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Lancet-Studie
Ebola-Impfstoff womöglich bald auf dem Markt?
Während der Ebola-Epidemie in Westafrika starteten einige große Impfstudien. Nur eine wurde beendet: Die Vakzine erwies sich als zuverlässig und sicher, wie die Resultate zeigen. Nun sei man dem gefährlichen Erreger nicht mehr schutzlos ausgeliefert, betont die WHO.
Die bislang einzige große Studie eines Ebola-Impfstoffs am Menschen belegt einen zuverlässigen Schutz vor dem gefährlichen Virus bei guter Verträglichkeit. Das zeigen die im Fachblatt „The Lancet“ vorgestellten Ergebnisse der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geleiteten Zulassungsstudie (Phase III) in Guinea. Die Forscher hatten die Vakzine ab 2015 gegen Ende des verheerenden Ausbruchs getestet. „Diese überzeugenden Ergebnisse kommen zwar zu spät für diejenigen, die während der Ebola-Epidemie in Westafrika ihr Leben verloren haben“, erklärte Studienleiterin Marie-Paule Kieny von der WHO. „Aber sie zeigen, dass wir bei der nächsten Ebola-Epidemie nicht mehr schutzlos sein werden.“
Das Ebola-Virus war 1976 in Afrika entdeckt worden. Der schlimmste bekannte Ausbruch betraf Guinea, Sierra Leone und Liberia von Ende 2013 bis 2016. Damals wurden mehr als 11.300 Tote registriert. Gegen Ende der Epidemie testeten die WHO, die Regierung von Guinea und internationale Partner ab 2015 den Impfstoff am Menschen. Das Präparat rVSV-ZEBOV, das einmal in die Schultermuskulatur injiziert wurde, beruht auf einem Virus, das ein Glycoprotein des Ebola-Typs Zaire trägt, der in Westafrika zirkulierte.
Die Wirksamkeit solcher Mittel lässt sich naturgemäß nur während Epidemien prüfen. Andere Impfstudien, die während des Ausbruchs starteten, wurden wegen der sinkenden Infiziertenzahlen nicht beendet. „Ein verheerender Ebola-Ausbruch ist eindeutig nicht die ideale Situation für eine Impfstudie», schreibt das Team in „The Lancet“.
Nach 40 Jahren wirksame Impfung gegen Ebola
„Das Gesundheitssystem in Guinea war überlastet, die Teilnehmer hatten Sorge wegen eines von Ausländern hergestellten Impfstoff-Kandidaten und die Helferteams gegen Ebola sahen sich Sicherheitsproblemen ausgesetzt.“
Weil sich schon zu Beginn des Versuchs mit dem Namen „Ebola ça Suffit!“ („Ebola es reicht!“) nur noch wenige Menschen infizierten, wählten die Organisatoren das Prinzip der Ringimpfung: Nach einem bestätigten Ebola-Fall impften sie die Kontaktpersonen des Patienten sowie auch deren Kontakte.
Von jenen 5837 Menschen, die den Impfstoff erhielten, erkrankte nach Ablauf von zehn Tagen niemand mehr an Ebola. In einer erst später geimpften Vergleichsgruppe traten dagegen 23 Fälle auf. Die Impfung sei sehr wirksam, sagte Leiterin Kieny auf einer Pressekonferenz. Der US-Hersteller Merck werde die Zulassung des Impfstoffs in den USA und Europa im Jahr 2017 beantragen.
Insgesamt wurde der Impfstoff recht gut vertragen. Zwar entwickelten fast 54 Prozent der Geimpften Nebenwirkungen, doch sie hatten überwiegend leichte Symptome wie Muskelschmerzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Das Team fand kaum schwere Komplikationen, die es auf die Impfung zurückführte: lediglich eine Fieberreaktion, eine Anaphylaxie (allergischer Schock) sowie möglicherweise eine grippeartige Erkrankung. Die drei Patienten erholten sich vollständig.
Noch offen: Wie lange dauert der Schutz an?
In einem „Lancet“-Kommentar schreibt Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston: „Obwohl rVSV-ZEBOV im Rahmen einer Epidemie hochwirksam und sicher zu sein scheint, bleiben noch einige Fragen.“ Dazu zähle insbesondere, wie lange der Schutz andauere. Doch sein Resümee klingt optimistisch: „Nach 40 Jahren scheinen wir nun eine wirksame Ebola-Impfung zu haben, auf die wir aufbauen können.“
Auch Stephan Becker von der Universität Marburg, der an der Studie nicht beteiligt war, spricht von einem großen Fortschritt. „Ich war angesichts der damals nur noch wenigen Ebola-Fälle sehr überrascht, dass überhaupt eine der Studien zum Erfolg geführt hat“, sagt der Virologe. „Es ist wunderbar, dass das noch geklappt hat.“
Allerdings, so schränkt der Experte ein, gelte die Schutzwirkung nicht für alle Ebola-Stämme. Wichtig sei nun, Impfstoffe auch für die anderen Ebola-Varianten und für andere Viren in Phase-I- und Phase-II-Studien, die Sicherheit und Dosierung prüfen, vorzubereiten. So müsse man bei künftigen Epidemien keine Zeit verlieren und könne möglichst schnell die Wirksamkeit überprüfen und die Ausbrüche eindämmen.
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