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Nach dem EuGH-Urteil
AVWL macht sich stark für Rx-Versandverbot
Nordrhein-Westfalen soll die von der bayerischen
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) angekündigte Bundesratsinitiative für
ein Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel unterstützen. Dies
fordert der Apothekerverband Westfalen-Lippe. Unterstützung gibt es von den Ärzten.
Wie der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) berichtet, sorgt das vergangene Woche ergangene Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) für erhebliche Verwirrung bei Patienten und Verbrauchern in den Apotheken. Die Luxemburger Richter haben entschieden, dass für ausländische Versandapotheken, die verschreibungspflichtige Arzneimittel nach Deutschland versenden, die Preisbindung nicht gilt. Die Entscheidung und die Berichte hierüber in den Medien führen offenbar zu Missverständnissen darüber, was deutsche Apotheken dürfen. Der AVWL-Vorsitzende Dr. Klaus Michels stellt deshalb klar: „Tatsächlich ändert sich in deutschen Apotheken nichts, für uns gilt weiter die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“. Er sieht daher die politischen Reaktionen auf das umstrittene und brisante EuGH-Urteil positiv.
Gefahr Europa-verdrossener Apotheker
Michels: „Die deutsche Politik hat verstanden, was auf dem Spiel steht. Es geht um die sichere Versorgung mit Arzneimitteln in allen Regionen des Landes durch Präsenzapotheken. Inzwischen droht aber auch weiterer Europa-Verdruss, den wir nicht brauchen“, sagte Michels, „wenn es einem europäischen Gericht gelingen sollte, in Deutschland ein bewährtes, vom Gesetzgeber und allen politischen Kräften gewolltes und von den höchsten Gerichten bekräftigtes System des Verbraucherschutzes zu zerschlagen, dann werden die europafeindlichen Kräfte weiteren Auftrieb erhalten.“
Eine politisch wirksame Waffe gegen das Urteil sei ein gesetzliches Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Michels forderte die nordrhein-westfälische Landesregierung auf, eine entsprechende Initiative Bayerns im Bundesrat zu unterstützen. Er verweist darauf, dass es auch aus der Berliner Regierungskoalition bereits entsprechende Signale gegeben habe. Tatsächlich haben mehrere CDU-Abgeordnete das Versandverbot ins Spiel gebracht – in der SPD hält man sich mit dieser Forderung hingegen zurück.
Rosinenpickerei – letztlich zulasten der Patienten
Michels kündigte an, dass sich Westfalen-Lippe an der von der ABDA geplanten bundesweiten Kampagne für ein Rx-Versandhandelsverbot beteiligen werde. Denn nach dem EuGH-Urteil bestehe eine akute Gefahr für das flächendeckende Apothekennetz in allen Regionen Deutschlands. „Viele kleinere der rund 2000 Apotheken in Westfalen-Lippe haben heute schon keinen wirtschaftlichen Spielraum mehr“, erklärte Michels. „Sie bieten allerdings ein Vollsortiment, beraten, stellen patientenindividuelle Arzneimittel her, leisten Nacht- und Notdienste. Wenn Versandhändler sich die Rosinen rauspicken dürfen, werden Apotheken und letztlich die Patienten die Folgen ausbaden müssen.“
Ärzte unterstützen Forderung nach Rx-Versandverbot
Auch der Präsident der
Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, sieht die Gefahren für die Apotheken und Patienten. Er hat sich daher ebenfalls für ein Arzneimittel-Versandhandelsverbot ausgesprochen und sein Bundesland zur Beteiligung an der bayerischen Bundesratsinitiative aufgefordert.
Die Apotheken im Land haben nach Ansicht des Kammerpräsidenten bei der Medikamentenversorgung der Patienten „eine wichtige informative und aufklärende Funktion“ und trügen so auch zur sicheren Anwendung von Arzneimitteln ihrer Kunden bei. Zudem sei auch das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und dem Apotheker vor Ort von Bedeutung.
Windhorst: „All dies fällt bei dem Apothekenversandhandel weg. Durch die Rabatte können Versandapotheken den einheimischen Apotheker unterbieten und sind so die Gewinner und Nutznießer des offenen Marktsystems.“ Es sei grundsätzlich gut, wenn sich der Markt öffne, räumt er ein. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass es einseitig einen Gewinner, auf der anderen Seite aber mehrere Verlierer, nämlich die Patienten und die Apotheken vor Ort, gebe.
2 Kommentare
Vertrauen
von Christian Giese am 24.10.2016 um 14:18 Uhr
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Kommunikation
von Dr Schweikert-Wehner am 24.10.2016 um 11:02 Uhr
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