Zu klein

Apotheken-Räuber nicht ernst genommen

Dortmund - 06.01.2017, 16:30 Uhr

Nach dem Überfall auf eine Apotheke in Dortmund konnte der Täter zunächst fliehen. Dann wurde er durch den Freund einer Kundin der Apotheke gestoppt. (Foto: Brian Jackson / Fotolia)

Nach dem Überfall auf eine Apotheke in Dortmund konnte der Täter zunächst fliehen. Dann wurde er durch den Freund einer Kundin der Apotheke gestoppt. (Foto: Brian Jackson / Fotolia)


Vor dem Landgericht Dortmund läuft derzeit ein Prozess gegen einen Mann, der im November 2015 eine Apotheke in der Dortmunder Innenstadt überfallen hat. Der körperlich klein gewachsene Mann hatte dabei allerdings zunächst ein Problem.

Ein Raubüberfall ist in der Regel eine eher traumatische Erfahrung. Auch Apotheken sind nicht selten das Ziel von Räubern, die neben Geld meist auch hoffen, Medikamente oder gar Betäubungsmittel zu erbeuten. Ein Raubüberfall auf eine Apotheke in der nordrhein-westfälischen Ruhrgebietsmetropole Dortmund am 28. November 2015 allerdings hatte wohl eher komische Komponenten, wie sich beim Prozess gegen den Räuber, der derzeit vor dem Landgericht Dortmund verhandelt wird, zeigt.

Der 43 Jahre alte Mann, der erst wenige Tage vor der Tat aus dem Gefängnis entlassen worden war, war mit einem Küchenmesser bewaffnet in eine Apotheke in der Innenstadt gestürmt. „Überfall! Geld her“, rief der Mann, der wohl reichlich Alkohol und Tabletten konsumiert hatte, laut der Zeugen in der Offizin – allerdings nahm offensichtlich keiner der Anwesenden den körperlich klein gewachsenen Mann ernst.

Geldbörse so hochgehalten, dass der kleine Räuber nicht drankam

„Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie konnte ich nicht glauben, dass er das ernst meint“, zitiert ein Reporter der Ruhr Nachrichten eine Angestellte der Apotheke, die als Zeugin vor Gericht aussagte. Sie habe sich stattdessen einfach umgedreht, als der Mann auf sie zukam, und sei zu ihren Kollegen in den Aufenthaltsraum gegangen.

Auch bei einer Kundin, die bei dem Überfall in der Offizin war, hatte der Mann zunächst wenig Glück. Erst habe sie den Mann weggeschubst, schilderte sie vor Gericht, dann habe sie ihre Geldbörse hoch über den Kopf gehalten, sodass der Mann nicht drankam. Als er ihr dann aber das Messer vorgehalten habe, habe sie gemerkt, dass sie ihm doch besser das Geld geben sollte, erklärte die Zeugin laut dem Reporter.

Freund der beraubten Kundin überwältige den Räuber

Zunächst konnte der Mann fliehen und soll dann laut Anklageschrift nur sieben Minuten später eine Passantin mit dem Küchenmesser bedroht haben. Aus Angst um ihr Leben, so heißt es in der Anklage, habe diese ihm dann aber ihren Geldbeutel und ihr Mobiltelefon übergeben.

Wenig später allerdings endete dann die Flucht des 43-Jährigen. Denn noch in der Nähe der Offizin fing der Freund der Kundin aus der Apotheke, den diese mittlerweile alarmiert hatte, den Apotheken-Räuber ab und überwältigte ihn noch auf der Straße.

Zu seinem Motiv befragt erklärte der Räuber vor Gericht, er habe aus Geldnot, Langeweile und Perspektivlosigkeit gehandelt. Er habe gar nicht aus dem Gefängnis entlassen werden wollen: „Ich wusste überhaupt nicht, wo ich hin soll“, sagte der Mann.

Mit einem Urteil gegen den 43-Jährigen wird im nächsten Prozesstermin am 10. Januar gerechnet.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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