Gentechnik

Funktionsfähige Eizellen aus Körperzellen von Mäusen gezüchtet

Fukoka - 18.10.2016, 07:00 Uhr

Die Eizellen wurden unter anderem aus Bindegewebszellen aus der Schwanzspitze von erwachsenen Mäusen gewonnen. (Foto: BillionPhotos.com / Fotoliga)

Die Eizellen wurden unter anderem aus Bindegewebszellen aus der Schwanzspitze von erwachsenen Mäusen gewonnen. (Foto: BillionPhotos.com / Fotoliga)


Eizellspende könnte in Zukunft überflüssig werden

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, von der Universität Erlangen-Nürnberg sagte: „Sollte sich das nun an der Maus entwickelte Verfahren auf den Menschen übertragen lassen, könnte dies langfristig die Gewinnung fast unbegrenzter Mengen von Eizellen aus Körperzellen ermöglichen.“ Der Theologe ergänzt: „Sollten Eizellen eines Tages in großen Mengen risiko- und schmerzfrei aus Körperzellen herstellbar sein, könnte eine künstliche Befruchtung für deutlich mehr Frauen interessant bzw. aussichtsreicher werden – gerade auch im höheren Alter, wenn die natürliche Fruchtbarkeit nachlässt. Die Eizellspende, die aus vielen Gründen umstritten und in Deutschland verboten ist, würde überflüssig werden.“

Am Horizont sieht Dabrock genetisch eigene, gemeinsame Kinder für lesbische oder schwule Paare aufziehen – allerdings ist eine Leihmutterschaft in Deutschland verboten.


„Das deutsche Embryonenschutzgesetz (ESchG) verbietet es nicht, Keimzellen, die aus iPS-Zellen hergestellt wurden, zur Fortpflanzung zu verwenden, sofern die Keimzellen nicht nach ihrer Entstehung genetisch verändert wurden und sofern keine Eizelle auf eine andere Frau übertragen wird als auf diejenige, von der die iPS-Zelle stammt.“

Herr Prof. Dr. Jochen Taupitz, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Biomedizin der Universitäten Heidelberg und Mannheim


Wie groß ist der Schritt von der Maus zum Menschen?

Wie groß der Schritt von der Maus zum Menschen ist, bewerten Experten unterschiedlich. Nach der Methode sei es nun vorstellbar, dass ähnliche Ergebnisse in Zukunft auch für den Menschen erreicht werden könnten, sagt Michele Boiani vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. „Da die Generierung humaner iPS-Zellen bereits etabliert ist, stellt der Schritt von der Maus zum Menschen nunmehr eine ethische, jedoch keine technische Frage dar.“

Dagegen meint Henning Beier vom Uniklinikum Aachen: „Anwendungen dieses Modellsystems auf die Reproduktion oder auf die Reproduktionsmedizin beim Menschen sind reine Spekulation und daher an dieser Stelle nicht angebracht.“

Die japanischen Forscher hatten ihre Arbeit schon vor über einem Jahr bei „Nature“ eingereicht. Die Zeitschrift hatte die Details offenbar eingehend geprüft, vermutlich weil es auf dem Gebiet der Stammzellforschung in den vergangenen Jahren einige Studien gab, die wegen Fehlern oder gar Täuschung zurückgezogen werden mussten.

Ein Team um Hayashi hatte bereits 2012 funktionsfähige Eizellen aus Körperzellen von Mäusen geschaffen. Allerdings mussten die Forscher die Zellen damals noch in Eierstöcken von Weibchen heranreifen lassen, um Eizellen zu gewinnen. Diesmal geschah die Eireifung komplett im Labor, allerdings benötigten die Forscher dazu noch Eierstockzellen.


„Braucht wirklich jemand diese Anwendung beim Menschen? Selbst wenn dies jemand bejaht, fände ich es entsprechend nötig, diese In-vitro-Oozyten ebenfalls unter das bestehende Embryonenschutzgesetz zu stellen.“

Dr. Ralf Kühn, Leiter der Forschungsgruppe iPS-zellbasierte Krankheitsmodellierung, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin




Walter Willems, dpa
redaktion@daz.online


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