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Dänemarks Apothekenmarkt ist weiter im Umbruch. Seitdem der Gesetzgeber viele Regeln im Markt vor etwa anderthalb Jahren aufgehoben hat, haben 108 neue Apotheken eröffnet. Der Apothekerverband schwärmt von noch nie da gewesenen Investitionszahlen. Auch die Versorgung habe sich verbessert.
In den vergangenen Jahren war der dänische Apothekenmarkt von Unsicherheit geprägt. Immer wieder gab es politische Kräfte, die eine vollständige Deregulierung des Marktes forderten. Mal war es eine Regierung, die einen Gesetzentwurf zur Aufhebung von Fremd- und Mehrbesitzverbot vorlegte, mal war es die mächtige Drogeriekette Matas, die dafür lobbyiert, auch Arzneimittel verkaufen zu dürfen. Die Folge: Dänemarks Apothekenmarkt stand still. Zwischen den Jahren 2011 und 2014 wurden pro Jahr im Schnitt etwa 80 Millionen Kronen investiert (etwa 10 Millionen Euro). Neue Apotheken gab es so gut wie nie. Dänemark war bei der Apothekendichte abgeschlagenes EU-Schlusslicht.
Mit dem „Apotheken-Modernisierungsgesetz“ versuchte der Gesetzgeber, einen Kompromiss zwischen den Liberalisierungs-Forderungen und den Apothekern zu finden. Apotheken dürfen weiterhin nur von Pharmazeuten eröffnet werden. Das Gesundheitsministerium muss auch weiterhin jede Neueröffnung einzeln genehmigen. Allerdings dürfen Apotheker nun bis zu sieben Filialen besitzen. Die Filialen dürfen maximal 75 Kilometer von der Hauptapotheke entfernt sein. Die Entfernung wird allerdings per Lineal auf der Landkarte gemessen. Es kann also dazu kommen, dass der Besitzer zwischen zwei Filialen Strecken von weit mehr als 150 Kilometern zurücklegen muss. Überraschenderweise wurde in dem Gesetz verankert, dass nicht in allen Filialen immer ein Apotheker anwesend sein muss. Nur in jedem dritten Betrieb des Verbundes muss ein Pharmazeut vor Ort sein.
Zum Jahresbeginn hat der Apothekerverband nun eine Studie dazu herausgegeben, wie sich der Markt seit der Liberalisierung entwickelt hat. Die erste Feststellung: Die 7-Filial-Regel hat zu einem erheblichen Anstieg bei der Apothekenzahl geführt. 108 neue Standorte gibt es bei unseren Nachbarn im Norden. Das entspricht einem Zuwachs von 35 Prozent. Somit steigt die Apothekenzahl in Dänemark derzeit schneller als nach den Komplett-Liberalisierungen in Schweden und Norwegen. In Schweden hob das Parlament im Jahr 2009 sowohl Fremd- als auch Mehrbesitzverbot auf und zerschlug die staatliche Apothekenkette, knapp zwei Jahre danach gab es 34 Prozent mehr Apotheken. In Norwegen wurde bereits 2001 dereguliert, 2003 war die Apothekenzahl um 26 Prozent angestiegen.
Neueröffnungen fast nur rund um die Städte
Und in Dänemark geht der Neueröffnungs-Trend weiter: Laut Apothekerverband sollen in den kommenden drei Monaten weitere zehn Filialen ihre Pforten öffnen. Somit dürfte die Apothekenzahl im Land auf 430 steigen. Der Verband lobt auch die Auswirkungen auf die Landversorgung, wobei diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind. Laut Verband sind 19 Prozent der neuen Standorte mehr als fünf Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt. 33 Prozent der neuen Apotheken sind zwischen 3 und 5 Kilometer vom nächsten Wettbewerber entfernt. Blickt man aber auf die Karte, stellt man schnell fest, dass der Großteil der neuen Apotheken in und rund um die großen dänischen Städte eröffnete. Im traditionell dünn besiedelten Norden, insbesondere an der Nordsee, gab es fast keine Neueröffnungen.
Der Apothekerverband gab auch Investitionszahlen aus dem Apothekenmarkt bekannt. Eine Prognose für das Jahr 2016 habe ergeben, dass mehr als 160 Millionen Kronen in den Markt neu investiert wurden, also umgerechnet etwa 21 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr lagen die Investitionen laut Verband noch bei rund 118 Millionen Kronen. Wo die Gelder genau investiert wurden, schlüsselt der Verband nicht auf. Allerdings hat im vergangenen Jahr eine große Online-Apotheke in Dänemark eröffnet, deren Eröffnung einiges gekostet haben dürfte. Der Rx- und OTC-Versand ist in Dänemark grundsätzlich erlaubt. Die Apotheken nutzen aber fast alle das Bestell- und Verkaufsportal des Apothekerverbandes (Apoteket) und betreiben keine eigenen Versandapotheken.
Längere Öffnungs-, kürzere Wartezeiten
Mit dem Modernisierungsgesetz hob der Gesetzgeber auch viele Regeln bei den Öffnungszeiten auf. Apotheker müssen seit 2015 mindestens 47 Stunden in der Woche geöffnet haben, bei der Verteilung dieser Stunden haben sie nun mehr Freiheiten bekommen. Laut Apothekerverband stieg die Anzahl der Anbieter, die länger als 47 Stunden öffnete, um rund 33 Prozent. Die Anzahl der Apotheker, die am Sonntag ihr Geschäft öffnen, stieg von 2 auf 28. Und auch in den Abendstunden an Wochentagen haben deutlich mehr Apotheken geöffnet als noch zu Beginn des Jahres 2015.
Großen Diskussionsbedarf gab es in Dänemark in den vergangenen Jahren bezüglich der Wartezeiten. Weil es vor der Deregulierung sehr wenige, dafür aber sehr große Apotheken gab, mussten sich die Kunden teilweise gedulden, bis sie bedient wurden. Ende 2008 begann der Apothekerverband mittels Stichproben damit, die durchschnittlichen Wartezeiten in Apotheken zu messen. Den Ergebnissen zufolge mussten sich die Patienten im Jahr 2009 noch zwischen 4 und 5 Minuten gedulden, im Oktober 2016 lag die durchschnittliche Wartezeit zuletzt bei etwa 2 Minuten. Ob diese Entwicklung auf die Deregulierung zurückzuführen ist, darf aber bezweifelt werden. Denn zwischen Oktober 2015 und Juni 2016 war die Wartezeit sogar wieder leicht angestiegen. In einem Statement führt der Apothekerverband die Verkürzung der Wartezeiten auch auf die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitsabläufe zurück.
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