Allensbach-Umfrage

51 Prozent der Deutschen sind für das Rx-Versandverbot

Berlin - 16.01.2017, 17:45 Uhr

Die erste unabhängige, repräsentative Umfrage: Das Allensbach hat knapp 1.500 Menschen nach ihrer Meinung zum Rx-Versandverbot gefragt. (Foto: dpa)

Die erste unabhängige, repräsentative Umfrage: Das Allensbach hat knapp 1.500 Menschen nach ihrer Meinung zum Rx-Versandverbot gefragt. (Foto: dpa)


Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war in den vergangenen Wochen heftig kritisiert worden für seine Pläne, den Rx-Versand zu verbieten. Seine Gegner argumentieren: Wie kann man im Zeitalter der Digitalisierung den Internet-Versandhandel verbieten? Bei den Verbrauchern scheint Gröhes Plan allerdings gar nicht so schlecht anzukommen: 51 Prozent der Deutschen unterstützen das Verbot.

Insbesondere die großen Publikumsmedien hatten Gröhe in den vergangenen Wochen scharf kritisiert. Im Fokus der Äußerungen stand oft, dass der Minister so kurz nach dem EuGH-Urteil zu Rx-Preisbindung den Wünschen der Apothekerlobby nachgekommen sei. Gröhe bleibt aber dabei: In zwei verschiedenen Interviews erklärte er bereits, dass die Apotheke vor Ort vor unangemessener Konkurrenz aus dem Ausland geschützt werden müsse. Auf die Frage, ob er nur alte Strukturen bewahren wolle, sagte Gröhe zu einem Journalisten: „Wenn Ihre Tochter nachts um elf Uhr Magenschmerzen hat, berät Sie die Drohne nicht! Ärzte oder Apotheker können angerufen und Medikamente innerhalb einer Stunde geliefert werden.“

Das Meinungsumfrage-Institut Allensbach hat Gröhes Referentenentwurf zum Rx-Versandverbot nun zum Anlass genommen, die Stimmung zum Versandhandel in der Bevölkerung zu messen. In einer repräsentativen Befragung wollte Allensbach von 1459 Personen wissen: „Um Apotheken in Deutschland vor der Konkurrenz durch Versandapotheken im Ausland zu schützen, die rezeptpflichtige Medikamente oft günstiger anbieten, ist vor Kurzem vorgeschlagen worden, dass Versandapotheken in Zukunft keine rezeptpflichtigen Medikamente mehr verkaufen dürfen. Rezeptpflichtige Medikamente soll man in Zukunft nur noch in Apotheken vor Ort kaufen können. Finden Sie das alles in allem einen guten oder keinen guten Vorschlag?“

Ein Drittel gegen das Verbot, 51 Prozent dafür

Das Resultat der Umfrage ist knapp – aber zugunsten der Apotheker. 51 Prozent der Beteiligten begrüßten Gröhes Pläne. Etwas mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer (34 Prozent) ist dagegen, und 15 Prozent waren unentschieden.

Obwohl das Ergebnis denkbar knapp ist, dürfte sich das Bundesgesundheitsministerium in seinen Plänen bestärkt fühlen. Denn die Allensbach-Umfrage ist die erste repräsentative und unabhängige Umfrage zu diesem Thema, die weder von Versandapotheken noch der ABDA finanziert wurde. Eine Sprecherin des Umfrageinstitutes bestätigte: „Die Frage nach den Versandapotheken war eigenfinanziert, ohne dass es einen speziellen Hintergrund für die Aufnahme in den Fragebogen gab.“

Die Befragung hatte zwischen dem 1. und 15. Dezember stattgefunden und war „face-to-face“, also persönlich durchgeführt worden. Laut Allensbach ist die Antwort auf die Frage „repräsentativ“ für die Bevölkerung ab 16 Jahren. Im Interview mit DAZ.online hatte übrigens auch Michael Hennrich, Arzneimittelexperte der Unionsfraktion im Bundestag, gesagt, dass er das Rx-Versandverbot den Bürgern in seinem Wahlkreis sehr gut erklären könne – und dafür nicht viel Widerstand und Unverständnis ernte.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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12 Kommentare

Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Frank Bünder, Heilpraktiker am 17.01.2017 um 9:02 Uhr

So langsam macht es mir so richtig Spaß hier! Eine lebendige Debatte. So muss es eigentlich sein ;o)

Ich klinke mich jetzt hier aus, meine Patienten warten ...

