USA und Europa

Wissenschaftler protestieren gegen Trump

Washington - 07.02.2017, 17:55 Uhr

Seine Regierung verbreitet nach Aussage seiner Beraterin Kellyanne Conway „alternative Fakten“: US-Präsident Donald Trump wird von Wissenschaftlern weltweit kritisiert. (Foto: dpa)

Seine Regierung verbreitet nach Aussage seiner Beraterin Kellyanne Conway „alternative Fakten“: US-Präsident Donald Trump wird von Wissenschaftlern weltweit kritisiert. (Foto: dpa)


Einreisestopp für Bürger aus sieben Ländern, Leugnung des Klimawandels und Impfkritik: Für Forscher gibt es viele Gründe, sich gegen die Politik des US-Präsidenten Donald Trump und für die Freiheit von Forschung und Lehre starkzumachen. Sie sammeln Unterschriften, boykottieren Reisen in die USA oder organisieren Protestmärsche.

Mehr als 42.000 Wissenschaftler und 62 Nobelpreisträger haben bereits unterzeichnet: Eine Petition richtetet sich aktuell gegen den Einreisestopp für Bürger sieben mehrheitlich muslimischer Länder, den US-Präsident Donald Trump kürzlich per Dekret erlassen hat. Zwar wurde dieser von US-Gerichten als verfassungswidrig angesehen und außer Kraft gesetzt, doch zeigten sich Wissenschaftler weltweit entsetzt über den Schritt Trumps.

So verschickte beispielsweise das Cochrane-Netzwerk, das systematische Übersichtsarbeiten zu medizinischen Themen erstellt, eine Protestnote. „Cochrane fühlt sich einer Kultur verpflichtet, bei der jedes Individuum fair und mit Respekt behandelt wird“, schreibt das Netzwerk. Der Einreisestopp verletzte zwei wichtige Prinzipien: Das der weltweiten Zusammenarbeit – und einer möglichst breiten Einbeziehung aller Menschen.

Aus Solidarität mit Wissenschaftlern aus den sieben betroffenen Ländern – darunter der Irak, Iran und Syrien – riefen Forscher bereits dazu auf, Konferenzen in den USA zu boykottieren. Einige Wissenschaftler erklären sich auch nicht mehr bereit, Fachartikel in US-Magazinen zu begutachten. „Diese Regierung hat sich entschlossen, systematisch Wissenschaftler wie auch andere basierend auf ihrer Rasse, Religion und Nationalität zu diskriminieren“, zitiert das Fachmagazin „Stat“ den australischen Mediziner Stuart Marshall. Auch indirekt wolle er die US-Regierung daher nicht mehr unterstützen. Der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron lud bereits US-Wissenschaftler dazu ein, nach Frankreich zu kommen, wenn sie sich in Amerika nicht mehr wohl und sicher fühlen.

Doch auch über Trumps einstweilig gescheiterten Einreisestopp hinaus sind Wissenschaftler über die Positionen des neuen US-Präsidenten in Sorge. Dieser ist als Leugner des Klimawandels oder als Impfkritiker bekannt – und hat nach Meinung vieler Beobachter auch in seinem Wahlkampf weniger mit wissenschaftlich überzeugenden Argumenten als mit Populismus geglänzt. Aus Sorge davor, seine neue Regierung könne unliebsame Daten von Regierungsbehörden verschwinden lassen, haben Forscher bereits Messdaten zum Klimawandel außerhalb des Landes gesichert. Statistiker fürchten, dass Trump auch amtliche Statistiken fälschen lassen könnte.

Trump hat zudem bereits Forschungsausgaben im Bereich der Geisteswissenschaften gekürzt und regierungsnahe Institute angewiesen, Kontakte mit der Presse und Öffentlichkeit stark zu reduzieren. Um gegen das anti-aufklärerische Denken der neuen US-Regierung zu protestieren, soll am 22. April in Washington sowie in vielen Städten der USA und Europas ein „March for Science“ stattfinden, bei dem Wissenschaftler wie auch interessierte Bürger für freie Forschung einstehen und protestieren wollen.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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