Neues Regierungsprogramm

Indonesien kämpft gegen Genitalverstümmelung

Tapos - 09.11.2016, 13:30 Uhr

Nicht nur Amnesty macht mobil: Die indonesische Regierung setzt ein neues Programm gegen die noch weit verbreitete Genitalverstümmelung auf. (Foto: dpa / picture alliance)

Nicht nur Amnesty macht mobil: Die indonesische Regierung setzt ein neues Programm gegen die noch weit verbreitete Genitalverstümmelung auf. (Foto: dpa / picture alliance)


Islamische Verbände machen Druck

2006 hatte die Regierung zum ersten Mal ein Verbot ausgesprochen. Auf Druck von islamischen Organisationen nahm sie es vier Jahre später jedoch wieder zurück und veröffentlichte stattdessen eine Anleitung, wie medizinisches Fachpersonal die Eingriffe durchzuführen habe.

Nach Angaben der Frauenrechtsorganisation „Terre des femmes“ sah die Anleitung vor, die Klitorisvorhaut einzuritzen, ohne die Klitoris selbst zu verletzen. 2014 wurde die Empfehlung zurückgezogen. Wer Eingriffe durchführt, muss keine Strafen fürchten. Laut „Terre des femmes“ ist in Indonesien das Reiben, Brennen und Einritzen der Klitoris verbreitet, teils werde auch Gewebe entfernt.

Nurlela Nurani, eine 26 Jahre alte Hebamme, berichtet, dass zumindest die schlimmsten Formen von Genitalverstümmelung in ihrer Region nicht mehr vorkämen. Sie arbeitet in einer Geburtsklinik in Tapos, nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Das Personal in ihrem Krankenhaus beschneidet keine Mädchen mehr. „Wir übernehmen nur die Wundreinigung, nicht das Schneiden selbst“, sagt sie.

Schwerer Kampf gegen das Brauchtum

Weltweit sinkt zwar der Anteil genitalverstümmelter Mädchen – hatten 1981 noch 51 Prozent der 15- bis 19-Jährigen Genitalverstümmelung erlitten, sind es laut UN derzeit noch 37 Prozent. Wie sich die Situation in Indonesien entwickelt, ist derzeit mit Zahlen jedoch nicht zu belegen. 

Wara P. Osing, Leiter der Abteilung für die Förderung der sexuellen Gesundheit im Gesundheitsministerium, ist dennoch überzeugt, dass immer weniger Familien ihre Töchter beschneiden lassen. Die Erkenntnis, dass es sich dabei um eine Form von Gewalt gegen Kinder handele, setze sich zunehmend durch, sagt er. Den Kampf gegen die Genitalverstümmelung könne sein Ministerium aber nicht allein gewinnen. „Denn das Problem wurzelt in Traditionen und religiösem Brauchtum, die seit Generationen weitergegeben worden sind.“



dpa / DAZ.online
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