Zum Schluß aber noch eine Bemerkung zum Allenbachinstitut und zu Frau Noelle-Neumann (Gott hab´sie selig):

Man beachte den Bericht von Ihr in "Der Welt" vom 24. April 2003, der Titel lautet: "Nostradamus und ich"

... und Tschüss.

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traue nie dem Auftraggeber....

von Michael Weigand am 17.01.2017 um 8:29 Uhr

....ach, das waren ja gar nicht die Apotheker. Ach, die FAS ist eigentlich selbst gegen das Versandverbot und trotzdem 51 %. Ich halte diese Zahl nach diesen Vorraussetzungen sogar eher für zu niedrig, da ja die Fragestellung von der FAS vorgegeben wurde.
Und zu Herrn Bünder:
Ich will hier Homöpathie gar nicht in Frage stellen. Richtig ist indes doch, dass gerade die heilberufliche Tätigkeit fast ausschließlich auf Glauben und subjektiven Erfahrungen beruht. Dass Sie aufgrund dieses Weltbildes kein Verständnis für Statistik haben zeigen auch Ihre weiteren Ausführungen.
Das Ergebnis:
1. ist nicht knapp. Die pro und contra Gruppe ist bei 51 zu 34.
2. Sie könnten es auch andersherum formulieren (und die FAS hätte es im umgekehrten Fall genau so gemacht. Leider haben die Zahlen halt nicht gepasst. Nur ein Drittel der Bevölkerung möchte auf den Rx-Versand nicht verzichten.
3. Bei dieser Aussagen "bei 51% dürfte noch..." Ihrerseits zeigen Sie Ihre komplette Ahnungslosigkeit. Nicht das Ergebnis bedingt eine große Abweichung, sondern der Umfang der Umfrage.
4. Aber Sie haben Recht...da ist noch eine gehörige Abweichung beinhaltet, aber in die andere Richtung.
a) die Umfrage nach FAS war bestimmt nicht mit der Einleitung "wollen Sie die Rückführung auf OTC wie in der Mehrheit der EU-Länder oder wollen Sie in Zukunft auf Rezepturen, Notdienste, BTM, persönliche Beratung...verzichten."
b) auch haben meine Kollegen und ich schon oft die Erfahrung gemacht dass eine solche Umfrage wie FAS bei manchen Bürgern die Annahme hervorruft, dass der komplette Versand (auch von OTC) verboten werden soll....das begründet eine zu hohe Zahl von Gegnern von 34%
c) Auch hätte man fragen können, ob man gerne die Boni für befreite Patienten durch das GKV-System mitfinanzieren möchte...auch dies hätte zu einer Abnahme bei 34% geführt.

Bleibt festzuhalten:
1. Die Differenz der beiden Gruppen ist alles andere als knapp.
2. Der Auftraggeber wollte sicher (auch durch die Art der Fragestellung) ein anderes Ergebnis. Damit ist eine Beeinfussung por Verbot auszuschließen, eher das Gegenteil
3. Dass Sie als Heilpraktiker so stark für einen vermeintlich leichteren Bezug von Rx-Medikamenten sind, verwundert auf den ersten Blick, da dies ja nicht Ihrem Heilansatz entsprechen sollte. Verständlich wird dieser Gedanke dahingehend, dass Ihre Antipathie gegen Vor-Ort-Apotheken wohl daher rührt, dass Ihnen die ganzen PTA´s und auch viele Apotheker die Beratung "abnehmen" und das Geschäft versauen. Zumal vielleicht auch schon Kollegen Ihre Therapie in Frage gestellt haben und an einen "richtigen" Arzt verwiesen haben???
4. Sie als Heilpraktiker sollten eigentlich wissen wie gefährlich Dr. Google auch gerade in der Homöopathie ist. Aber klar, wenn die Vor-Ort-Apotheke weg ist, Dr. Google zu kompliziert ist, dann bleibt nur noch Heilpraktiker Bünder übrig. Das nenn ich doch mal geschäftstüchtig.....

