- DAZ.online
- News
- Wirtschaft
- Vorstand offen für Ü...
Nachdem die beiden Finanzinvestoren Cinven und Advent International Corporation Interesse an einer Übernahme des Bad Vilbeler Arzneimittelherstellers Stada geäußert haben, zeigt sich der Vorstand des Unternehmens offen für Gespräche. Die Stada-Aktie ist auf Höhenflug.
Im vergangenen Jahr hat das Stada-Management noch erbitterten Widerstand gegen die Einflussnahme des sogenannten aktivistischen Investors Active Ownership Capital (AOC) geleistet, der tiefgreifende Reformen bei dem Arzneimittelproduzenten gefordert und zum Teil auch durchgesetzt hatte. Gegenüber den aktuellen Übernahmeangeboten der beiden Finanzinvestoren Cinven und Advent zeigt sich die Stada-Führung nun wesentlich aufgeschlossener: „Der Vorstand der Stada Arzneimittel AG hat in seiner heutigen Sitzung einstimmig beschlossen, ergebnisoffene Gespräche mit den beiden potenziellen Bietern für den Erwerb von bis zu 100 Prozent der Aktien der Gesellschaft aufzunehmen“, teilte das Unternehmen mit.
Die beiden rechtlich unverbindlichen Interessenbekundungen von Cinven Partners LLP sowie von Advent International Corporation, mit denen sich der Vorstand bereits seit einiger Zeit beschäftige, „könnten auf unterschiedliche Weise attraktive Optionen im Unternehmensinteresse bieten“. Der Stada-Vorstand sei deshalb in ergebnisoffene Gespräche eingetreten, in denen die Interessenten ihre strategischen Konzepte näher erläutern und weitere Wertsteigerungspotenziale im Hinblick auf einen potenziellen Angebotspreis bewerten könnten.
Gebot über 3,5 Milliarden Euro
Erst am Sonntag hatte der Stada-Konzern, der insbesondere seit dem Einstieg von AOC am 1. April 2016 als Übernahmekandidat gilt, bestätigt, zwei Interessenbekundungen für eine Übernahme erhalten zu haben. Cinven bietet demnach 56,00 Euro je Stada-Aktie. Das würde einem Börsenwert von rund 3,5 Milliarden Euro entsprechen. Die Details des Advent-Angebotes sind nicht bekannt. Die Stada-Aktie schoss daraufhin um bis zu 14 Prozent nach oben und notierte damit teilweise sogar über dem von Cinven gebotenen Preis. Analysten von Kepler halten nun einen Bieterwettkampf für möglich und sehen die Aktie bei 62 Euro fair bewertet. Insgesamt ist der Aktienkurs von Stada seit dem Einstieg des Frankfurter Investors AOC um rund 60 Prozent gestiegen.
Interessant für Investoren: Geschäft mit Marken und OTC
Offenbar kommt die aktuelle Entwicklung auch bei AOC gut an: „Wir sind überzeugt, dass Vorstand und Aufsichtsrat den jetzt angestoßenen Prozess im Sinne des Unternehmens und der Aktionäre professionell und strukturiert führen werden“, teilte der Investor mit. Stada habe weiterhin ein großes operatives Wertsteigerungspotenzial, dessen Realisierung erst am Anfang stehe. „Als Ankeraktionär begrüßen und unterstützen wir die vom Vorstand bereits eingeleiteten Initiativen, um den Wert des Unternehmens zu steigern“, so AOC. Das Unternehmen hatte Stada 2016 kräftig aufgemischt und auf der Hauptversammlung Ende August den bisherigen Stada-Aufsichtsratschef Martin Abend zu Fall gebracht.
Branchenkenner vermuten, dass noch weitere Übernahmeinteressenten auf der Bühne erscheinen werden. Unter Finanzinvestoren gebe es ein großes Interesse an Stada. Nach einem Bericht des Handelsblatts erklärte Stada selbst, die Interessenten sollten „weitere Wertsteigerungspotenziale im Hinblick auf einen potenziellen Angebotspreis bewerten“. Mit der Abschaffung der Vinkulierung bei den Namensaktien hätten die Stada-Aktionäre auf der Hauptversammlung im vergangenen August eine wichtige Hürde für eine Übernahme abgeschafft. Nach turbulenten Monaten und dem Chefwechsel im vergangenen Jahr hat das neue Management unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden Matthias Wiedenfels das Unternehmen neu geordnet und arbeitet an der Steigerung der Profitabilität.
Lukratives Markengeschäft
Interessant ist für Investoren vor allem Stadas Geschäft mit Marken- und nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (OTC). Durch Akquisitionen hat das Unternehmen sein Portfolio hier in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut und erwirtschaftet in dem Bereich lukrative Margen. Zudem bietet das Markengeschäft Finanzinvestoren für einen späteren Zeitpunkt attraktive Exit-Strategien, da dafür vielfach hohe Preise gezahlt werden.
Laut Handelsblatt zahlte beispielsweise Bayer beim Kauf der OTC-Sparte von Merck & Co. gut das Sechsfache des Umsatzes und das 21-Fache des Ebitda. Sanofi habe mehr als das Vierfache des Umsatzes für die Selbstmedikationssparte von Boehringer gezahlt.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.