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Das lag unterm Weihnachtsbaum bei Apothekers: ein riesengroßes Sorgenpaket, Absender EuGH. Mit Empfehlungsschreiben von SPD-Lauterbach, SPD-Dittmar, AOK-Litsch, BKK-Knieps, DocMo und so manch anderem. Und dann brachte das Christkindchen noch ein kleines, feines, glitzerndes Päckchen, Absender Gröhe, Aufschrift Rx-Versandverbot. Das Päckchen ließ sich allerdings nicht öffnen. Schöne Bescherung!
19. Dezember 2016
Die Prognosen für das Rx-Versandverbot fühlen sich an wie Blütenblättchen-Zupfen: Es kommt, es kommt nicht, es kommt, es… Jetzt hat sogar der einzige Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs von der CDU, in einem Interview im Berliner „Tagesspiegel“ gesagt, dass er ein Versandverbot eher kritisch sehe. Er glaube nicht, dass es eine wasserfeste Lösung sei, es passe nicht zu Veränderungen im Zuge der Digitalisierung. Was hat ein Versandverbot mit der Digitalisierung zu tun? Na sowas, mein liebes Tagebuch, ausgerechnet der Apotheker im Bundestag fällt bei diesem Thema seinen Kolleginnen und Kollegen in den Rücken und zeigt sich skeptisch. Stimmt nicht gerade zuversichtlich, oder?
Währenddessen lässt SPD-Lauterbach keine Gelegenheit aus, gegen ein Versandverbot zu wettern. Gleichzeitig fordert er eine Reform des Apothekerhonorars, z. B. ein Extrahonorar, wenn Apotheken eine Beratungskabine einrichten oder über Wechselwirkungen beraten. Wie süß. Aber total weltfremd! Wo man doch weiß, mein liebes Tagebuch, dass er dafür in seiner eigenen Partei nie eine Mehrheit bekommen würde! Außerdem: Erst kommt mal das Gutachten des Wirtschaftsministeriums zum Honorar – und dann sehen wir weiter. So isses.
20. Dezember 2016
Ein weiterer interessanter Ansatz – statt Rx-Versandverbot: Weil ausländische Versandapotheken mit ihren Rx-Boni gegen den GKV-Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung verstoßen, haben sie keinen Anspruch auf die Erstattung der gesetzlichen Herstellerrabatte. Davon ist jedenfalls der Arzneiimporteur Kohlpharma überzeugt und klagt daher vor Gericht. Gut, dass diese Frage mal vor den Richter kommt, das baut Druck auf. Und wer weiß, vielleicht bekommt Kohlpharma sogar Recht.
Verständnis für Apothekers Sorgen wegen des EuGH-Urteils hat sie zwar, aber ein Rx-Versandverbot hält sie dennoch nicht für die richtige Lösung: Sabine Dittmar, SPD-Gesundheitspolitikerin, nicht ganz auf Lauterbachs Linie, aber ein bisschen. Sie ist Bedenkenträgerin, sie glaubt nicht, dass ein derartiges Verbot rechtssicher durchsetzbar sei. Mein liebes Tagebuch, glauben heißt nicht wissen, deshalb: Lasst es uns doch einfach mal versuchen, Frau Dittmar. Denn die von Ihnen favorisierte „Neustrukturierung der Honorarreform“ ist da keineswegs zielführender.
Ein starkes Signal soll sie werden, die Unterschriften-Kampagne der ABDA. Die Apotheken sollen ihre Kunden bitten „für die Zukunft der Arzneimittelversorgung in Deutschland zu unterschreiben“. Worum es dabei genau geht, erschließt sich dem Durchschnittskunden der Apotheke nicht. Wenn er sich das Flugblatt durchliest, dann erfährt er, dass „internationale Versandhändler“ (ist das Amazon, ist das Zalando?) irgendwelche Rosinen (mag eh nicht jeder) aus unserem System picken wollen. Und warum genau gefährdet das alles unsere Apotheken vor Ort? Warum können die Apotheken dann keine Notdienste mehr machen, keine Rezepturen für kranke Kinder (ganz schlimm!) und Schwangere und Senioren nicht mehr beraten (na sowas!)? Mein liebes Tagebuch, um für das alles eine Unterschrift zu bekommen, muss sich der Apotheker erstmal den Mund fusselig reden. Bis März soll die Aktion laufen, also bis März 2017, nicht 2018! Obwohl, wenn dann 2018 das Gutachten zur Honorarreform kommt, wäre es nicht schlecht, wenn wir noch ein paar Unterschriften mehr hätten…
21. Dezember 2016
Hat das Karl Lauterbach, der die kleinen empfindlichen Pflänzlein Versandapotheken so schützenswert findet, schon gehört? Ein Scheich der saudischen Königsfamilie will das Pflänzlein ZurRose/DocMorris mit der Geld-Gießkanne bewässern, auf dass es wachse und gedeihe! Na, da muss sich Karlchen nun wirklich nicht mehr um das Wohlergehen der ausländischen Versender kümmern, die sind dann doch bestens betreut! Oder möchte er weiterhin den Steigbügelhalter für saudisch-schweizerische Firmen geben?
Noch so einer, der sich als Unterstützer von Versendern outet: Martin Litsch vom AOK-Bundesverband. Auch er hält so gar nichts von einem Rx-Versandverbot, das sei ein Schutzzaun für Apotheker. Er will viel lieber ein Wirtschaftsförderungsprogramm für Arzneiversender. Ihm schwebt das Höchstpreismodell vor. Außerdem gehörten Rx-Boni sowieso nicht dem einzelnen Patienten, sondern stünden den Kassen zu und deswegen liegt es doch auf der Hand, wenn die Kassen mit DocMorris und Co. Verträge abschließen, in denen Bonus-Systeme für die Versicherten sowie die Weiterleitung der Boni an die Kassen geregelt werden. Mein liebes Tagebuch, wie finden wir das denn? Versender sollen mit den Kassen Verträge abschließen. Fehlt dann nur noch, dass die Kassen ihren Versicherten „empfehlen“, sprich sie nötigen, bei den Versendern zu bestellen – und im Gegenzug versprechen sie den Versicherten niedrigere Beiträge? Immerhin sieht Litsch selbst, dass es dafür bislang noch keine gesetzlichen Grundlagen gibt. Und hoffentlich bleibt das auch so!
