mehr Einsparpotenzial als die Apotheker offerieren. (Foto: AOK Mediendienst)


AOK: Apotheker scheinen Angebot nicht ernst zu meinen

Die Fronten sind derzeit also – wie so oft – verhärtet zwischen Kassen und Apothekern. Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, wies am Rande der Vorstellung des Arznei-Verordnungsreportes darauf hin, dass die Offerte der Apotheker aus seiner Sicht zu niedrig ist: „Wir erzielen durch diese Ausschreibungen finanzielle Einsparungen in Höhe von 20 bis 30 Prozent von einem Gesamtmarkt, der über drei Milliarden Euro wert ist. Im Gegensatz dazu bietet der DAV, der die Ausschreibungen unbedingt abschaffen möchte, in den Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband derzeit einen Nachlass von 130 Millionen Euro. Dabei weiß man, dass dies nur ein Bruchteil des tatsächlich vorhandenen Potenzials ist.“

Dass die Apotheker über die Höhe ihres Honorarverzichts nicht mehr verhandeln möchten, interpretiert Litsch so: „Dass man es mit diesem Angebot nicht ganz so ernst gemeint hat, zeigt auch, dass der DAV einen wichtigen Verhandlungstermin kurzfristig abgesagt hat.“

Vor der versammelten Hauptstadtpresse verteidigte Litsch zudem die Ausschreibungspraxis der AOK. Mit den Zyto-Verträgen gebe es deutlich höhere Maßstäbe an die Qualität der Versorgung als noch in der Kollektivversorgung. Alle bezuschlagten Apotheken müssten innerhalb von 45 Minuten liefern können, versicherte der Kassenchef. Es sei außerdem schizophren der AOK vorzuwerfen, mit den Ausschreibungen gehe sie gegen die Apotheker vor. Ganz im Gegenteil: Die Apotheke vor Ort werde gestärkt.

Wenn sich Apotheker und Kassen nicht untereinander einigen, wird ein Einschreiten der Politik immer wahrscheinlicher. CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich hatte kürzlich Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen für Zytostatika ins Spiel gebracht. Aber auch das lehnt die AOK ab.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Schon irre...

von Michael Mischer am 27.09.2016 um 8:11 Uhr

... die einen fürchten um ihre Existenz, kämpfen nahezu verzweifelt gegen eine Deckelung der 3% und zumindest eine Erhöhung der Btm- und Rezepturzuschläge (auch wenn das nur als Tropfen auf den heißen Stein gesehen wird).
Die anderen können mal eben so mir nichts dir nichts auf 150 Mio verzichten und müssen sich anhören, dass diese Summe nur ein Bruchteil dessen sei, was durch Ausschreibungen erlöst werde.
Besser kann man die Ungleichheit nicht illustrieren.

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Wir ....

von gabriela aures am 26.09.2016 um 14:54 Uhr

..leisten uns 131 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland.
Ab und an fusionieren zwei Kassen,
dabei weiß man, dass dies nur ein Bruchteil des tatsächlich vorhandenen Potenzials ist

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