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Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Frank Bünder, Heilpraktiker am 16.01.2017 um 19:54 Uhr

Ich habe durch Überspitzung ausgedrückt, dass Statistiken mit Vorsicht zu genießen sind. Dies zu verstehen ist aber offensichtlich nicht Jedem gegeben. Dass es Apothekennotdienste gibt, ist auch mir bekannt. Nur ist die Qualität und Erreichbarkeit nicht überall optimal, etwas vorsichtiger ausgedrückt.
Zum Thema Homöopathie: es heißt Globuli nicht Globulies. Zudem ist nicht jeder Heilpraktiker zum Glück auf die Einzelhomöopathie angewiesen.
Der Heilpraktikerschaft stehen viele Therapien zur Verfügung, ich bitte dies zur Kenntnis zu nehmen. Außerdem kann ich hier schreiben was ich will, auch wenn es Ihnen nicht passt, Herr Thomas Bronkoll!


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AW: Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Christian Becker am 17.01.2017 um 8:39 Uhr

Vielleicht sollten Sie überlegen, warum Ihr überspitzt ausgedrücktes "Statistiken sind mit Vorsicht zu genießen" hier nicht lediglich so verstanden wurde. Mal abgesehen davon, dass es ein Allgemeinplatz ist der insbesondere gerne bemüht wird, wenn das Ergebnis der Statistik einem nicht in den Kram passt (aber auch, wenn etwas Positives rauskommt, das man kaum zu hoffen wagte). Ihr Beitrag fällt von der Formulierung her unter das, was in der "Internetrealität" als "trollen" bezeichnet wird.

Natürlich dürfen Sie hier (fast*) alles schreiben, was Sie wollen. Sie dürfen aber nicht erwarten, dass das ohne Folgen bleibt - dass z.B. andere Diskussionsteilnehmer Sie dafür kritisieren. Wäre Ihr Beitrag nicht so trollmäßig daher gekommen, wären sicher auch die Antworten im Ton weniger aggressiv gewesen.

Sympathiepunkte gibt's für die Richtigstellung des Plurals von Globulus, der unabhängig von der Homöopathie Globuli lautet Ich ärgere mich auch immer, wenn die Leute fragen, ob das Clindamycin (etc.) "das Antibiotika" ist.

AW: Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Christian Becker am 17.01.2017 um 8:51 Uhr

Habe ich doch glatt die Erläuterung vergessen: Natürlich muss es der unten abzuhakenden Netiquette entsprechen und darf nicht strafrechtlich problematische sein.

Denkbar knapp?

von G. Wagner am 16.01.2017 um 19:32 Uhr

Warum ist das Verhältnis 51 % (pro Rx-Verbot) zu 34 % (pro Verandhandel) "denkbar knapp"?

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Staunender DAZ-Leser

von Thomas Brongkoll am 16.01.2017 um 19:12 Uhr

Heilpraktiker erklären die Welt!
Ich glaube, sie sollten, bevor SIe an die Öffentlichkeit treten, Ihre Globulies in Dosierung und Potenz anpassen. Selten hat hier jemand in 10 Zeilen soviel Unsinn zum Besten gegeben.

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AW: Staunender DAZ-Leser

von Frank Bünder, Heilpraktiker am 16.01.2017 um 22:55 Uhr

Als Angehöriger eines staatlich anerkannten und zugelassenen Berufsstandes, welcher Kompetenzen wie kein anderer Medizinalberuf, außer dem Arzt, besitzt, und jährlich über 40 Millionen Patientenkontakte verfügt, lasse ich mich von einem DocMorris Apotheker aus Münster weder auf einen Einzelhomöopathen reduzieren, noch den Mund verbieten. Außerdem verdient Ihre Kaste ganz gut an uns! Wir Heilpraktiker lassen uns nicht länger herumschupsen! Schon gar nicht von "jemandem" wie Ihnen, Herr Brongkoll!

Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Frank Bünder, Heilpraktiker am 16.01.2017 um 18:29 Uhr

Das 51% der "Deutschen" für das Rx - Versandverbot sein sollen, halte ich für Aberwitzig und völlig an der Internetrealität vorbeidiagnostiziert. Und knapp noch dazu; bei 51% dürfte auch noch eine gehörige Fehlerquote zur Abweichung der tatsächlichen Meinung beitragen. Zumal die Mehrheit der "Deutschen" überhaupt keine Kenntnis davon besitzt. Wirklich lachhaft was hier zusammengebastelt und hier der staunenden DAZ - Leserschaft aufgetischt wird. Und noch eine Bemerkung zu Gröhe: Wenn die Tochter Nachts um 23 Uhr Magenschmerzen hat ruft die Mehrheit der "Deutschen" bestimmt nicht den Apotheker an (sowieso Anrufbeantworter eingeschaltet) sondern den Notarzt oder fährt selbst zur nächsten Klinik!

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AW: Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Christian Becker am 16.01.2017 um 19:02 Uhr

"Wenn die Tochter Nachts um 23 Uhr Magenschmerzen hat ruft die Mehrheit der "Deutschen" bestimmt nicht den Apotheker an (sowieso Anrufbeantworter eingeschaltet)..."
Schon mal was von Apothekennotdienst gehört? Vermutlich nicht. Da wird jedoch regelmäßig angerufen und auch beraten.

Statistik ist schwierig und zugegebenermaßen auch nicht meine Stärke. Umfrageinstitute haben aber üblicherweise Mathematiker und andere Spezialisten, die eine Umfrage so planen, dass sie repräsentativ ist.
Dass, wenn man sich im Internet umguckt, deutlich mehr Leute für den Versandhandel mit Rx sind, ist in etwa so, als würde man Autofahrer fragen, ob die KFZ-Steuer gesenkt werden soll.

AW: Allensbachumfrage zum Versandverbot und die Internetrealität ...

von Christian Timme am 17.01.2017 um 0:23 Uhr

Der von Ihnen aufgeführte Begriff der "Internetrealität" und die Aussagen "tatsächliche Meinung" und "Mehrheit der Deutschen" können Sie nur dem Kaffeesatz ihrer morgendlichen Koffeinration entnommen haben. Bitte erstehen Sie bei Amazon ein Fachbuch zum Thema Statistik und wenn Sie damit durch sind, werden Sie nie wieder einen derartigen Beitrag ablassen. Ich habe sehr viel mit Marktforschung zu tun gehabt. Vor 40 Jahren, Jungkontakter bei JWT, fragte ich mal einen Marktforscher nach den "Gewichtungen". Die Antwort, studieren Sie 4 Semester Statistik und dann dürfen sie wiederkommen. Ich habe anschließend Studiert auch Statistik. Da ich in Mainz wohnte hatte ich viele Bekannte aus dem Bereich Publizistik in Mainz. Meine damalige Freundin studierte bei Noelle-Neumann und ich besuchte Sie sogar bei der Praktika in Allensbach am Bodensee. Und dieses Wissen und diese Erfahrungen habe ich nicht beim Kaffeetrinken erworben. Versprochen. Und noch was. Ich würde mir niemals anmaßen den Beruf des Heilpraktikers zu verunglimpfen und wissen Sie warum, weil ich davon null Ahnung habe.

AW: Allensbachumfrage zum Versandverbot

von Anita Peter am 17.01.2017 um 7:33 Uhr

Gerne lade ich Sie mal zu einem Notdienst ein. Sie dürfen dann den Telefondienst übernehmen. Sie werden überrascht sein, was alles auf Sie zukommt. Das ist dann hoffentlich genug Realität für Sie.

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