Lancet-Studie

Amazonas-Ureinwohner haben gesündeste Arterien der Welt

London - 21.03.2017, 14:25 Uhr

Gesunde Tsimane: Im Schnitt sind die Blutgefäße eines 80-jährigen Ureinwohners so geschmeidig wie die eines Mittfünfzigers aus den USA. (Foto: Ben Trumble / The Lancet)

Gesunde Tsimane: Im Schnitt sind die Blutgefäße eines 80-jährigen Ureinwohners so geschmeidig wie die eines Mittfünfzigers aus den USA. (Foto: Ben Trumble / The Lancet)


„Die Studie erinnert daran, wie wichtig natürlicher Lebenswandel ist“

Die Forscher fanden auch heraus, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Tsimane erhöhte Entzündungswerte hatte. „Nach konventionellem Denken erhöhen Entzündungen das Risiko für Herzerkrankungen“, sagte Ko-Autor Randall Thompson. Bei den Tsimane habe sich da jedoch kein Zusammenhang herstellen lassen – vermutlich stammten die Entzündungswerte von zahlreichen Infektionen, denen die Tsimane ausgesetzt seien.

Allerdings zeichnet sich nach Einschätzung der Autoren auch bei den Ureinwohnern ein Wandel ab. „In den vergangenen fünf Jahren haben neue Straßen und die Einführung motorisierter Kanus den Zugang zur nahen Marktstadt, wo Zucker und Speiseöl zu kaufen ist, dramatisch erhöht“, beschreibt Mitautor Ben Trumble.

Gänzlich neu sind die Erkenntnisse der US-Forscher nicht. „Die heutigen Empfehlungen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten, aber auch anderen Wohlstandskrankheiten, zielen auf die gleichen Lebensstil- und Risikofaktoren wie Ernährung, Bewegung, Körpergewicht ab, die sich in dieser Studie als so protektiv erwiesen haben“, sagt der Ernährungsmediziner Hans Hauner vom Klinikum Rechts der Isar in München. Diese seien nur nach wie vor zu wenig bekannt. Jeder einzelne müsse da mehr Eigenverantwortung lernen.

Heribert Schunkert vom Herzzentrum München und Wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Herzstiftung ergänzt, dass Arteriosklerose durchaus verschiedene Ursachen habe. „Es ist immer ein ganzes Bündel verschiedener Aspekte, die sich aufsummieren.“ Genetische Veranlagung und Lebensstil beeinflussten und modulierten sich dabei wechselweise. Für den einen sei zur Prävention je nach Stoffwechsel-Veranlagung Sport hilfreicher, für den anderen cholesterinarme Ernährung.

Auch komme man aus den Konventionen seiner jeweiligen Lebensumwelt nur schwer heraus, sagt Schunkert. Trotzdem: „Die Studie erinnert daran, wie wichtig natürlicher Lebenswandel ist.“



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