DAZ.online: Sie sprachen vorhin von Kontrollmechanismen. Wie
kommen denn die Spieler an ihre Arzneimittel?
Schleicher: Nur über uns. Wenn ein Spieler ein Schmerzmittel
benötigt, erhält er das jeweilige Präparat – ob nun verschreibungspflichtig
oder nicht – nur über die medizinische Abteilung. Außerdem müssen die Spieler
uns bis ins letzte Detail mitteilen, welche Medikamente sie im Rahmen der
Selbstmedikation zu Hause zu sich nehmen. Das ist schon alleine wegen der
Doping-Vorschriften notwendig. Wir müssen gegenüber den Behörden für jeden
Spieler ganz genau auflisten, welche Medikamente er einnimmt. Alleine deswegen
ist ein Arzneimittelmissbrauch schon sehr schwierig.
DAZ.online: Trotzdem ist es möglich, dass Spieler Ihnen
verheimlichen, dass sie nebenbei noch selbst Ibuprofen oder Diclofenac
einschmeißen…
Schleicher: Das lässt sich niemals ausschließen. Allerdings
messen wir regelmäßig bei jedem Spieler alle Nieren- und Leberwerte und würden
es, so hoffe ich, schnell mitbekommen, wenn Analgetika in zu hohem Maße
eingenommen werden.
Jeder Bundesliga-Arzt hat sein eigenes Rezept für Schmerzspritzen
DAZ.online: Wenn Sie dann doch mal ein Schmerzmittel
verordnen, welche sind das denn?
Schleicher: In erster Linie die klassischen nicht-steroidalen
Antirheumatika, die sowohl als Tablette als auch in Spritzen verabreicht
werden. Zusätzlich kommen Spritzen mit homöopathischen Wirkstoffen zum Einsatz,
die die Heilung der Verletzung an sich beschleunigen sollen. Kortison kommt
aufgrund der Nebenwirkungen und der damit verbundenen Doping-Problematik (nur
lokale Anwendung erlaubt) nur sehr selten zum Einsatz. Die genaue
Zusammensetzung der Spritzen möchte ich aber nicht preisgeben, da hat jeder
Arzt sein eigenes Vorgehen. Zu den moderneren Therapieverfahren gehört übrigens
auch die Eigenbluttherapie.
DAZ.online: Ist es denn richtig, dass Spieler vor den
Partien grundsätzlich Ibuprofen oder Diclofenac einnehmen, damit sie Schläge
oder Tritte während des Spiels weniger spüren?
Schleicher: Auch da will ich nicht unehrlich sein. Natürlich
kommt das vor. Aber auch das haben wir im Blick und kontrollieren das. Wobei
ich glaube, dass das bei vielen Spielern auch eine psychologische Wirkung hat.
Schließlich ist der Adrenalin-Ausstoß während eines Spieles so hoch, dass
Schmerzen ohnehin weniger wahrgenommen werden als sonst.
DAZ.online: Verordnen Sie denn parallel zu den Analgetika
auch gleichzeitig Pantoprazol oder Ähnliches?
Schleicher: Nur in den seltensten Fällen nehmen Spieler bei
uns länger als ein paar Tage hintereinander Schmerzmittel ein. Wenn das aber
der Fall ist, bekommen die natürlich gleichzeitig Protonenpumpenhemmer.
DAZ.online: Und wo bekommen Sie die Arzneimittel her?
Schleicher: Wir haben eine Kooperation mit einer Berliner
Apotheke. Alle meine Verordnungen wandern da hin, wir beziehen auch
Verbandsmaterialien und Tapes über diese Apotheke. Die Ware wird dann zu uns
geliefert. Die Spritzen ziehe ich mir aber selbst auf und lasse sie mir nicht
fertig anliefern.
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