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Innovationsfonds-Millionen
Barmer startet Polypharmazie-Projekt ohne Apotheker
Die Barmer GEK freut sich über die Förderung eines
AMTS-Projekts aus dem Innovationsfonds: In Westfalen-Lippe sollen Barmer-Versicherte,
die mindestens fünf Arzneimittel benötigen, von einer digitalen Zusammenführung
ihrer Medikation profitieren. Auf eine Kooperation mit Apotheken verzichten Kasse und Ärzte.
Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), mehreren Universitäten und medizinischen Fachgesellschaften startet die Barmer GEK ein Projekt mit dem Namen AdAM („Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungsmanagement“). Es widmet sich der Polypharmazie und den durch die Komplexität der Therapie entstehenden vermeidbaren Risiken der Behandlung. Denn Fakt ist: Ein Hausarzt hat es derzeit schwer, den Überblick zu behalten, wenn ein Patient mehrere Arzneimittel einnimmt. Und dem Patienten geht es nicht besser.
Doch mit AdAM soll alles übersichtlicher und damit besser werden. „Weniger unerwünschte Arzneimittelwirkungen, weniger Krankenhauseinweisungen, weniger Todesfälle, in erster Linie profitiert der Patient vom AdAM-Projekt“, erklärte Thomas Müller, Geschäftsführer Zentralstab Unternehmensentwicklung und -steuerung bei der KVWL, bei der Vorstellung des Projekts am heutigen Dienstag.
Starthilfe bekommt AdAM vom Innovationsfonds: 16 Millionen Euro sollen in den kommenden drei Jahren fließen. Ende 2019 soll das Projekt abgeschlossen sein. Erklärtes Ziel ist, es nach der Evaluation in die Regelversorgung zu überführen.
„Enormes Wirtschaftlichkeitspotzenzial”
Dr. Mani Rafii, Vorstand der Barmer GEK, ist überzeugt, dass AdAM das Potenzial hat, multimorbide Patienten in ganz Deutschland vor Medikationsfehlern zu schützen und besser zu versorgen. Und nicht nur das: Die Barmer will auch Wirtschaftlichkeitspotenziale heben. Wenn inadäquate Verordnungen vermieden werden können, könnten bis zu 20 Prozent eingespart werden, sagt Rafii. „Bei einer Überführung in die Regelversorgung lassen sich bei allen gesetzlichen Krankenkassen bis zu 2,75 Milliarden Euro einsparen“, prognostiziert der Barmer-Vorstand. Das sind Mittel, die man für die Finanzierung verwenden kann.
Teilnehmende Ärzte bekommen pro Patient 80 Euro im Jahr für ihren Einsatz. Es können nochmal 40 Euro pro Jahr dazu kommen, wenn sie ein innerärztliches Konsil vornehmen, sich also mit ihren Kollegen absprechen. Laut Thomas Müller sollen rund 1400 Ärzte und 35.000 Patienten eingebunden werden.
Wie funktioniert AdAM?
Nachdem der Patient zur Teilnahme am Projekt eingewilligt hat, bekommt der Hausarzt von der Krankenkasse eine Liste über die verordneten Arzneimittel und behandlungsrelevante medizinische Informationen. Die Arzneimittel des Patienten gehen in dessen Medikationsplan ein, der auch die vom Patienten angegebene Selbstmedikation enthält. Dieser Überblick über die Gesamtmedikation, die auch Verordnungen aus dem stationären Bereich enthält, soll es dem Arzt ermöglichen, gefährliche Wechselwirkungen zu erkennen. Auch der Patient erhält über ein Portal Einblick in seine Gesamtmedikation. Weitere Projektelemente sorgen für eine automatische und patientenspezifische Information des Hausarztes bei neu beschriebenen Risiken von Arzneimitteln und der stationären Aufnahme seiner Patienten in ein Krankenhaus. Auch Sprachbarrieren bei Patienten mit Migrationshintergrund soll Rechnung getragen werden.
Kein Platz für Apotheker
Apotheken bleiben bei dem Projekt außen vor. Rafii betonte zwar, dass Apotheker nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. Doch auch sie hätten nicht alle Informationen zu rezeptfreien Arzneimitteln, weil Patienten schließlich in unterschiedlichen Apotheken einkauften. Und so müssen die Ärzte jetzt erst einmal auf die Angaben der Patienten zu ihrer Selbstmedikation vertrauen.
2 Kommentare
Oberwienig
von Dr Schweikert-Wehner am 07.12.2016 um 10:47 Uhr
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alle Verordnungen?
von Peter Bauer am 06.12.2016 um 17:16 Uhr
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