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Der Polio-Monoimpfstoff IPV-Merieux ist derzeit nicht lieferbar. Das teilt das Paul-Ehrlich-Institut mit. Als Alternative soll auf Kombinationsimpfstoffe zurückgegriffen werden. Doch auch die sind nur eingeschränkt verfügbar oder, wie die Fünf- und Sechsfachimpfstoffe mit Poliokomponente, nicht für Erwachsene oder ältere Kinder geeignet.
Ab Januar 2017 soll der Polio-Impfstoff IPV-Merieux wieder lieferbar sein. Der Monoimpfstoff gegen Polio findet sich seit 1. November auf der Liste der nicht-lieferbaren Impfstoffe des Paul-Ehrlich-Instituts. Schuld am Engpass sind mehrere Faktoren, erklärte eine PEI-Sprecherin gegenüber DAZ.online. Unter anderem die gestiegene weltweite Nachfrage, die durch groß angelegte Impfprogramme, aber auch durch die Nichtlieferbarkeit anderer Vakzine verursacht wird.
Gleichzeitig mit dem Lieferengpass für einen bestimmten Impfstoff veröffentlicht die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut auch immer eine Handlungsempfehlung. In diesem Fall lautet diese: Es soll auf die Kombinationsimpfstoffe zurückgegriffen werden. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn auch die sind zum großen Teil nicht lieferbar oder – im Falle der Fünf- und Sechsfachimpfstoffe – nur für Säuglinge bzw. Kleinkinder geeignet. Letzteres liegt an der höheren Dosis Diphtherie-Antigen, die in diesen Impfstoffen enthalten ist – gekennzeichnet durch ein großes „D“.
„Eine Auffrischimpfung kann auch mal warten"
Der einzige derzeit lieferbare Kombinationsimpfstoff für ältere Kinder und Erwachsene ist Revaxis, ein Td-IPV-Impfstoff. Er enthält also Tetanus-, Diphtherie- (kleines „d“ für niedrigere Dosis) und inaktiviertes Poliomyelitisvirus-Antigen. Revaxis ist zugelassen ab einem Alter von fünf Jahren und laut Fachinfo nicht zur Erstimmunisierung geeignet. Die beiden Kombiimpfstoffe mit zusätzlicher Pertussiskomponente (Tdap-IPV), Boostrix Polio und Repevax, fehlen derzeit auch. Boostrix Polio soll je nach Packungseinheit Ende November 2016 (10er) beziehungsweise Januar 2017 (1er) wieder verfügbar sein.
Einen echten Versorgungsengpass sieht das PEI derzeit nicht, zumal der Mono-Impftstoff ja in zwei Monaten wieder zu haben sei. Eine anstehende Auffrischimpfung könne bei vollständiger Grundimmunisierung problemlos zwei Monate warten, heißt es. Unzulässig große Impfstoffabstände gibt es nämlich nicht. Jede Impfung zählt. Für verschobene Impfungen rät die STIKO zur Sicherheit zu einem Recall-System.
STIKO empfiehlt Priorisierung
Ist ein dringend erforderlicher Impfstoff nicht verfügbar, zum Beispiel für bisher ungeimpfte Personen, sollen verfügbare Impfstoffe mit vergleichbarem Antigengehalt verwendet werden, rät die STIKO. Auch wenn diese unter Umständen für den speziellen Fall nicht zugelassen sind. Der Patient ist dann entsprechend aufzuklären. Zudem wird empfohlen, sich in mehreren Apotheken zu erkundigen, ob der benötigte Impfstoff zu bekommen ist.
Besteht die Möglichkeit zur Priorisierung sollten bisher Ungeimpfte zuerst geimpft werden, danach Personen, die mit Risikopersonen, also Menschen die sich nicht impfen lassen können, in einem Haushalt leben, die sogenannte Kokonstrategie. Erst dann sind Auffrischimpfungen dran, und zwar Vorschulkinder, vor Jugendlichen und Erwachsenen.
Das Impfschema der STIKO
Als grundimmunisiert gilt, wer bis zu einem Alter von 14 Monaten vier Impfungen mit Poliokomponente erhalten hat – meist verabreicht in Kombination unter anderen mit Tetanus-, Diphterie- und Keuchhusten-Impfstoffen. Die erste Impfdosis wird dann ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat gegeben, die zweite Dosis mit dem vollendeten dritten Lebensmonat, die dritte Dosis ab dem vollendeten vierten Lebensmonat und die vierte am Ende des ersten Lebensjahres (11. bis 14. Lebensmonat). Wird der monovalente Impfstoff verwendet, kann die zweite Dosis entfallen. Im Alter von neun bis 17 Jahren wird dann eine Auffrischimpfung empfohlen.
Wer nicht im Säuglings- und Kleinkindalter grundimmunisiert wurde, erhält (bei Verfügbarkeit) in der Regel einen IPV-Einzelimpfstoff. Boostrix-Polio und Repevax haben aber auch eine Zulassung für die Erstimmunisierung ab 40 bzw. 12 Jahren. Die Grundimmunisierung erfolgt dann nach Angabe des Herstellers.
Bei vollständiger Grundimmunisierung und einer Auffrischimpfung gilt man als vollständig immunisiert. Eine routinemäßige Auffrischung im Erwachsenenalter wird nicht mehr empfohlen. Lediglich vor Reisen in Endemiegebiete oder im Rahmen einer beruflichen Exposition soll, wenn die letzte Impfung mehr als zehn Jahre zurückliegt, noch einmal geimpft werden.
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