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Krebs-Früherkennung
Neue Richtlinien zur Frühdiagnose des Gebärmutterhalskrebses
Im
Gegensatz zu den regelmäßigen Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs – dem Mammographie-Screening –
ist die Bedeutung der Früherkennung des Zervixkarzinoms
vielen Frauen weniger bewusst. Welche neue Vorgaben es hierfür gibt, war Thema beim Frauenärztekongress in Düsseldorf.
Bei
Frauen unter 45 Jahren ist Gebärmutterhalskrebs nach dem Brustkrebs die
zweithäufigste Krebsart bei Frauen weltweit. Dabei gehört er zu den wenigen
Krebsarten, die man schon im Vor- und Frühstadium feststellen, behandeln und
heilen kann.
Auslöser des Zervixkarzinoms sind bestimmte Typen Humaner Papillomviren (HPV), wobei die HPV-Hochrisiko-Typen 16 und 18 etwa 70 Prozent der Fälle verursachen. Eine vorbeugende Impfung gegen eine Infektion mit den HPV-Hochrisiko-Typen 16 und 18 ist möglich, schließt jedoch ein Erkrankungsrisiko trotzdem nicht ganz aus, denn das Zervixkarzinom wird zu etwa 25 Prozent durch andere HPV-Typen verursacht.
Anlässlich des FOKO 2017, des größten jährlichen Frauenärztekongresses Deutschlands vom 8. Bis zum 11. März in Düsseldorf informierte Klaus J. Neis, niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Saarbrücken, über die aktualisierte Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses, mit der ein neues Programm zur Krebsfrüherkennung (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie / KFE-RL) den Weg gebracht wird.
Pap-Test und HPV-Test
Kern der Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt ist der so genannte Pap-Test. Der Name geht auf den Frauenarzt George Nicholas Papanicolaou zurück, der den Test vor 80 Jahren erfunden hat. Beim Pap-Test streicht der Arzt vom Muttermund und dem Gebärmutterhalskanal Zellen ab, die dann anschließend in einem Labor unter dem Mikroskop untersucht werden. Nach der neuen Richtlinie soll Frauen zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr wie bisher jedes Jahr im Rahmen der Krebsfrüherkennung auch der Abstrich zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebs angeboten werden. Bei Frauen ab 35 Jahren soll das Intervall für den Krebsabstrich vom Gebärmutterhals auf drei Jahre verlängert werden. Allerdings soll jetzt zu der Zelluntersuchung unter dem Mikroskop ein HPV-Test hinzukommen.
HPV-Test liefert bei jungen Frauen oft Fehlalarm
Der
HPV-Test berge einige Probleme, gibt Neis zu Bedenken. Zum einen sei bei jungen
Frauen die HPV-Infektionsrate sehr hoch. Zum anderen heile die Infektion in den
meisten Fällen nach einem bis anderthalb Jahren aus, ohne dass eine Veränderung
am Gebärmutterhals zurückbleibt. Ein HPV-Test würde hier in der Mehrzahl der
Fälle nur blinden Alarm auslösen, erläutert der Frauenarzt. In dieser Gruppe
bleibe die Untersuchung des Zellabstrichs unter dem Mikroskop (Zytologie) die
Methode der Wahl. Demgegenüber seien Neuinfektionen bei Frauen über 35 Jahre
seltener, und ein Virusnachweis deute in dieser Altersgruppe auf eine Infektion
hin, die nicht von allein ausheilt. Durch eine Kombination der Zytologie und
der HPV-Diagnostik, Co-Test genannt, könnte ein Synergie-Effekt entstehen, der
die Treffsicherheit erhöht. Neis begrüßt das neue Früherkennungsprogramm, da es
den Gegebenheiten in Deutschland seiner Meinung nach am ehesten entspricht.
Bis ins hohe Alter zur Krebsfrüherkennung
Wie aus einer Pressemitteilung anläßlich des FOKO 2017 weiter zu erfahren ist, erkranken Frauen, die jedes Jahr zur Früherkennung gehen, um 90 Prozent seltener an Gebärmutterhalskrebs als Frauen, die diese Untersuchung niemals wahrnehmen. Damit sei diese Art der Krebsfrüherkennung in Deutschland die erfolgreichste überhaupt. Derzeit werde hierzulande noch etwa 4.300 Frauen pro Jahr ein Zervixkarzinom neu diagnostiziert. Vor der Einführung der Früherkennung seien es fast 20.000 gewesen. 1.600 stürben jährlich daran, im internationalen Vergleich wenig. Die neuen Vorgaben sollten die Zahl noch weiter reduzieren. Das Wichtigste sei, betonte der Frauenarzt Neis, dass die Frauen auch weiterhin regelmäßig bis ins hohe Alter zur Krebsfrüherkennung gehen.
Informations-Flyer in Arbeit
Vor der Einführung des Programms soll ein offizieller Informations-Flyer für alle Patientinnen bereit gestellt werden, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, das IQWiG erarbeiten soll. Bereits im November 2015 war im „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe ein Ratgeber „Gebärmutterhalskrebs“ für Patientinnen erschienen.
Darin erhalten Interessierte einen Gesamtüberblick über das Thema. Sie erfahren, warum normale Zellen zu Krebszellen werden können und wie Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wird. Des Weiteren informiert die Leitlinie über den Aufbau und die Funktion des Gebärmutterhalses selbst. Auch die Anzeichen für das Zervixkarzinom und darauf folgende Therapiemöglichkeiten sind hier patientengerecht aufbereitet.
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