Duftforschung

Capsaicin gegen Tumore

06.01.2017, 13:00 Uhr

Hanns Hatt fand mit seinem Team bereits viele wichtige Riechrezeptoren. (Foto: RUB, Marquard)

Hanns Hatt fand mit seinem Team bereits viele wichtige Riechrezeptoren. (Foto: RUB, Marquard)


Ansatzpunkt Paprika und Chili

Capsaicin, der Inhaltsstoff aus Paprika und Chili, der uns Schärfe vermittelt, gehört zu diesen Vanilloiden, also einer Stoffgruppe, die über eine Vanillylgruppe (4-Hydroxy-3-methoxybenzylgruppe) verfügen. Auf eben diesen reagiert TRPV1, aber auch der Duftstoff Helional, eine zyklische Kohlenwasserstoffverbindung, die den Duft einer frischen Meeresbrise vermittelt, bindet an den Rezeptor. Außerdem reagiert er auf erhöhte Temperatur (was die ähnliche Empfindung von „scharf“ und „heiß“ erklärt) sowie auf endogene Cannabinoide – und er findet sich im menschlichen an vielen Stellen. 

TRPV1 bislang als Ansatzpunkt für Analgetika diskutiert

Pharmazeutisch ist der vor allem Calcium aber auch Natrium, Kalium und Protonen-durchlässige Kanal TRPV1 schon länger als möglicher Ansatzpunkt für Analgetika in der Diskussion, denn er findet sich verstärkt exprimiert in den Zellen freier Nervenendungen und spielt als Schmerzrezeptor eine große Rolle, aber auch als Waffe gegen Hirntumore. Zusätzlich könnte der Transmembranproteinkomplex in Zukunft auch eine Rolle bei der Therapie einer besonders aggressiven Form des Brustkrebses spielen.

Die Forscher  konnten jetzt nachweisen, dass TRPV1 in den Tumorzellen aus Proben von Brustkrebspatienten regelmäßig zu finden ist. Und mehr noch, das Team um Hatt und seine Mitarbeiterin, die promovierten Biologin Lea Weber, konnte zeigen, dass die Aktivierung des Rezeptors mit Capsaicin oder Helional zu einem reduzierten Wachstum und vermehrten Absterben der Brustkrebszellen führte. Zudem waren die überlebenden Zellen nicht mehr in der Lage, sich so schnell zu bewegen wie zuvor.

Die Forscher schließen daraus, dass die so behandelten Zellen im Körper dann schlechter Metastasen bilden könnten. Ihre Ergebnisse veröffentlichte Hatt und Weber jetzt im Fachmagazin „Breast Cancer – Targets an Therapy“



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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