Strafprozess in Hamburg

Betrug mit 1A-Pharma-Arzneimitteln

Berlin - 01.11.2016, 12:10 Uhr

Betrüger machten Geschäfte mit günstigen Arzneimitteln für Afrika, die dort jedoch nie ankamen. Nun stehen sie vor Gericht. (Foto: africa / Fotolia)

Betrüger machten Geschäfte mit günstigen Arzneimitteln für Afrika, die dort jedoch nie ankamen. Nun stehen sie vor Gericht. (Foto: africa / Fotolia)


In Hamburg hat am gestrigen Montag ein Prozess gegen neun Angeklagte begonnen, die Arzneimittel der Firma 1A-Pharma in den Süden Afrikas verschoben haben sollen – um sie am Ende gewinnbringend in Form illegaler Reimporte wieder in Europa auf den Markt zu bringen.

Sechs Männer und drei Frauen im Alter zwischen 38 und 69 Jahren stehen seit dem 31. Oktober vor dem Hamburger Landgericht. Sie sollen sich des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs schuldig gemacht haben und zudem gegen das Arzneimittel- und das Markengesetz verstoßen haben.

Konkret wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vor, in der Zeit von Juli 2013 bis November 2014 im arbeitsteiligen Zusammenwirken systematisch den illegalen Reimport von für den afrikanischen Markt bestimmten und dorthin gelieferten Arzneimitteln in den europäischen Wirtschaftsraum betrieben zu haben. Dabei hatten sie in anderen Ländern weitere Mittäter, die teilweise nun dort verfolgt werden, und konnten auf ein umfangreiches Firmengeflecht zurückgreifen. 99 Seiten umfasst die Anklage.

Sambische Polizeihospitäler und Health-Shops

Es war offenbar ein weitgespanntes Netz: Die Angeklagten sollen die Arzneimittel in großem Stil beim Hersteller 1A Pharma gekauft haben. Und zwar zu einem besonders günstigen Preis, da sie ja nicht für den hiesigen Markt bestimmt sein sollten. Vielmehr hatte man erklärt, die Medikamente sollten nach Sambia. Polizeihospitäler, die dort speziell Polizisten und ihre Angehörigen versorgen, sollten Abnehmer sein, ebenso sogenannte „Health-Shops“. Über Südafrika sollten die Arzneien nach Sambia gelangen. Doch dieses Ziel erreichten sie überwiegend nicht, so eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft. Stattdessen wanderten sie wieder zurück nach Deutschland und andere europäische Länder. Dort waren sie zwar  aufgrund markenrechtlicher und arzneimittelrechtlicher Bestimmungen nicht mehr legal vertriebsfähig. Doch die Täter fanden einen gutgläubigen Pharmahändler in Hamburg der ihnen die Ware abnahm. Laut Anklage ging es um Arzneimittel  mit einem Gesamtvolumen von zirka 13,6 Millionen Euro netto.

„Pate“ des weltweiten Betrugsgeflechts soll nach einem Bericht der „Welt“ ein Hamburger Pharmagroßhändler gewesen sein, der allerdings vor mehr zwei Jahren gestorben ist und nicht mehr belangt werden kann. Die nun angeklagten Personen seien ehemalige Angestellte und „Geschäftsfreunde“.

Aufgeflogen sind die Angeklagten durch einen Tipp der Kriminalpolizei in Antwerpen an ihre deutschen Kollegen. Einer der Angeklagten agierte von dort aus. 2014 nahm die Staatsanwaltschaft Hamburg den Fall auf. Der Prozess wird sich noch eine Weile hinziehen. Derzeit sind bis Mitte Februar Verhandlungstermine anberaumt.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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4 Kommentare

schon wieder Phoenix?

von Karl Friedrich Müller am 03.11.2016 um 17:25 Uhr

warum ist Phoenix immer bei solchen Meldungen mit involviert?

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AW: schon wieder Phoenix

von Franco Cantarela am 22.01.2020 um 16:53 Uhr

Weil dort die Einkaufsabteilung systematisch am sog grauen Markt über Zwischenhändler einkauft um ihren Profit zu steigern. Minderwertige Qualität, Umverpackte Ware, Klinikware, Betrugsware wird billigend in Kauf genommen. Man schirmt sich durch Verträge mit den Zwischenhändlern ab und weist anschliessend jede Verantwortung von sich.

Grüsse

Franco Cantarella
ehem. Phoenix-Einkäufer

Zukunftssicherung

von Marco Biewald am 02.11.2016 um 10:58 Uhr

das ist doch mal innovativ

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Betrug mit Arzneimittel

von Heiko Barz am 01.11.2016 um 13:26 Uhr

Natürlich ist das eine Katastrophe, aber unsere Sicherheitssysteme können nicht Überall kontrollieren und illegale Machenschaften werden durch die "Globalität" noch umfangreicher und unübersichtlicher.
Unsere Freizügigkeiten werden deshalb noch schmerzliche Ergebnisse in Zukunft bringen.
Diese Fakten gehören aber längst veröffentlicht!

Jetzt ist es natürlich für die geifernden Medien zu vordergründig, das als Grund für ein Verbot von RX-Versand zu bringen.
Warum konnte so etwas, wie auch der Mängelkanon von Verstössen im Bereich der "Versender" dokumentiert durch die Apo-kammer Niedersachsen, nicht schon längst medial wirksam in die Öffentlichkeit getragen werfen?

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