Berufspolitische Diskussion

Politiker freuen sich mit Apothekern

12.10.2016, 17:56 Uhr

Viel Einigkeit zwischen Apothekern und Politikerinnen bei der Podiumsdiskussion auf dem Apothekertag. (Foto: A. Schebert)

Viel Einigkeit zwischen Apothekern und Politikerinnen bei der Podiumsdiskussion auf dem Apothekertag. (Foto: A. Schebert)


Die gesundheitspolitische Diskussion auf dem Deutschen Apothekertag zeigte eine „erschreckende Harmonie“, wie der Moderator feststellte. Die Politiker aller Fraktionen befürworten das Honorarplus für die Apotheker. Aber auch in der Zukunft setzt die Politik auf den Apotheker: Beratung, auch Abraten, sollte honoriert werden. 

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler, freute sich, als sie hörte, dass das Gesetz durchs Kabinett gegangen ist. Sabine Dittmar, Apotheken-Berichterstatterin der SPD-Fraktion, weiß, dass Rezepturen und die Dokumentation der BtM-Rezepte aufwendig sind. Sie habe sehr dafür gekämpft, dass das Wirtschaftsministerium dies versteht: „Ich bin froh, dass wir auf dem Weg sind.“ Sie sei sicher, dass das Gesetz bald verabschiedet wird. „Die Vergütungserhöhung für die Apotheken war überfällig genauso wie ein Verbot der Zyto-Ausschreibungen“, zeigte sich Kordula Schulz-Asche, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, zufrieden. Und natürlich findet auch Maria Michalk, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, den Kabinettsbeschluss richtig. „Wir glauben, dass wir im ersten Quartal damit fertig sein werden“, gab sie sich hoffnungsfroh. Allerdings, alle wollen sich den Kabinettsbeschluss noch genau anschauen

Ein großes Dankeschön der Apotheker

Freude selbstverständlich auch auf Apothekerseite, aber Karin Graf, Mitglied im ABDA-Vorstand, fragte, warum es dann 38 Jahre dauern musste, bis die Dokugebühr erhöht wurde. Und damit die Freude nicht zu groß wird: „Kostendeckend sind die 2,91 Euro immer noch nicht! Auch die 8,35 Euro machen die Rezeptur nicht kostendeckend, es ist eine Anerkennung für die Apotheker“, stellte sie heraus. Besonders erfreulich sei es, dass die Zyto-Ausschreibungen verboten werden sollen.

Der Präsident der Bundesapothekerkammer, Andreas Kiefer, pflichtete ihr bei und hofft, dass kein Änderungsantrag mehr kommt. „Es hat sich gelohnt zu warten“, so Kiefer.

„Ein großes Dankeschön an die Regierungsfraktionen“, sagte Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands. Becker dankte Gröhe zudem dafür, die Zytostatika-Frage ins Gesetz aufzunehmen. Das sei ein Meilenstein nicht nur für die Apotheker, sondern auch für diese Patientengruppe. Am liebsten würde Becker so in der neuen Legislaturperiode weitermachen, wie er scherzend hinzufügte: „Das ist der richtige Weg.“

Noch offene Wünsche

Für Kathrin Vogler sind allerdings noch Wünsche offen: „Man muss noch etwas gegen Lieferengpässe tun, zum Beispiel Vorratsverpflichtungen für die Industrie einführen. Auch beim Medikationsplan müssen Apotheker stärker eingebunden werden, nur die Ärzte zu honorieren – das kann es nicht sein“, so ihre Forderungen.  

Auf der Wunschliste von Sabine Dittmar steht zudem, Rabattverträge über Impfstoffe nicht mehr zuzulassen. „Dafür gibt es gute Gründe“, sagte Dittmar, was Maria Michalk unterstützte. Sie erinnerte daran, dass sie sich schon Anfang des Jahres für eine Lösung bei den Zyto-Ausschreibungen angesetzt habe. 

Angesichts dieser Harmonie wird es wohl keine Änderungsanträge geben, die die Apothekerhonorierung in Frage stellen werden, beruhigte Kordula Schulz-Asche leise Apothekerzweifel zum Fortgang der Beratungen. 

Honorar fürs Abraten 

Geht es nach Wünschen der anwesenden Politikerinnen von Union, SPD und Opposition, so können sich die Apotheker freuen: Unisono möchten sie die Kompetenzen der Apotheker in Zukunft stärker nutzen und das heutige Apothekensystem beibehalten. Sie möchten die Apotheke in der Fläche erhalten. Michalk spricht sich für einheitliche Preise auch in Zukunft aus. Die telemedizinischen Möglichkeiten sollten genutzt werden, um mehr Zeit für die Beratung und sprechende Medizin zu haben.

Vogler macht es Mut, dass die nachwachsende Generation der Pharmazeuten das Soziale und Menschliche im Beruf in den Vordergrund stellt. „Wie kann man honorieren, dass eine Apothekerin zum Beispiel keine Packung abgibt – das wird eine große Herausforderung“, so Vogler. Auch Dittmars Anliegen ist es, die Kompetenzen des Apothekers für die Patienten einzusetzen: „Der jetzige Medikationsplan ist Schwachsinn, da müssen auch die OTC enthalten sein.“ Für ein zukünftiges  Medikationsmanagement sei ARMIN wegweisend. Auch für Dittmar sollte das Apothekerhonorar nicht von der Packungsabgabe abhängig sein: „Wir brauchen ein Vergütungssystem, das auch Abraten und Präsenz berücksichtigt.“ Ähnlich Schulz-Asche: Sie möchte die sprechende Medizin stärken. Die Grünen-Politikerin kann sich auch vorstellen, in Versorgungsregionen zu denken und regionale Versorgungskonzepte aufzustellen: „Die Apotheke ist der erste Ort für eine Beratung –  das könnte im Regionalkonzept eine besondere Rolle spielen.“

Impfende Apotheker und ARMIN für alle

Und was sagen die Apotheker dazu? Becker wünscht sich, den ordnungspolitischen Rahmen beizubehalten. „Wir brauchen die Weiterentwicklung der Arzneimittelpreisverordnung, auch ein rechtlicher Rahmen für Dienstleistungsverträge ist notwendig, die dann honoriert werden müssen.“ Auch beim Thema Impfen könnten die Apotheker noch mehr machen, zum Beispiel den Impfpass-Check, „aber wir wollen dafür auch Geld haben.“ Karin Graf hofft auf Rechtssicherheit bei Dienstleistungsverträgen. Für sie ist es sogar vorstellbar, dass Apotheken in Zukunft auch impfen dürfen. Und Andreas Kiefer wünscht sich: ARMIN für alle. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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