22. Dezember 2016
Lauterbachs schützenswertes Pflänzlein, der Arzneiversandhandel, hat nur einen Marktanteil von 3 Prozent! Sagt DocMo. Mir kommen die Tränen! Nur 3 Prozent. Ach was, alles Quatsch! Über 40 Prozent aller Deutschen haben bereits schon online Arzneimittel bestellt! Sagt übrigens auch DocMo. Also was nun? Von wegen schützenswert, Herr Lauterbach. Die Leute bestellen auf Teufel komm raus. Aber mal im Ernst, mein liebes Tagebuch, die Zahlen, die da über die Nutzung des Versandhandels durch den vorweihnachtlichen Himmel geistern, sind nicht mehr als Sternschnuppen, verlässlich ist da nichts. Zumal sich die Versender die Zahlen schön rechnen, wie es ihnen gerade passt. Und die Umfragen sind wohl alles andere als repräsentativ. Laufen die Umfragen online, dann erreicht man schon mal eher diejenigen, die eh internetaffin sind; die Wahrscheinlichkeit, dass diese Klientel nicht nur bei Amazon, Otto oder Zalando einkauft, sondern auch mal bei Arzneiversendern, ist weitaus höher als wenn man in die Umfrage auch die Menschen mit einbezieht, die online weniger nutzen. Mein liebes Tagebuch, das kommt auf die Wunschliste fürs nächste Jahr: eine wirklich repräsentative, weitgehend neutrale Umfrage zum Einkauf im Internet.
23. Dezember 2016
Er glaubt, dass das Versandhandelsverbot nicht kommt, dass Vor-Ort-Apotheken durch die Boni der Versender nicht in Bedrängnis kommen, dass das EuGH-Urteil den Apothekern sogar Chancen bietet, dass man über das Mehrbesitzverbot diskutieren sollte: Franz Knieps, früher mal Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, heute Chef des Dachverbands der Betriebskrankenkassen. Ja, ja, mein liebes Tagebuch, wieder so ein kleiner Revoluzzer, der einfach nur etablierte Strukturen zerstören will, ohne sich Gedanken zu machen, was danach kommt. Er fragt sich z. B., ob es richtig ist, dass Apotheker „nur für Verkäufertätigkeiten und Logistiktätigkeiten“ bezahlt werden. Ein Heilberuf könne sich nicht nur über Produkte definieren. Gerne, darüber können wir gerne mal diskutieren. Das geforderte Verbot des Rx-Versandhandels hält Knieps „für einen schlechten Scherz“, mit Verboten komme man nicht weit. Knieps ist überzeugt, dass der EuGH ein Motor von wirtschaftlichen Freiheiten sei. Na denn, Herr Knieps, dann sollte aber auch der Markt der Krankenversicherer europaweit geöffnet werden. So manche ausländische Krankenkasse könnte vielleicht auch bessere Tarife anbieten als die BKK. Denn wenn man schon anfängt, die Strukturen in unserem Gesundheitswesen infrage zu stellen, dann sollte man nicht punktuell dort herumdoktern, wo es einem gerade passt – dann gehört das gesamte System auf den Prüfstand.
24. Dezember 2016
Frohe Weihnachten! Während die meisten Menschen an diesem Abend Weihnachten feierten, sich über ein feines Weihnachtsessen freuten und sich unterm Baum beschenkten, haben auch in dieser Nacht haben wieder rund 2000 Apotheken in Deutschland die Arzneimittelversorgung sichergestellt. Sie haben den Menschen geholfen, ihre Erkältungssymptome zu lindern, Schmerzen zu beseitigen, Magen-Darm-Probleme zu lösen. Oder den Rat gegeben, rasch eine Notfallambulanz aufzusuchen. Danke für den Einsatz! Die Betriebe der ausländischen Versender hatten keine Nacht-und Notdienste, sie haben keinen Beitrag zur dringenden Arzneimittelversorgung geleistet. So sieht’s aus!
11 Kommentare
"Wir machens´für DocMo !"
von Christian Giese am 26.12.2016 um 16:47 Uhr
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Warum nicht jetzt (parallel per E-Mail....)
von Gunnar Müller, Detmold am 26.12.2016 um 15:20 Uhr
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AW: Warum nicht jetzt (parallel per E-Mail oder ...
von Christian Timme am 26.12.2016 um 17:32 Uhr
So langsam
von Christiane Patzelt am 25.12.2016 um 19:48 Uhr
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Knieps Ziel
von Reinhard Rodiger am 25.12.2016 um 13:07 Uhr
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Da haben wir es wieder; Die Sache mit dem Glauben und Wissen
von Bernd Jas am 25.12.2016 um 12:59 Uhr
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Notdienst
von Christiane Karge am 25.12.2016 um 11:29 Uhr
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AW: Notdienst
von Bernd Jas am 25.12.2016 um 13:33 Uhr
Fragen kostet ja nichts?
von Christian Timme am 25.12.2016 um 11:21 Uhr
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25.12.
von Christian Giese am 25.12.2016 um 9:28 Uhr
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AW: Danke, 'Apotheke' ......
von Gunnar Müller, Detmold am 25.12.2016 um 10:53 Uhr
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