AOK versus Pro Generika

Monopolisierung durch Rabattverträge – Wahrheit oder Irrglaube?

Stuttgart - 12.04.2017, 14:30 Uhr

AOK-Chef Herrmann widerspricht Pro Generika. (Foto: AOK BaWü)

AOK-Chef Herrmann widerspricht Pro Generika. (Foto: AOK BaWü)


„Pro Generika ist auf dem Holzweg.“ Mit dieser Aussage kritisiert Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, Äußerungen des Branchenverbandes zu den Rabattverträgen. Diese führen nämlich laut Pro Generika dazu, dass immer weniger Generikaunternehmen an der Versorgung teilnehmen bei gleichzeitig zunehmender Marktkonzentration auf Wirkstoffebene. 

„Pro Generika irrt.“ Mit diesen Worten ist eine aktuelle Pressemitteilung der AOK Baden-Württemberg überschrieben. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Christopher Hermann, der federführend bundesweit die Rabattverträge für die AOK verhandelt, widerspricht darin Äußerungen von Pro Generika anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Rabattverträge. Denn nach Ansicht des Branchenverbandes zeigen sich die negativen Auswirkungen der Rabattverträge von Jahr zu Jahr immer deutlicher. Drei Entwicklungen seien seit Einführung und Scharfschaltung der Rabattverträge zu beobachten. „Erstens geht die Zahl der Generikaunternehmen, die an der Versorgung teilnehmen, seit Jahren zurück. Zweitens nimmt die Marktkonzentration auf Wirkstoffebene kontinuierlich zu. Bei versorgungskritischen Antibiotika wie Cefixim, Doxycyclin und Clarithromycin stellen lediglich nur jeweils drei Unternehmensgruppen 99 Prozent der Versorgung im Rabattvertragsmarkt sicher. Drittens führen diese beiden Entwicklungen zu einer steigenden Anzahl an Lieferengpässen im Rabattvertragsmarkt. Denn je weniger Unternehmen an der Versorgung der Patienten teilnehmen, desto größer wird die Gefahr von Lieferengpässen“. Pro Generika ist daher der Auffassung, dass Rabattverträge zwar zu zusätzlichen Preisnachlässen für die GKV führten, gleichzeitig aber die Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln abnehme. 

Studie zu Antibiotika

Die Aussagen von Pro Generika sind nicht aus der Luft gegriffen. Für den Bereich der Antibiotika hat Pro Generika eine Studie beim IGES-Institut in Auftrag gegeben. Diese sollte unter anderem Fragen, wie die nach dem Anbieterrückgang und der Marktkonzentration beantworten. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Marktkonzentration auf aggregierter Ebene zwar moderat und für die große Gruppe der systemischen Antibiotika zeitweise sogar erhöht ist, aber ohne Aufwärtstrend. Auf Einzelwirkstoffebene hingegen habe die Anbieterkonzentration deutlich zugenommen, die Anbieterzahlen sind rückläufig, besagt die Untersuchung. Auch für die fünf verbrauchsstärksten Antibiotika zeige sich eine hohe Anbieterkonzentration.

„Keine Verengung sondern Marktwirtschaft und Wettbewerb"

AOK-Chef Hermann sieht das ganz anders. „Pro Generika ist auf dem Holzweg“, kommentierte er die Aussagen von Pro Generika. Tatsächlich hätten die Arzneimittelrabattverträge allein im zehnten Jahr ihres Bestehens zu einem Einsparvolumen von knapp 3,9 Milliarden Euro geführt, erklärt er in einer aktuellen Mitteilung der AOK BaWü. So konnten in den zehn Jahren Versichertengelder in Höhe von insgesamt 20 Milliarden Euro eingespart werden. Damit habe man aber alles andere als eine Verengung des Arzneimittelmarkts erreicht, sondern im Gegenteil, endlich Marktwirtschaft und Wettbewerb. Die Mechanismen des Arzneimittelmarkts funktionierten eben anders als sich das die fünf großen Pharmakonzerne zurechtbiegen, die im Lobbyverband das Sagen haben, sagte Herrmann weiter. Es müsse darum gehen, im Interesse der Patienten den Arzneimittelmarkt für möglichst viele Anbieter zu öffnen und dauerhaft offen zu halten. 



jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Herrmannschen-Wettbewerb ... ist nicht nur nicht gut für ... Babys ...

von Christian Timme am 15.04.2017 um 4:23 Uhr

Wenn die "AllesOK" von Marktwirtschaft und Wettbewerb spricht ist das der Widerspruch in sich. Wer das auf den ersten Blick nicht erkennt, kann nur dort versichert sein oder dafür arbeiten. Weiterhin sollte ein AOK-Chef sich nicht auf den Herfindahl-Index beziehen solange dabei die eigene Konzentration in der Konzentration nicht berücksichtigt wird ... das kommt davon, wenn man als Kind keine Milchpumpe ... aus rein marktwirtschaftlichen Erwägungen heraus ... bekommt ...

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