Sehr geehrter Kollege Winnat,
in der „Ärzte Zeitung“ vom 21. Oktober haben Sie das EuGH-Urteil zur Arzneimittelpreisbindung für ausländische Versender genüsslich kommentiert. Dass Sie das Urteil für nicht so schlimm halten wie die allermeisten Apotheker, ihre gesamte Standesvertretung und viele Gesundheitspolitiker – immerhin titeln Sie „auch davon geht die Apotheker-Welt nicht unter“ – geschenkt. Ihre Leser, die Ärzte, betrifft es ja nicht. Und das Thema bietet halt auch eine so schöne Gelegenheit, den Apothekern mehr oder weniger subtil eine einzuschenken: „Ein Päckchen Papiertaschentücher, eine Handvoll Hustenbonbons oder zur Weihnachtszeit einen Taschenkalender in billigem Plastik: Apotheker müssen sich mit Zugaben zurückhalten.“ Das ist so ein Beispiel für einen Satz, in dem die Geringschätzung des „Bruder-Berufs“ höchstens leidlich kaschiert ist. Oder: „Wo keine Ärzte sind, macht keiner eine Apotheke auf.“ Das schmeichelt der Leserschaft, nicht wahr? Oder der hier über Apotheken auf dem Land: „die letzte Offizin hinter dem Landtechnikhandel links“. (Ob da der Landarzt von der schwäbischen Alb oder aus der Mecklenburger Seenplatte, der keinen Nachfolger findet, wirklich schmunzeln kann?)
Lieber Herr Winnat, ich hoffe aufrichtig, dass Ihnen Ihr sarkastischer Spott nicht im Halse steckenbleibt, wenn ausländische Kapitalgesellschaften entdecken, dass auch ärztliche Gebührenordnungen nichts anderes sind als gesetzliche Preisregelungen – und diese europarechtlich kippen. DrEd würde sich selber bestimmt mehr zutrauen als die Ausstellung von Rezepten für die Antibaby-Pille, wenn man ihn ließe. Ach, das geht nicht, sagen Sie, weil die Regierung ja ganz aktuell die „Fernbehandlung“ untersagen will? Ja sehen sie, viele Gesundheitspolitiker würden gerne den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel verbieten – ein Vorhaben, für das Sie nur Spott übrig haben. Aber warum sollen sich nicht auch Ärzte „sportlich dem Wettbewerb stellen“ wie Sie es den Apotheken empfehlen?
9 Kommentare
Ist sie aber nicht
von Eva K am 31.10.2016 um 16:53 Uhr
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Dr. Wessingers Antwort
von Barbara von Dirke am 28.10.2016 um 14:42 Uhr
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Gehässigkeit
von Dr.med. (!!) Ruppert Manneck am 28.10.2016 um 9:22 Uhr
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Paul Unschuld
von Moritz am 28.10.2016 um 9:07 Uhr
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Sehr gute Antwort
von Dr. Berthold Pohl am 27.10.2016 um 22:32 Uhr
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Antwort auf "Ärzteneid?"
von Jürgen Leikert am 27.10.2016 um 21:12 Uhr
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DANKE !
von Dr. Ralf Schabik am 27.10.2016 um 20:00 Uhr
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EuGH-Urteil; kommentar in der Ärzte Zeitung
von Uwe Hüsgen am 27.10.2016 um 19:06 Uhr
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Haut dem Springer auf die Finger
von Tobias Schmidt am 27.10.2016 um 15:33 Uhr
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